Am 7. November 2019 hätte der ehemalige GPA-Vorsitzende und Sozialminister Alfred Dallinger (1926-1989) seinen 93. Geburtstag gefeiert. Er kam am 23. Februar 1989 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
Der Name Alfred Dallinger ist mit der Geschichte der Gewerkschaft GPA untrennbar verbunden, nicht zuletzt auch durch die Benennung des Alfred-Dallinger-Platzes, als „die“ Andresse der GPA. Bekanntlich befand sich der Sitz der Gewerkschaft GPA bis 2005 auf dem Deutschmeisterplatz. Wer war nun dieser „legendäre“ Alfred Dallinger?
Alfred Dallinger wurde am 7. November 1926 in Wien geboren. Der Vater war Straßenbahner, die Mutter Betriebsrätin in der Firma Reichart. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule absolvierte er ab 1940 in den Wiener Heilmittelwerken eine Drogistenlehre, wo er einer oppositionellen Jugendgruppe angehörte. Nach seiner Einberufung zum Wehrdienst und einer 1944 erlittenen Kriegsverletzung setzte er 1945 seine Berufstätigkeit bei den Wiener Heilmittelwerken fort. In den Nachkriegsjahren begann auch sein gewerkschaftliches Engagement in der Jugendorganisation der Gewerkschaft der Angestellten in der Privatwirtschaft (GAP), wie die Gewerkschaft GPA damals noch hieß. 1948 wurde er hauptamtlicher Jugendsekretär. Eines seiner großen Vorbilder war der erste „offizielle“ Vorsitzende der GAP Friedrich Hillegeist, dessen Name mit dem 1955 beschlossenen und 1956 in Kraft getretenen Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG), dass die Grundlage für die Entwicklung des modernen Sozialstaates werden sollte, untrennbar verbunden ist.
Harter Verhandler
1955 wurde Dallinger zum Leitenden Sekretär der GAP-Sektion Versicherungen ernannt, 1966 zum Zentralsekretär und stellvertretenden Geschäftsführer und 1974 als Nachfolger des von Rudolf Häuser, der 1962-1974 auch Vorsitzender der GPA war, der von zum Vorsitzenden der GPA gewählt. Seit 1974 war Alfred Dallinger auch Abgeordneter zum Nationalrat, ab 1975 Vizepräsident des ÖGB. Von 1968 bis 1980 war Dallinger Obmann der Pensionsversicherung der Angestellten. Im Jahr 1980 wurde er – als Nachfolger von Rudolf Häuser, zu dessen Nachfolger als Bundesminister für Soziale Verwaltung ernannt. In dieser Funktion kam er am 23. Februar 1989 bei einem Flugzeugabsturz in den Bodensee gemeinsam mit dem GPA-Zentralsekretär Richard Wonka ums Leben.
„Die Ideen, die er im Rahmen seiner Tätigkeiten als GPA-Vorsitzender und Sozialminister entwickelte oder forcierte, haben die politische Diskussion geprägt und sind noch heute Teil des politischen Diskurses bzw. des Forderungskataloges der Gewerkschaft GPA. Das Image, das er seiner Gewerkschaft verlieh, war jenes links, progressiv, umverteilungsorientiert und fordernd in seinen Anliegen zu sein. Dies resultierte nicht zuletzt daraus, dass er als harter Verhandler auftrat bzw. die praktizierten Muster der Sozialpartnerschaft so weitgehend wie kein anderer Politiker ausreizte“, beschreiben Maria Wirth (Verein zur wissenschaftlichen Aufarbeitung der Zeitgeschichte, Universität Wien) und Sabine Lichtenberger (AK Wien) die „Ära Dallinger“ in einer Studie über die Geschichte der GPA.
Was Dallinger erreicht hat
Eines seiner Hauptanliegen war die Bekämpfung und Überwindung der Arbeitslosigkeit und der Ausbau der Arbeitsmarktpolitik. Dallinger war es auch, der sich ganz massiv für eine weitere Verkürzung der Arbeitszeit einsetzte. Zu den Errungenschaften während Dallingers Amtszeit gehörten u.a. die Angleichung der Arbeiter an die Angestellten bei den Abfertigungen (1979), das Arbeitsruhegesetz (1984), die Erhöhung des Mindesturlaubs auf fünf Wochen (1986) und das Arbeitskräfteüberlassungsgesetz 1988). In der Frage der finanziellen Sicherung der Pensionen leitete er erste Reformschritte ein. Viele seiner visionären Forderungen, wie etwa die nach einem Grundeinkommen oder einer Wertschöpfungsabgabe wurden nicht verwirklicht, sind aber auch nicht gänzlich vergessen.
Nach seinem plötzlichen Tod, wurde Eleonora Hostasch, die damals GPA-Frauenvorsitzende und stellvertretende Vorsitzende im GPA-Präsidium war, zur neuen GPA-Vorsitzenden bestellt. Damit wurde nicht nur erstmals eine Frau Vorsitzende der GPA, sondern überhaupt einer Gewerkschaft. Ergänzend sei noch darauf hingewiesen, dass mit Eleonora Hostasch, 1994 erstmals auch eine Frau AK-Präsidentin geworden ist.