Digitalisierung und Automatisierung hat Barbara Wimmer geschickt zu einem Mordfall in naher Zukunft verwoben.
Das ist eine echte Rezension. Eine solche zu fingieren wäre für Barbara Wimmer ein leichtes. Die „Kurier“-Journalistin hat sich nämlich auf Internet-Themen, Netzpolitik, IT-Sicherheit und Anonymisierung von Daten spezialisiert. Um diesen Themenkreis dreht sich auch ihr erster Krimi „Tödlicher Crash“, der kürzlich im Gmeiner Verlag erschienen ist. Es geht um elektronische Datensicherheit bzw. -unsicherheit mit Manipulationen an Autos durch die Hersteller. Den Hintergrund bilden rivalisierende Autokonzerne aus den USA und Deutschland und deren Marktmacht in Sachen selbstfahrende PKW.
Der Roman spielt in der Zukunft, im Jahr 2022, und operiert gleichzeitig mit realistischen Elementen. Der österreichische Finanzminister, Wolfgang Steinrigl, baut mit seinem autonom gesteuerten Auto einen tödlichen Crash. Der Politiker gehört der „Konservativen Familien Partei (KFP)“ an, was beim geneigten Lesepublikum ein erstes Auflachen hervorrufen mag. Er ist strikter Anhänger des Neoliberalismus und will es denn auch mit für Unternehmen lästigen Dingen wie ArbeitnehmerInnenschutz nicht so genau nehmen.
Nach dem „Unfall“ wird rasch wegen Mordes und gegen Stefanie Laudon, Netzjournalistin bei einer österreichischen Tageszeitung, ermittelt. Erzählt wird das alles aus der Perspektive einer Handvoll Charaktere auf streckenweise langatmigen 400 Seiten.
Stellenweise rumpelt die Geschichte über Formulierungen wie „in ihr krampfte sich alles zusammen“ oder „sein Magen krampfte sich zusammen“. Von ein paar sprachlichen Blüten abgesehen, ist die Geschichte durchaus unterhaltsam. Der (Internet-)Hit schlechthin sind sowieso Kater Schnurrl und Kuh Berta am Bauernhof von Wolfgang Steinrigls Bruder.
Lehrreiches, leicht zu lesendes Nachdenkfutter bietet der „Tödliche Crash“ obendrein. Sind wir uns dessen bewusst, dass wir, je umfangreicher die elektronische Ausstattung unseres Alltagslebens ist, umso durchschaubarer und manipulierbarer sind?
Der Gmeiner Verlag hat das Buch in der Serie der „Wien-Krimis“ herausgebracht, könnte aber genauso als Provinzkrimi durchgehen. Gewürzt mit einer Liebesgeschichte und der einen oder anderen Sexszene. Keine Frage: Barbara Wimmer hat ihren Krimi, der zudem Einblick gibt in das Reich so mancher journalistischer Eitelkeiten, geschickt aufgebaut. Die Kombination aus Crime & Sex war wohl notwendig. Schließlich muss Stefanie Laudon beweisen, dass sie unschuldig ist. Das Ende – in rasantem Stakkato – ist dann doch einigermaßen überraschend.
Barbara Wimmer:
Tödlicher Crash
Gmeiner Verlag
Meßkirch 2020
408 Seiten
ISBN: 978-3-8392-2597-4
14,40 Euro