Karl C., 39 Jahre alt, teilzeitbeschäftigt als Sozialbetreuer in einer Einrichtung für obdachlose Menschen erzählt von seiner Arbeit während der Corona-Krise.
In einer Sozialeinrichtung betreut Karl obdachlose Menschen, die nicht krankenversichert sind. Dort erhalten Betroffene für bis zu drei Monate einen Wohnplatz und Zugang zu medizinischer Versorgung. Schon bevor die Regierung Ausgangsbeschränkungen ausgerufen hatte, war Karls berufliche Tätigkeit sehr fordernd und belastend.
Das öffentliche Leben verlangsamte sich aufgrund weitreichender Ausgangsbeschränkungen. Karl hatte keine Angst um sein Leben, als er trotz Ausgangsbeschränkungen, zur Arbeit ging. Ihm beängstigte viel mehr die Vorstellung in Quarantäne zu kommen und nicht mehr Nachhause fahren zu dürfen, falls es zu einem Ausbruch in der Einrichtung kommt. Karl und seine KollegInnen mussten gemeinsam sicherstellen, dass die BewohnerInnen weiterhin gut versorgt werden und die Ausgangsbeschränkungen eingehalten werden. Dabei fielen den Beschäftigten neben der üblichen Routinearbeit, neue Aufgaben und Herausforderungen zu.
Dazu gehörte unter anderem das Tragen von Schutzkleidung und die Einrichtung einer Quarantäne-Station sowie die Anpassung von Arbeits- und Tagesabläufen, um Infektionen und eine etwaige Verbreitung zu verhindern. Obdachlosigkeit kann für betroffene Personen sehr belastend sein, so auch für manche KlientInnen, die Karl und seine KollegInnen betreuen. Sie sind unter anderem auch alkoholabhängig bzw. suchtkrank. Um sicherzustellen, dass die MitbewohnerInnen die Ausgangsbeschränkungen einhalten und es nicht zu Spannungen kommt, wurden beispielweise kontrollierte Alkoholausgaben eingeführt.
Durch besondere Ausnahmesituation fühlt sich Karl besonders müde und ausgelaugt, da er mehr als sonst in der Arbeit gebraucht wird und weniger Zeit für Erholung hat. Er vermisst das Ausgehen mit Bekannten und ihm fehlt momentan auch die Zuversicht für größere Ausgaben oder Urlaubsplanung. Karl findet, dass systemrelevante Tätigkeiten besser bezahlt werden sollten. Von seinen Mitmenschen reicht ihm ein „Danke“. Von RegierungsvertreterInnen erwartet er sich, jedoch eine entsprechende finanzielle Entschädigung. Er findet, dass vermögende Personen und Firmen, die von der Corona-Krise profitieren, die Kosten der Krise zahlen sollten. Er sieht nicht ein, warum er seine Gesundheit oder vielleicht sogar sein eigenes Leben riskiert, und jetzt auch noch finanziell an der Krise leiden muss.