Was die Handelsangestellten in der Corona-Krise brauchen.
Mit einem Mal war alles anders. Der Lock-Down am 13. März traf das ganze Land de facto unvorbereitet. Wo alles zunächst im Chaos zu versinken drohte, kristallisierten sich bald Personen, Institutionen und Organisationen heraus, die das Leben wieder in geregelte Bahnen lenkten. Im Handel kann die Gewerkschaft GPA-djp für sich in Anspruch nehmen, eine solche Institution zu sein.
Sieben Tage nach Inkrafttreten des Lock-Downs hat sich die GPA-djp mit der Wirtschaftskammer auf ein umfassendes Schutzpaket für Handelsangestellte geeinigt. Jetzt, vier Monate später, hat die Gewerkschaft über 2.000 Beschäftigte im Handel befragt, was sie von den Schutzmaßnahmen halten.
Die Maske hoch im Kurs
An Platz eins der wirkungsvollen Maßnahmen aus Sicht der Beschäftigten im Handel steht ganz klar der Mund-Nasen-Schutz. Zwei Drittel der Befragten gaben an, sich dadurch voll und ganz geschützt gefühlt zu haben. An zweiter Stelle rangiert die regelmäßige Desinfektion von Kassenarbeitsplätzen, Pausen- und Aufenthaltsräumen. Die ausreichende Bestückung mit Handschuhen und Desinfektionsmitteln wurde ebenso als wichtig erachtet wie die Installation von Plexiglasscheiben bei Kassen und Theken.
Martin Müllauer, Vorsitzender des Bereichs Handel in der GPA-djp, ist zufrieden: „Mit dem Schutzpaket für Handelsangestellte haben wir den richtigen Maßnahmenmix gefunden. Die Sozialpartner haben sehr rasch Verantwortung übernommen und damit einheitliche, klare Regelungen geschaffen.“
Doch auch Schattenseiten zeigt die Umfrage der Gewerkschaft. Auffällig sind zahlreiche negative Rückmeldungen zum Kundenverhalten. Die Situation ist in manchen Geschäften sehr angespannt. Die Handelsangestellten sind im beruflichen Alltag oft mit Stress, Angst und Überlastung konfrontiert. Fehlende Disziplin, unhöfliches Agieren und das Ignorieren der vorgeschriebenen Maßnahmen durch die Kundinnen und Kunden führen oft zu Konflikten. Die Beschäftigten wünschen sich mehr Respekt.
Klatschen alleine reicht nicht
Die Gewerkschaft stellt nun weitere Forderungen an die Arbeitgeber und an die Regierung. So soll nach einer Masken-Tragedauer von zwei Stunden eine verpflichtende und bezahlte fünfzehnminütige Pause eingelegt werden. Vor allem im Lebensmittelhandel arbeiten viele Teilzeitbeschäftigte, die sonst überhaupt keine Pause während ihres Arbeitstages machen können und den Mund-Nasen-Schutz durchgehend bei teils hohen Temperaturen tragen müssen.
Ein weiterer Forderungspunkt der GPA-djp ist eine Mindestbesetzung in den Filialen. Die Verhandlerin für den Kollektivvertrag im Handel, Anita Palkovich, erklärt: „Die Filialen sind zu einem großen Teil unterbesetzt. Das führt zu zusätzlicher Belastung und Stress. Gerade jetzt braucht es mehr Personal.“
Nicht zuletzt wünschen sich die ArbeitnehmervertreterInnen eine finanzielle Anerkennung für die großen Leistungen der Handelsbeschäftigten während der Krise. „Anfangs wurde geklatscht, jetzt scheinen die Leistungen der Handelsangestellten wieder vergessen. Es braucht eine finanzielle Abgeltung der Mehrbelastung in Zeiten der Krise“, sagen Müllauer und Palkovich.
Ob sich diese Forderung durchsetzen lässt, hängt maßgeblich davon ab, wie viele Mitglieder die Gewerkschaft hat. Unter mitgliedwerden.gpa-djp.at kann man die GPA-djp mit seinem Beitritt stärken.