Gute Deutschkenntnisse sind ein Baustein für das Gelingen von Integration. Die SprachtrainerInnen arbeiten aber oft schlecht bezahlt und nicht ausreichend sozial abgesichert.
Andrea Schober sieht einen Meilenstein erreicht: Seit Oktober gilt an allen privaten Bildungsvereinigungen ein einheitlicher Kollektivvertrag, kurz BABE-KV genannt. BABE, das ist die Berufsvereinigung der ArbeitgeberInnen privater Bildungseinrichtungen. Schober ist in der GPA-djp für die Interessengemeinschaft work@education zuständig. Sie vertritt jene rund 9.000 ArbeitnehmerInnen, die österreichweit in über 500 privaten Bildungseinrichtungen tätig sind. Ein Teil von ihnen unterrichtet Deutsch.
Ungleiche Arbeitsverhältnisse
Die Branche kennt derzeit drei verschiedene Arten von Arbeitsverhältnissen: TrainerInnen, die angestellt sind, WerkvertragsnehmerInnen und freie DienstnehmerInnen. „Der Trend geht nun in Richtung Anstellung“, freut sich Schober, „auch deswegen, weil vielfach nachgewiesen werden konnte, dass es sich um keine freien Tätigkeiten, sondern um Umgehungsverträge gehandelt hat.“ Natürlich gebe es TrainerInnen, die berechtigterweise frei arbeiten – aber das Gros übe die Unterrichtstätigkeit vollberuflich aus.
Gudrun Konrad sieht die Branche in einem großen Wandel. „Vor zehn, 20 Jahren hatten wir KursteilnehmerInnen, die vorrangig aus der Türkei oder dem ehemaligen Jugoslawien kamen. Heute kommen sie aus aller Welt und die Bildungsniveaus sind sehr unterschiedlich. Die einen haben Matura, die anderen stammen aus Kriegsgebieten und hatten nie die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen.“ Konrad ist nicht nur Vorsitzende des Bundesausschusses work@education, sondern auch Teamleiterin der Hauptschulabschluss-Lehrgänge für Jugendliche an der Volkshochschule 16 in Wien.
Niedrige Honorare
Lernende aus verschiedensten Ländern mit unterschiedlicher Vorbildung – das bedeutet für die SprachtrainerInnen auch erhöhte Anforderungen. „Nach einem Lehrbuch zu unterrichten, das funktioniert hier nicht. Man muss sich immer wieder neue, auf die Teilnehmer zugeschnittene Materialien zusammenstellen.“ Das bedingt eine zeitintensive Vorbereitung des Unterrichts. Für Lehrende, die als freie DienstnehmerInnen nach Stunden bezahlt werden, ist diese Arbeit bereits im Honorar inkludiert. Dieses beträgt je nach Kursanbieter um die 20 Euro, manchmal etwas mehr, manchmal etwas weniger. Auch nur 13 Euro würden von manchen Auftraggebern bezahlt, erzählt Konrad.
Bei angestellten SprachtrainerInnen ist je Unterrichtseinheit eine bestimmte Zeiteinheit an Vorbereitung vorgesehen. Klar geregelt ist das im BABE-KV allerdings nicht. Hier ist zwar bezahlte Vor- und Nachbereitung festgeschrieben, doch es wird kein exakter Schlüssel – etwa analog dem Werteinheitenmodell für AHS-LehrerInnen – genannt. Viele Institute handhaben dies so, dass 20 Prozent der Arbeitszeit für die Vorbereitung aufgewandt werden. Aus der Sicht Konrads ist das allerdings „deutlich zu wenig“.
Freie Dienstnehmerin
Astrid Kaindl ist eine der Deutsch-Lehrenden, die an der VHS 16, aber auch an anderen Bildungseinrichtungen unterrichtet. Sie ist derzeit freie Dienstnehmerin, wird also nach Stunden bezahlt, ist aber kranken-, pensions- und arbeitslosenversichert. Was sie nicht erhält ist Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Und auch bezahlten Urlaub gibt es keinen. Ist die Lücke zwischen Kursen zu lang, etwa in der Ferienzeit, meldet sie sich arbeitslos.
Frei oder angestellt?
Den BABE-KV sieht sie grundsätzlich positiv, „weil er eine gewisse soziale Absicherung bietet“. Wenn sie um sich schaue, sei aber die Mehrheit der TrainerInnen immer noch frei tätig. Schlecht sei zudem das Einstiegsgehalt bei diesem KV: Dieser sieht ein Einstiegsgehalt von knapp 1.900 Euro brutto vor.
Schober gibt hier allerdings zu bedenken: Freie DienstnehmerInnen bekämen eben kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld, im Krankheitsfall ein verringertes Krankengeld und hätten keinen bezahlten Urlaub. Das müsse hier alles gegengerechnet werden. Sie ist daher überzeugt davon, dass die meisten TrainerInnen in einem Angestelltenverhältnis besser aussteigen.Viele Einrichtungen, allen voran das Arbeitsmarktservice, fordern von ihren TrainerInnen postgraduale Ausbildungen im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Einige Jahre lang gab es daher einen regelrechten Run auf die Ausbildung, vor allem von Absolventen geistes- und kulturwissenschaftlicher Studien. Das Überangebot an Lehrenden habe hier natürlich den Preis gedrückt. Inzwischen kommen nicht mehr so viele Leute nach, erzählt Kaindl. „Es hat sich wohl herumgesprochen, dass nicht gut bezahlt wird.“
Berufsbild
Kaindl unterrichtet bereits seit rund 20 Jahren Deutsch als Fremdsprache – und mag ihren Beruf immer noch gerne. „Es ist immer wieder erfrischend, wenn die Kursteilnehmer dann zu reden anfangen. Es ist ja schon eine Herausforderung, eine Sprache zu unterrichten, wenn es davor keine gemeinsame Sprache gibt.“ Was ihr nicht behagt, sind Versuche einzelner Bildungsanbieter, hier Profit zu machen. „Bildung ist keine Ware, die gewinnorientiert verkauft wird.“
Als freie Dienstnehmerin würde sich Kaindl vor allem eine Erhöhung der Stundensätze wünschen – und eine extra bezahlte Vorbereitungszeit. Die Honorare seien lange nicht erhöht worden, teilweise sogar gesunken. Wie viele DeutschtrainerInnen in Österreich heute tätig sind, ist schwer zu eruieren. Der Österreichische Verband für Deutsch als Fremdsprache/Zweitsprache (ÖDaF) hat knapp 500 Mitglieder. Nicht alle TrainerInnen sind hier allerdings organisiert. Insgesamt ist die Branche auch durch eine hohe Fluktuation gekennzeichnet, so Schober. Den typischen DaF- und DaZ-Trainer gibt es nicht: Die einen jobben neben dem Studium, die anderen neben dem Grundberuf Lehrer, viele haben heute aber einen Hauptberuf daraus gemacht, unterrichten dann oft an verschiedensten Einrichtungen, um ihre Existenz fristen zu können.