Ich habe soeben den Artikel zum Thema Elementarpädagogik gelesen. Ein wichtiger Punkt wird IMMER vergessen. Es kann noch so viele Maßnahmen geben aber es gehört auch ein gesellschaftspolitisches Umdenken in allen Gesellschaftsschichten her!!!
Ich bin Mutter einer 4-jährigen Tochter und eines 2-jährigen Sohnes. Meine Tochter geht in einen NÖ-Landeskindergarten – mein Sohn in eine Krippe, welche von der Gemeinde betrieben wird. Ich mag gar nicht reden, dass die Betreuung des Kleinen mehr als drei mal so viel kostet, wie für die Große – aber das ist gar nicht mein Problem. Ich habe das Glück einen guten Job zu haben und kann mir die Betreuungskosten zum Glück leisten. Zudem bin ich der Meinung, dass jeder auch etwas (sozial gestaffelt) für die Bildung seines/seiner Kinder beitragen kann/soll/muss.
Mein Problem ist jedoch die Gesellschaft selbst. Der Kindergarten bei uns hat jeden Tag bis 16 Uhr geöffnet. OK, mit dem pendeln nach Wien (1 Stunde hin und 1 Stunde zurück) würde sich das nicht ausgehen, dass ich Vollzeit arbeiten gehe ABER ich habe den größten Druck von den anderen Müttern und der Gesellschaft selbst bzw. auch vom Kindergarten. Wie gesagt, der Kindergarten hat bis 16 Uhr offen – es gibt dort 3 Gruppen mit rund 60 Kindern. Wenn ich mein Kind um 14:30 abhole sind vielleicht in Summe noch vier bis maximal acht Kinder noch da (von allen 60 Kindern – nicht nur von einer Gruppe). Dann hört man von den anderen Müttern: „so lange – also bis 14:30 ! – kann man ja sein Kind nicht im Kindergarten lassen“, „um 13 Uhr muss man ein Kind spätestens abholen!“, „was, dein Kind isst 3 mal die Woche im Kindergarten und du kochst nicht selbst …“, … etc. etc.
Auch als ich meine Betreuungszeiten damals dem Kindergarten gemeldet habe – ich habe jeden Tag bis 16 Uhr ausgefüllt um bestmögliche Flexibilität zu haben und keine Stress beim Pendeln (Großeltern haben wir keine, die in der Nähe wohnen!) wurde ich vom Kindergarten gefragt: „Aber Sie werden doch ihr Kind nicht wirklich jeden Tag so lange im Kindergarten lassen!“ und: „So lange lässt eigentlich niemand sein Kinder hier bei uns.“
Ich arbeite derzeit 50 Prozent – könnte/sollte von meinem Arbeitgeber her noch mehr arbeiten, aber ich traue es mir nicht, weil ich nicht will, dass meine Kinder dann alleine ab 14:30 im Kindergarten sitzen und ich dann noch ein schlechtes Gewissen habe bzw. von der Gesellschaft eingeredet bekomme.
Mir hilft z.B. nicht, wenn der Kindergarten 2 mal die Woche bis 17 Uhr offen hat – ich brauche mehr Verständnis der Gesellschaft, dass ein Kind auch nachmittags mal länger im Kindergarten bleiben kann und dies nichts Schlechtes ist.
„Verbringen die Frauen zu wenig Zeit mit ihren Kindern werden sie oft als schlechte Mütter gesehen.“
Dieses Thema, dass man sein Kind nicht abschiebt und ein Kindergarten etwas Besonderes und Wertvolles ist gehört mehr thematisiert. Oft habe ich das Gefühl, dass wir (Österreicher) hier noch kein Stück weiter gekommen sind. Verbringen die Frauen zu wenig Zeit mit ihren Kindern werden sie oft als „schlechte“ Mütter gesehen (vor allem im ländlichen Raum !).
(….) Was ich auch noch sagen möchte: Ich unterstützte voll und ganz, dass PädagogInnen als auch die AssitentInnen mehr verdienen! Diese betreuen meine Kinder – das wertvollste das ich habe – das ist eigentlich unbezahlbar. Ich sage das auch dem Team bei uns und bringe hin und wieder Mehlspeisen mit oder Kaffee – aber, das kann natürlich nie das kompensieren, was sie sich eigentlich verdient hätten – eine faire Bezahlung und genug Personal um ihren Job gut machen zu können.
Carina Lang, Niederösterreich
Der Leserbrief wurde von der Redaktion leicht gekürzt.