Politisches Engagement ist nicht nur eine Karriere als PolitikerIn. Jede/r BürgerIn kann daran mitarbeiten, die Welt zu verbessern.
Politik scheint oft weit entfernt, der persönliche Einfluss auf das, was in Regierung und Parlament, aber auch auf lokaler Ebene im Gemeinderat oder vom Bürgermeister oder der Bürgermeisterin entschieden wird, dagegen klein bis nicht vorhanden. Die Journalistin Nina Horaczek und der Jurist Sebastian Wiese zeigen nun in ihrem dritten gemeinsamen Buch mit dem Titel „Wehrt euch!“ leicht verständlich auf, wie sich jeder an der Gestaltung unserer Gesellschaft beteiligen und damit auch etwas verändern kann.
Den Rahmen dafür, dass auch der Einzelne etwas bewegen kann, bildet die Demokratie. Sie bedeutet „ein ständiges Verhandeln von Interessen, das Erzielen von Ausgleich zwischen einzelnen Interessensgruppen, ohne dass berechtigte Interessen der Minderheit über Gebühr in Mitleidenschaft gezogen werden“, schreiben die AutorInnen. In einer idealen Welt würden bei diesem Ausgleich alle Interessen berücksichtigt und sachlich behandelt werden. Aber auch in demokratischen Staaten laufe nicht alles ideal, erklären Horaczek und Wiese. Und genau deshalb, gilt es den eigenen Überzeugungen und Wünschen Ausdruck zu verleihen.
Das beginnt dabei, von seinem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Als Beispiel führen die AutorInnen das Brexit-Votum im Jahr 2016 an, das nach wie vor Tag für Tag für internationale Schlagzeilen sorgt. Drei Jahre ist es her, dass die Mehrheit der Briten, die an der Abstimmung über die Frage, ob Großbritannien Teil der EU bleiben oder die Europäische Union verlassen soll, für den Austritt, also den Brexit stimmten. Das entsprach allerdings nicht dem Willen der jungen Bevölkerung, diese wollte mehrheitlich Teil der EU bleiben. Doch es ging nur jeder Dritte unter 25 Jahren zur Abstimmung. Und so entschieden schlussendlich die älteren Briten gegen die Interessen der Kinder- und Enkelgeneration.
Doch auch abseits von Wahlen haben BürgerInnen viele Möglichkeiten, sich für Veränderungen einzusetzen. Horaczek und Wiese machen in dem Buch einerseits einen Blick in die Geschichte und erzählen die Entstehung der Frauenbewegung, der Friedensbewegung, der Umweltbewegung. Sie holen zudem prominente KämpferInnen für mehr Gerechtigkeit vor den Vorhang – von Mahatma Gandhi über Malala Yousafzai bis zu Sophie Scholl.
Andererseits zeigen die AutorInnen auf, wie BürgerInnen für ein Thema Aufmerksamkeit und Unterstützung erreichen können (von Demonstrationen bis zu Online-Petitionen), aber auch, worin ziviler Ungehorsam besteht und was dieser bewirken kann. Klar machen Horaczek und Wiese dabei: die Grenze des Erlaubten ist dort, wo Gewalt zum Einsatz kommt oder Persönlichkeitsrechte verletzt werden. Das gilt insbesondere auch im Internet: Keine Aktion darf in einen digitalen Pranger umschlagen.
„Wehrt euch!“ ist ein ermutigendes Buch, das dem Einzelnen aufzeigt, wieviel Handlungsraum er oder sie eigentlich hat. Was man bewirken kann, zeigt gerade die 16jährige Greta Thunberg aus Schweden auf. Zunächst hielt sie alleine Schulstreiks ab, um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Inzwischen tut es ihr die „Fridays for Future“-Bewegung weltweit gleich. Davon profitieren auch grüne Parteien, die nicht nur in Österreich bei der Nationalratswahl diesen Herbst den Wiedereinzug ins Parlament erreichten, sondern sich zuletzt auch über Zugewinne in der Schweiz freuten. Viele Menschen gemeinsam können auch politisch etwas bewegen, zeigen Horaczek und Wiese. Wirklich nichts verändern wird nur die Einstellung, dass man sowieso nichts ändern kann.
Nina Horaczek & Sebastian Wiese
„Wehrt euch! Wie du dich in einer Demokratie engagieren und die Welt verbessern kannst“
Wien 2019, Czernin Verlag
232 Seiten, 20 €
ISBN 978-3-7076-0675-1