Plus 1,7 Prozent in der Erwachsenenbildung

Senad Lacevic, Betriebsratsvorsitzender der VHS Wien
Foto: Nurith Wagner-Strauss

Senad Lacevic, Betriebsratsvorsitzender der Volkshochschulen Wien und in Abwesenheit von Nerijus Soukup Chefverhandler für den Kollektivvertrag in der Erwachsenenbildung, freut sich über ein Plus von 1,7 Prozent ab Mai und eine Einmalzahlung für die Mehrheit der Beschäftigten im Oktober.

Für die rund 10.000 Beschäftigten bei privaten Bildungseinrichtungen gibt es ab 1. 5. 2021 ein Plus von 1,7 Prozent. Senad Lacevic, der Nerijus Soukup als Chefverhandler vertreten hat, ist zufrieden mit dem neuen Kollektivvertrag, er bringt ein „solides Ergebnis in schwierigen Zeiten: Unser Abschluss liegt deutlich über der Inflationsrate von 1,35 Prozent. Viele KollegInnen waren positiv überrascht von der Höhe der Gehaltssteigerung.“

Die Ausgangslage für die Verhandlungen war heuer schwierig, weil die wirtschaftliche Situation in den Betrieben höchst unterschiedlich ist. „Die Auftragslage in der Branche ist derzeit sehr uneinheitlich. Während es für die Volkshochschulen sehr schwierig ist, ihr Kursangebot am freien Markt anzubieten, weil Kochen, Bewegung oder Sprachkurse derzeit nicht erlaubt sind, boomen durch Drittmittel finanzierte Kurse im Auftrag des AMS, der Stadt Wien oder anderer Fördergeber“, beschreibt Lacevic die uneinheitlichen Interessenslagen.

Einmalzahlung

Der neue Kollektivvertrag bringt für die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten neben der Erhöhung der KV- und IST-Löhne und Gehälter außerdem 200 Euro als Einmalzahlung – die sogenannte Corona-Prämie. Allerdings können nicht alle Betriebe in der Branche die Prämie leisten, die mit dem Oktober Gehalt ausbezahlt wird. Die MitarbeiterInnen der Volkshochschulen, wo 450 von 1000 Angestellten in Kurzarbeit waren, bekommen die Extrazahlung leider nicht. „Die klassischen Aufgabenbereiche der Volkshochschulen sind während der Pandemie weggebrochen, das hat ein riesiges finanzielles Problem erzeugt“, erklärt Lacevic. Auch bei den kleineren Sprachschulen sind die Einnahmen weggebrochen.

Arbeitszeitverkürzung bleibt wichtiges Thema

Dass im aktuellen Abschluss keine Verkürzung der Arbeitszeit erreicht wurde, obwohl diese als gewerkschaftliche Kernforderung in der Branche gilt, hat Lacevic nicht überrascht: „In Krisenzeiten, in denen die MitarbeiterInnen in Kurzarbeit sind, damit die Firmen wirtschaftlich überleben können, ist eine rasche Umsetzung nicht realistisch.“ Immerhin wurde eine Arbeitsgruppe der Sozialpartner zum Thema gegründet, ein erstes Treffen mit VertreterInnen der Arbeitgeber, bei dem sinnvolle Wege einer Arbeitszeitverkürzung skizziert wurden, hat bereits stattgefunden.

» Die Leistung der Beschäftigten muss langfristig höher bewertet werden.«

Senad Lacevic

Die Verkürzung der Arbeitszeit für die Beschäftigten in der Erwachsenenbildung bleibt dennoch das große Ziel des Gewerkschafters: „In dieser Branche ist es nicht immer möglich, auf Wunsch Vollzeit zu arbeiten, viele KollegInnen müssen, zum Beispiel bei Projektkürzungen, sogar unfreiwillig weniger arbeiten.“ Arbeitszeitverkürzung hätte für den Gewerkschafter nicht nur positive Effekte für alle Teilzeit und Vollzeit Beschäftigten, sondern wäre auch „ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung der hohen Arbeitslosigkeit“. Lacevic wird die gewerkschaftliche Hauptforderung in wirtschaftlich stabileren Zeiten nicht vergessen: „Die Leistung der Beschäftigten muss langfristig höher bewertet werden.“

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