Gesundheit! Gegen das Kranksparendes Sozialbereichs

Demonstration der Gewerkschaft GPA Salzburg gegen die Kürzung im Sozialbereich
© Emanuel Andreata

Nach dem Scheitern der zweiten Runde der Sozialwirtschaft-Verhandlungen wächst der Druck auf die Arbeitgeber. Bei Aktionen in Salzburg und Wien haben Tausende gegen Kürzungen demonstriert.

Die zweite Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für rund 130.000 Beschäftigte in der privaten Sozialwirtschaft ist erfolglos geblieben. Die Arbeitgeberseite bot in der zweiten Verhandlungsrunde nur 2,5 Prozent für zwei Jahre (!), also 1,25 Prozent für 2026 und 1,25 Prozent für 2027 – ein herber Rückschlag für alle, die täglich in Pflege, Betreuung und Sozialarbeit im Einsatz sind. (Stand: 18.11.2025)

Echte Verbesserungen

Die Gewerkschaften GPA und vida informieren daher derzeit in Betriebsversammlungen und Kundgebungen die Beschäftigten. „Die hochprofessionelle Arbeit unserer Kolleg:innen muss auch entsprechend honoriert werden“ stellt Eva Scherz, Verhandlerin der Gewerkschaft GPA, klar.

„Die hochprofessionelle Arbeit unserer Kolleg:innen muss auch entsprechend honoriert werden.“

Eva Scherz, Verhandlerin der GPA

Von einer fairen Erhöhung würden beide Seiten profitieren, ist GPA-Verhandlerin Eva Scherz überzeugt: „Die Arbeitgeber, die oft mit Personalnot zu kämpfen haben, sollten ein ureigenes Interesse haben, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen.“

Tausende bei Mitmachaktion

Daher hatten die Gewerkschaften GPA und vida im Vorfeld der zweiten Verhandlungsrunde dazu aufgerufen, die Arbeit zu unterbrechen, um ein Unterstützungsfoto zu machen und an die Gewerkschaft zu übermitteln. Tausende Beschäftigte hatten sich daran beteiligt und ihre Solidarität bekundet.

Pflegezuschuss gestrichen

Dass Kürzungen und Einsparungen im Sozialbereich zum Nachteil der ganzen Gesellschaft wären, war auch bei einer Demonstration in Salzburg zu hören. Dort demonstrierten Anfang November über 3.000 Menschen gegen die geplanten Kürzungen beim Pflegebonus, die das Bundesland beschlossen hat. Entschlossen zogen sie unter dem Motto „Stopp den Pflegeraub.“ durch die Stadt. „Die Streichung des Zuschusses ist unserer Ansicht nach Pflegeraub. Deshalb verstehe ich auch alle, die hier zu Recht sauer sind“, so Michael Huber von der GPA Salzburg.

Laut Isabel Tanzer, Betriebsrätin bei der Suchthilfe Wien, ist ein fairer Abschluss notwendig, um die Kolleg:innen in ihren Berufen zu halten.
© Edgar Ketzer

Pflegebett vor „The Mall“

Am Tag darauf versammelten sich in Wien zahlreiche Betriebsrät:innen aus der Sozialwirtschaft und forderten lautstark einen fairen Abschluss und echte Verbesserungen für ihre Kolleg:innen.
Dazu wurde vor dem Einkaufszentrum „The Mall“ ein leeres Pflegebett aufgestellt, vor dem Milan Konrad von Jugend am Werk erklärte, dass die Kolleg:innen mehr Respekt verdient haben: „Quer durch alle Gesellschaftsschichten brauchen uns die Menschen. Aber die Gesellschaft muss auch bereit sein, uns dafür zu bezahlen!“

„Es ist nicht die Aufgabe der Beschäftigten, die Budgeteinsparungen auszugleichen.“

Isabel Tanzer, Betriebsrätin, Suchthilfe Wien

Im Gespräch mit der KOMPETENZ berichtete Isabel Tanzer von der Suchthilfe Wien von der ohnehin angespannten Lage der Branche. Hier zu kürzen, hätte drastische Folgen: „Die Arbeitgeber wollen uns nicht einmal die Inflation abgelten, obwohl 40 Prozent der Mitarbeiter:innen in unserer Branche über einen Berufswechsel nachdenken. Das können wir so natürlich nicht stehen lassen.“

Für Fairness kämpfen

Nach dem Scheitern der zweiten Runde ist klar: Die Beschäftigten geben nicht auf. Sie kämpfen weiter, bis ein faires Ergebnis erreicht ist. Denn ohne die Arbeit der Menschen in Pflege, Betreuung und Sozialarbeit ist das soziale Netz in Österreich undenkbar.

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