Der Betriebsratschef der Angestellten am Flughafen Schwechat sorgt dafür, dass das Motto nicht in Vergessenheit gerät. Ein Besuch bei Thomas Schäffer und seinem Team.
Das Büro des Angestellten-Betriebsrats auf dem riesigen Areal des Flughafens Wien zu finden, stellt für Betriebsfremde eine gewisse Herausforderung dar. Die dementsprechende Kurznachricht an den Vorsitzenden Thomas Schäffer beantwortet er in Sekundenschnelle: „Ich komme zum nh-Hotel, bis gleich“, und tatsächlich lacht der 34-Jährige wenige Minuten später aus seinem Auto, das er schon startklar positioniert hat. In seinem Büro angekommen, serviert er Kaffee und entschuldigt sich für das kreative Chaos auf dem Schreibtisch und dafür, dass er noch schnell einen Stapel Geburtstagskarten unterschreiben muss. Persönliche Zeilen von Schäffer und seinem Stellvertreter Herbert Frank gibt es für jede/n der rund 1.270 Angestellten – wie zum Beispiel die KollegInnen im Office Park, im Terminal und auf dem Vorfeld.
Auch die sogenannten Ramp Agents, die Flugzeuge auf den Abflug vorbereiten, sind Angestellte des Flughafens. Schäffer, der bereits vor 16 Jahren als Bürokaufmann-Lehrling am Flughafen begonnen hat, kennt fast alle KollegInnen persönlich. „Mir ist es sehr wichtig, zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den persönlichen Kontakt zu halten.“ An heißen Sommertagen begeben sich die BetriebsrätInnen auch aufs Rollfeld, um bei den Ramp Agents Eis zur Abkühlung zu verteilen. „Das musst du einmal aushalten bei der Hitze auf dem Asphalt“, erklärt Schäffer. Natürlich sind es nicht nur nette Gesten wie diese oder die Blumenaktion, bei der im Frühjahr alljährlich gratis Kräuter- und Gemüsepflanzen verteilt werden, oder die zahlreichen Gutscheine, die der Betriebsrat ausverhandelt, die den Erfolg ausmachen. Das Team der sozialdemokratischen GewerkschafterInnen rund um Thomas Schäffer gewann bei der Betriebsratswahl im Vorjahr mit einer Zustimmung von 85 Prozent satte 20 Prozent dazu.
Mehr als „Event-Klassiker“
„Wir haben schon mehr zu bieten“, erzählt der Wahl-Burgenländer, der schon mit 19 Jahren Jugendvertrauensrat war und seit zwei Jahren Betriebsratsvorsitzender ist. So ist nach längeren Verhandlungen eine Sabbatical-Regelung gelungen, die sehr gut angenommen werde. Stolz ist der 34-Jährige außerdem auf die volle Anrechnung der Karenzzeiten für RückkehrerInnen, die außerdem auch als Teilzeitbeschäftigte Gleitzeitmodelle in Anspruch nehmen dürfen – „davon machen viele Gebrauch“.
Als zweifacher Vater weiß Thomas Schäffer auch, wie wichtig der Papamonat ist, für den es in der Flughafen Wien AG sowohl einen Rechtsanspruch als auch das 50-prozentige Gehalt gibt. „Die gute Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber ist uns sehr wichtig“, betont Schäffer. So veranstaltet die Personalabteilung in Kooperation mit dem Betriebsrat auch zweimal jährlich einen Babybrunch: „Da geht es nicht nur um den Erfahrungsaustausch, wir informieren auch über arbeitsrechtliche Neuerungen.“ Rechtliche Neuerungen interessieren auch die KollegInnen in der „Nullzeit“ ihrer Altersteilzeit sehr. Für diese gibt es einen „Altersteilzeit“-Stammtisch, damit sie den Kontakt zum Unternehmen nicht verlieren.
Stark besucht sind außerdem Beratungstage, wie beispielsweise von der PVA, und auch das Angebot des Betriebsrats, sich mit Unterstützung eines Experten der NÖGKK die Handysignatur als elektronischen Ausweis aufs Handy laden zu lassen, sei von vielen in Anspruch genommen worden. „Event-Klassiker“, wie Thomas Schäffer die Grillkurse, Betriebsausflüge, organisierte Besuche von Schirennen, Fußballspielen und Wiener Wies’n bezeichnet, sollen genauso weiter ausgebaut werden wie das Sportangebot des Kultur- und Sportvereins der Flughafen Wien AG, dessen neu gewählter Obmann seit dem Vorjahr Thomas Schäffer ist.
Kürzere Arbeitszeit
Größte Priorität hat für ihn nicht die Gestaltung der Freizeit, sondern jene der Arbeitszeit, erklärt Schäffer: „Wir brauchen eine Verkürzung der Arbeitszeit – generell und ganz besonders hier am Flughafen. Viele Kolleginnen und Kollegen sind wirklich am Limit, gleichzeitig werden die Herausforderungen für alle umfassender. So erfreulich die angekündigte Andockung von EasyJet in Wien ist, es bedeutet wie andere positive Entwicklungen mehr Arbeit. Ich bin sicher, dass die Leute für eine 38-Stunden-Woche auf die Straße gehen würden – das Thema Zeit, eine gute Work-Life-Balance wird immer wichtiger.“
Die Frage, ob er mit seinen vielen Aktivitäten und langen Arbeitstagen diesbezüglich ein Vorbild sei, beantwortet Thomas Schäffer mit einem Grinsen und erklärt, was man ihm ohnehin anmerkt: „Aber es macht mir ja Spaß!“ Immerhin steht heuer auch der „erste ausgiebige Urlaub“ seit der Übernahme des Chefsessels auf dem Programm, der 34-Jährige freut sich auf die Zeit mit der Familie auf einem Bauernhof – „da gibt es viele Tiere, das ist Action für die Kinder“. Ein Überflieger wie Thomas Schäffer mag es eben auch im Urlaub nicht so ruhig.