Gespräche über einen Kollektivvertrag für Fachhochschulen starten

Christoph Zeiselberger arbeitet als Wirtschaftsbereichssekretär in der Gewerkschaft GPA und setzt sich für einen einheitlichen Kollektivvertrag für alle Fachhochschulen ein.
Foto: Edgar Ketzer

Spitzentreffen zwischen GPA-Vorsitzender Barbara Teiber und der Präsidentin der FH-Konferenz Ulrike Prommer brachte positive Impulse.

Die Bemühungen für einen einheitlichen Kollektivvertrag (KV) für die rund 9.000 angestellten Beschäftigten der Fachhochschulen entwickeln sich positiv. Den Beginn des erfolgreichen Dialogs markiert eine Veranstaltung zum 30-Jahr-Jubiläum der Fachhochschulen (FHs) im Oktober. „Dort trafen Beschäftigte und Führungspersönlichkeiten unterschiedlicher FHs auf Interessensvertreter:innen aus der Politik sowie auf Arbeitgeber Vertreter:innen und Aufsichtsrät:innen“ erklärt GPA Wirtschaftsbereichssekretär Christoph Zeiselberger, warum in „entspannter und amikaler Atmosphäre wichtige Vernetzungsgespräche stattfanden: „Durch mehrere Gastvorträge konnten wir die wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Bedeutung einheitlicher KVs herausarbeiten. Der hohe Wert eines einheitlichen Regelwerkes – sowohl in ökonomischer als auch in wissenschaftlicher Sicht – war richtiggehend greifbar.“

Erfolgreicher Einstieg in einen Dialog

Zeiselberger sieht es als wichtigen Erfolg, dass die Gewerkschaft bei der Tagung mit wichtigen Vertreter:innen der Fachhochschulkonferenz (FHK) auf der Arbeitergeberseite „tiefergehend ins Gespräch gekommen ist: Wir haben einen gemeinsamen Dialog über den Wert und die Ausgestaltung eines einheitlichen KVs begonnen.“ Zusätzlich hätten sich „spontane Grüppchen gebildet, in denen ganz konkret über mögliche Umsetzungsschritte diskutiert wurde.“

Diesem erfolgreichen Start folgte ein offener inhaltlicher Austausch zwischen GPA-Vorsitzender Barbara Teiber und der Präsidentin der Fachhochschulkonferenz Ulrike Prommer. Zeiselberger erkannte in dem Gespräch den Willen „in den Dialog einzutreten und über einen modernen KV für die FH-Beschäftigten nachzudenken: Wir wollen einheitliche Mindeststandards und Karrieremodelle für alle Angestellten, ohne die FHs ins Wanken zu bringen. Darüber herrscht Einigkeit.“

„Die GPA möchte mit der Fachhochschulkonferenz als Arbeitgeber:innenvertretung einen neuen und modernen Kollektivvertrag für alle Angestellten der FHs entwickeln.“

Christoph Zeiselberger, Gewerkschaft GPA, KV-Verhandler

Ziel sei „ein schlankes Dokument – ein Kollektivvertrag, der abbildet, wofür die FHs stehen: Ein hoher Praxisbezug, flexible Arbeitszeitmodelle und eine nachvollziehbare Einkommensstruktur mit Karrieremodellen“, erklärt Zeiselberger, für den damit die „drohende Satzung des Uni-KVs vorerst vom Tisch ist: Das wäre der letzte Ausweg gewesen, falls wir mit den Arbeitgeber:innen der FHK nicht zumindest ins Gespräch gekommen wären.“

Erklärtes Ziel der Gewerkschaft sei es „mit der Fachhochschulkonferenz auf Augenhöhe zu verhandeln: Wir haben alle Lösungsansätze und Bedenken auf den Tisch gelegt und starten unsere gemeinsamen Bemühungen mit einer Umfeldanalyse.“ Dabei würden neben bestehenden Einkommensstrukturen auch sinnvolle Arbeitszeitmodelle und potentielle Stolpersteine bei flexiblen Lösungen im Zusammenhang mit dem Arbeitsruhegesetz analysiert: „Wir suchen aktuell die großen Hürden, um sie gemeinsam aus dem Weg zu räumen und Lösungen zu definieren, die Vorteile für Arbeitnehmer:innen und Dienstgeber:innen bringen.“

Betriebsrät:innen als wichtige Ressource

Bei der Erarbeitung des KVs haben für Zeiselberger „unsere Betriebsrät:innen vor Ort zentrale Bedeutung: Das sind Kolleg:innen die hochqualifiziert sind und teilweise seit Jahrzehnten an den FHs arbeiten. Die wissen, wie der Hase läuft und wie praktikable Lösungen zum Vorteil aller aussehen könnten.“

„Der einheitliche KV für alle FH-Beschäftigten steht mittlerweile auch auf der Agenda zahlreicher Führungskräfte innerhalb der Fachhochschulkonferenz. Das ist ein toller Erfolg für die Gewerkschaft.“

Christoph Zeiselberger, Gewerkschaft GPA, KV-Verhandler

Trotz all des gebündelten Wissens und des erkennbaren Willens, zu einer Lösung zu kommen, sieht Zeiselberger noch „große Herausforderungen vor uns liegen: Wir gehen positiv in die Arbeit, es ist unser Anspruch gute und tragfähige Lösungen zu finden.“ Klar sei aber auch, dass „der einheitliche KV für alle FH-Beschäftigten ein Zeichen der Zeit ist: Daran führt kein Weg vorbei, das müssen wir angehen – im Idealfall partnerschaftlich.“

Gesprächsbarrieren abgebaut

Der GPA sei es „in den letzten Monaten gelungen, für zahlreiche Vertreter:innen der FHs zu einem wertvollen Partner zu werden: Wir konnten durch seriöse und vertrauensvolle Gespräche Barrieren abbauen und die Gewerkschaft als wichtigen Unterstützer positionieren, etwa für die Valorisierung der Studienplätze.“ Auch viele Beschäftigte fordern mittlerweile einen gemeinsamen KV: „Es geht um Mindeststandards und Vergleichbarkeit der Arbeitsbedingungen und Lohnsteigerungen in einem solidarischen Gesamtsystem. Im Falle von Streitigkeiten mit einem Dienstgeber bietet ein Kollektivvertrag den Beschäftigten vorteilhaftere Regelungen als das Angestelltengesetz.“

Im nächsten Schritt gehe es darum, die FHK kollektivvertragsfähig zu machen, dieses Bewusstsein sei bei den Arbeitgeber:innen auch angekommen: „Viele unserer Gesprächspartner:innen haben erkannt, dass etwa einheitliche Arbeitszeitregelungen auch für sie von Vorteil sind.“ Der Weg zum Ziel sei ein kollektivvertragsfähiger Arbeitgeber:innen Verband: „Wenn das geschafft ist, kann die Branche sukzessive weiterentwickelt werden. Dazu könnte die FHK einen Ausschuss oder einen Verein gründen, der dann – sozusagen unter einem gemeinsamen Dach mit der Fachhochschulkonferenz – die Gehaltsschemata und die Arbeitsbedingungen für alle FH-Beschäftigten regelt.“

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