Ein erfolgreiches Gespräch beginnt mit guter Vorbereitung. Wir haben für dich zusammengefasst, wie du am besten mit deinem Chef oder deiner Chefin über ein höheres Gehalt verhandeln kannst.
Tipp 1: Gehe gut informiert in die Verhandlung.
Informiere dich, was in deinem Betrieb oder in deiner Branche für deine Tätigkeit üblicherweise bezahlt wird. Eine Faustregel besagt, je größer ein Unternehmen ist, desto höhere Gehälter werden gezahlt. Außerdem spielt der Standort des Unternehmens und die wirtschaftliche Situation eine Rolle. Wende dich am besten an deinen Betriebsrat/deine Betriebsrätin. Er oder sie hat einen guten Überblick über die Bezahlung bei dir im Betrieb. Außerdem haben wir erkämpft, dass innerhalb der Firma offengelegt werden muss, welche Tätigkeit wie bezahlt wird. Als Gewerkschaftsmitglied, kannst du dich auch an unsere Beratung wenden. Wir informieren dich nicht nur über ortsübliche Gehälter, sondern checken auch deinen Arbeitsvertrag, ob du richtig eingestuft bist.
Tipp 2: Finde den richtigen Zeitpunkt für das Gespräch.
Versuche einen Termin zu finden, an dem dein Chef/deine Chefin möglichst nicht zwischen zwei Terminen hin und her hetzt, sondern wirklich Zeit für ein Gespräch hat. Noch schlechter sind zufällige Treffen am Gang. Auch firmeninterne Veranstaltungen wie Weihnachtsfeier oder Betriebsausflug sind kein passender Zeitpunkt für Gehaltsverhandlungen. Ebenfalls weniger geeignet sind Zeiten, in denen die Branche im Gesamten oder das Unternehmen im Einzelnen wirtschaftlich schlecht aufgestellt ist.
Am besten ist es, wenn du entweder ein bereits festgelegtes MitarbeiterInnengespräch nutzt oder deinen Chef/deine Chefin um einen Termin bittest. Er/sie wird dann natürlich nach dem Grund fragen. Darauf könntest du antworten, dass du gerne besprechen möchtest, wie du dich im Unternehmen weiter entwickeln kannst.
Tipp 3: Finde gute Argumente für eine Gehaltserhöhung.
Überlege dir schon vor dem Gespräch, was für eine Gehaltserhöhung spricht. Notiere dir diese Überlegungen auch. Im Gespräch bist du vielleicht nervös und vergisst ein wichtiges Argument. Rücke deinen Nutzen für das Unternehmen ins rechte Licht. Liste alle Aufgaben auf, die du neu übernommen hast, alle Tätigkeiten, die du besonders gut machst, alle Verbesserungen, die du angeregt hast oder an denen du beteiligt warst. Schreibe auf, welche Fortbildungen du gemacht hast. Vor allem für Frauen gilt dabei: Stell dein Licht nicht unter den Scheffel. Nur wer selbst von sich überzeugt ist, kann auch andere vom eigenen Wert überzeugen.
Gut ist es auch, wenn du Ideen hast, wie du dich in der nächsten Zeit noch besser einbringen kannst, was man noch verbessern könnte. Dafür kannst du dann ruhig einen fairen Gegenwert verlangen.
Auch wenn es für dich ein gutes Argument ist, meide im Gespräch mit deinem Chef/deiner Chefin persönliche Argumente. „Mein Gehalt reicht nicht zum Leben“ oder „Meine Wohnung ist teurer geworden“ ist kein gutes Argument. Das bringt dich in die Position eines Bittstellers. Schlecht aufgenommen werden auch Erpressungsversuche nach dem Motto: „Wenn ich nicht mehr bekomme, gehe ich“. Ein solches Argument solltest du nur verwenden, wenn du eine sichere Jobzusage bei einer anderen Firma hast. Dann kannst du das natürlich für dich nutzen.
Tipp 4: Versuche deinen Wert für das Unternehmen realistisch einzuschätzen.
Deine Ausbildung kann bei der Gehaltsverhandlung eine wichtige Rolle spielen. Abhängig von deiner Branche und deinem Kollektivvertrag muss dir die Ausbildung bei der Einstufung angerechnet werden. Eine zusätzliche Ausbildung ist in jedem Fall ein wichtiges Argument für eine Gehaltserhöhung. Eine wichtiger Grund für ein höheres Gehalt ist deine Erfahrung. Wenn du schon lange in deinem Fachgebiet arbeitest, hast du dir bestimmt Fähigkeiten angeeignet, die deinem Unternehmen nutzen. Wenn du mehr kannst, übernimmst du automatisch mehr Verantwortung und das wiederum sollte sich auch auf dein Gehalt auswirken. Wenn du bei deinen aktuellen Arbeitgebern bleibst, ist eine Gehaltserhöhung zwischen 3 und 10 Prozent realistisch. Wenn du den Arbeitgeber wechselst, sind auch bis zu 20 Prozent mehr drin. (Insbesondere dann, wenn du von neuen Arbeitgebern abgeworben wirst.)
Tipp 5: Gehe mit einer konkreten Forderung in die Gehaltsverhandlung.
Nachdem du herausgefunden hast, was in deinem Betrieb/deiner Branche üblicherweise bezahlt wird, solltest du dir vor dem Gespräch überlegen, was du fordern möchtest. Wenn du keine konkrete Zahl nennen kannst, schwächt das deine Position. Sei bei deiner Gehaltsforderung nicht zu bescheiden. Viele Beschäftigte (vor allem Frauen!) verkaufen sich aus Unsicherheit unter ihrem Wert. Deine Forderung kann ruhig selbstbewusst sein. Du musst auch einkalkulieren, dass dein Chef/deine Chefin auf deine Forderung mit einem Gegenvorschlag reagieren wird und ihr euch dann vielleicht in der Mitte trefft. Überlege dir auch im Vorfeld schon, mit welchen Gegenargumenten dein Vorgesetzter/deine Vorgesetzte auf deine Gehaltsforderung reagieren könnte. Notiere dir alles, was dir dazu einfällt und schreibe deine eigenen Argumente dazu auf. So hast du im Gespräch die passenden Antworten parat. Du kannst die Verhandlungssituation auch im Vorfeld üben. Bitte einfach jemanden in die Rolle deines Chefs/deiner Chefin zu schlüpfen und probiere deine Argumente aus.
Tipp 6: Lege dir einen Plan B zurecht.
Lege dir einen Plan B zurecht, für den Fall, das dein Chef/deine Chefin auf deine Forderung nicht einsteigt. Überlege dir schon vorab, ob es etwas anders gibt, mit dem du vielleicht leben kannst. Vielleicht könnt ihr euch beim Betrag einmal auf eine niedrigere Summe einigen, aber vereinbaren, in einem halben Jahr verbindlich wieder darüber zu reden. Vielleicht gibt es andere Benefits, die für dich akzeptabel sind, wie etwa eine bestimmte bezahlte Ausbildung oder mehr Freizeit. Wenn du mit deinem Chef/deiner Chefin vereinbarst, dass ihr zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal verhandelt, dann halte das möglichst schriftlich fest. Lass dich nicht mit vagen Versprechungen vertrösten.
Tipp 7: Sei im Gespräch initiativ und offensiv.
Kommt es schließlich zum Gespräch mit deinem Chef/deiner Chefin, dann ergreife die Initiative. Sprich deinen konkreten Gehaltswunsch an und lass ihn dann ruhig einmal wirken. Wenn deine Forderung nicht unrealistisch ist und du gute Argumente auf deiner Seite hast, wird sich dein Chef/deine Chefin auf Verhandlungen mit dir einlassen und sich deine Argumente auch anhören. Achte dabei darauf, dass du positiv über deinen Job sprichst. Du möchtest deinem/deiner Vorgesetzten ja vermitteln, dass du grundsätzlich mit deinem Job zufrieden bist und ihn gerne machst: Die Aufgaben sind interessant, die Arbeit macht Spaß und die Kollegen sind nett. Nur ein wenig mehr Gehalt dürfte es dann aber doch sein. Bringe nun selbstbewusst zum Ausdruck, was du für das Unternehmen leistest und schon geleistet hast und wie wichtig du in der momentanen Situation für das Unternehmen bist. Es kann gut sein, dass deinem Chef/deiner Chefin das überhaupt nicht bewusst war und er/sie positiv überrascht ist. Dieser Aspekt stärkt wiederum deine Verhandlungsposition.
Viel Erfolg
beim Verhandeln!