Die journalistische Ausgewogenheit im ORF muss erhalten bleiben.
Als 1972 der österreichische Skifahrer Karl Schranz von den Olympischen Winterspielen ausgeschlossen wurde, kehrte er unter dem frenetischen Jubel Tausender am Ballhausplatz triumphal nach Hause zurück. Dieser Masseneuphorie war eine beispiellose ORF-Kampagne gegen das Internationale Olympische Komitee und für Schranz vorangegangen. Wenn man den Erzählungen des ehemaligen Bundeskanzlers Bruno Kreisky glaubt, soll die vom ORF provozierte Massenkundgebung vor dem Bundeskanzleramt inklusive erhobener rechter Arme vieler TeilnehmerInnen der Auslöser dafür gewesen sein, dass Kreisky mit dem ORF-Gesetz 1974 das größte Medienhaus des Landes in eine Anstalt öffentlichen Rechts überführte. Die Idee dahinter: Der ORF mit seiner unglaublichen Breitenwirksamkeit sollte unabhängig und gleichzeitig demokratisch kontrolliert sein.
Heute nutzen neun von zehn ÖsterreicherInnen täglich zumindest ein Angebot des ORF. Gemäß seines Auftrags deckt das Medienhaus dabei alle Bereiche der Mediennutzung ab: Neben dem Fernsehen bringt der öffentliche Rundfunk auch Radioprogramme und einen Online-Auftritt. Besonders wichtig ist den Österreicherinnen und Österreichern dabei die Information. 91 Prozent geben an, daran sehr oder eher interessiert zu sein. Das ist der mit Abstand höchste Wert aller Rubriken. Fast drei Viertel der Befragten ist dabei mit dem Informationsangebot zufrieden.
Neutrale Berichterstattung ist den ZuseherInnen wichtig
Voraussetzung für diese guten Zahlen ist eine neutrale und ausgewogene Berichterstattung, die 9 von 10 ZuschauerInnen wichtig ist. Journalistische Unabhängigkeit ist für öffentlich-rechtliche Sender immer eine schwierige Frage, an der ständig gearbeitet und die stets beobachtet werden muss. Noch heute profitiert der ORF in diesem Punkt von seiner Struktur, die es ihm erlaubt, auch gegenüber der Bundesregierung kritisch zu sein. In anderen europäischen Ländern kann momentan beobachtet werden, wie Regierungspolitiker sich ihren Einfluss auf staatliche Medien zunutze machen und sich dort feiern lassen. Der ORF erreicht eine weitgehende Unabhängigkeit durch seine Stiftungsstruktur und seine Gebührenfinanzierung.
Wäre der ORF rein aus Steuermitteln finanziert, so müsste er jedes Jahr mit dem Finanzminister über seine finanzielle Ausstattung verhandeln, und es bestünde die Gefahr der Selbstzensur, um den Verhandlungspartner wohlwollend zu stimmen. Durch seine Gebührenfinanzierung durch die GIS ist der ORF aber den Zuschauerinnen und Zuschauern im Wort, nicht der jeweiligen Regierung. Das gleiche Modell verfolgen etwa auch die deutsche ARD oder die britische BBC.
Die Ausgewogenheit der Berichterstattung zu verteidigen – das sollte uns 80 Cent GIS-Gebühr pro Tag wert sein.