Trotz Corona Krise: die MitarbeiterInnen im Handel sichern unsere Versorgung. Durch den Einsatz der Betriebsräte und der GPA-djp wurden für sie bessere Arbeitsbedingungen geschaffen.
Ein Virus hält das Land fest im Griff, nicht nur Österreich sondern ganz Europa ist im Ausnahmezustand. Da ist es besonders wichtig, dass die Versorgung mit Lebensmitteln funktioniert. Die Belegschaften in den Lebensmittelgeschäften werden jetzt als stille HeldInnen des Alltags gefeiert, doch ohne Initiative der GPA-djp und der BetriebsrätInnen hätte sich nicht viel für die ArbeitnehmerInnen verändert.
Versorgungssicherheit geschafft
„Wir haben das Schutzpaket mit mit unserem Sozialpartner in der Wirtschaftskammer ausverhandelt – alle diese Maßnahmen sind jetzt sogar gesetzlich verpflichtend“, berichtet GPA-djp- Wirtschaftsbereichssekretärin Anita Palkovich. „Das hat gezeigt, wir waren von Anfang an auf dem richtigen Weg.“ Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wurden die Geschäfte gestürmt. „Die Frequenz war extrem hoch, die MitarbeiterInnen waren nur mehr mit dem Verkauf beschäftigt“, weiß Palkovich Die Regale blieben leer, obwohl sich genügend Ware in den Lagern stapelte. Anita Palkovich: „Dass der Handel die Versorgungssicherheit garantiert, ist enorm wichtig. Doch nur durch volle Regale lässt sich diese Versorgungssicherheit auch spüren“.
Schutz für Handelsangestellte
Das von der GPA-djp initiierte Schutzpaket ist damit freilich auch im Interesse der Arbeitgeber. Es beinhaltet, die Geschäfte spätestens um 19.00 Uhr zu schließen, werdende Mütter vom Dienst freizustellen und Schutzausrüstung wie etwa NMS-Masken, Handschuhe oder Plexiglasscheiben zur Verfügung zu stellen. Außerdem müssen die Arbeitsplätze an der Kassa und die Pausenräume regelmäßig desinfiziert oder die Toiletten öfter als sonst gereinigt werden. Vereinbart wurde auch der Hinweis, die KundInnen mögen ihre Einkäufe kontaktlos bezahlen.
„Die Menschen sollen wissen, nicht allein der Schutz der KonsumentInnen, sondern auch jener der Handelsangestellten soll im Vordergrund stehen“
Anita Palkovich
Zum heftig diskutierten Verhandlungspunkt zwischen Gewerkschaft und Arbeitgebern wurde die Handhabung der Kundenkarten. „Wir haben die Bedingung gestellt, es müsse darauf verzichtet werden oder aber die KundInnen erhalten die Möglichkeit, die Karte selbst zu scannen“, erklärt Anita Palkovich.
Um die KundInnen generell zur Mithilfe aufzufordern, wurden viele Hinweistafeln angebracht. Es geht ums Masken tragen, Abstand halten und damit eine begrenzte Anzahl von KundInnen im Geschäftsbereich. „Die Menschen sollen wissen, nicht allein der Schutz der KonsumentInnen, sondern auch jener der Handelsangestellten soll im Vordergrund stehen“, macht die GPA-djp-Wirtschaftsbereichssekretärin deutlich.
Intensiver Einsatz der BetriebsrätInnen
„Wir haben zwar die Rahmenbedingungen vereinbart, doch die BetriebsrätInnen kümmern sich um die alltäglichen Sorgen der Belegschaft“, weiß Palkovich. „Sie schauen darauf, auch die individuellen Problemstellungen im Betrieb zu lösen.“ Dieser Einsatz lohnt sich, so wurden schwangere Mitarbeiterinnen bei Merkur und Spar noch vor der Sozialpartnereinigung freigestellt. Auch forderten sie nachdrücklich die Einführung der Schutzmaskenpflicht in den Geschäften, nachdem die ArbeitnehmerInnen sich zu Recht gefragt hatten, weshalb PolizistInnen damit ausgerüstet sind, nicht aber die MitarbeiterInnen in den Supermärkten. Die Rewe-BetriebsrätInnen schickten darauf einen offenen Brief an die Bundesregierung und forderten Haltung, ebenso kämpften sie für den Schutz von Risikogruppen – der Rewe Konzern zeigte Entgegenkommen.
Offene Anliegen
Es gibt aber Punkte, die noch nachgebessert werden müssen. Denn der Schutz von Risikogruppen gilt nicht für Beschäftigte in systemkritischen Bereichen – also auch nicht für den Lebensmittelhandel. Wer eine schwere Vorerkrankung oder Immunschwäche hat oder schwanger ist, hat keine Chance auf eine Freistellung bei fortlaufender Bezahlung. Es kann nur auf das Entgegenkommen des Arbeitgebers gehofft werden. „Eine Differenzierung nach Berufsgruppen ist weder nachvollziehbar noch haltbar“, erklärt Anita Palkovich. Gerade ArbeitnehmerInnen im Handel sind täglich vielen sozialen Kontakten ausgeliefert.
„Die Leistung der Handelsangestellten muss auch in echtem Geld wertgeschätzt werden. Das werden wir im Herbst bei den KV-Verhandlungen zum Thema machen“
Anita Palkovich
Daneben ist es für die GPA-djp wichtig, Schwangeren ein Recht auf vorzeitigen Mutterschutz einzuräumen – Diskonter Lidl hat jedoch als einziger Lebensmittelhändler schwangere Mitarbeiterinnen wieder in die Arbeit zurückgeholt. Auch die Beschränkung der Öffnungszeiten könnte noch einen Schritt weitergehen, besonders in der Früh – damit könnte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert werden. Schließlich haben sich ja die Rahmenbedingungen maßgeblich verändert. Auch wird eine entsprechende monetäre Abgeltung für die HandelsmitarbeiterInnen gefordert: „Diese Leistung muss auch in echtem Geld wertgeschätzt werden. Das werden wir im Herbst bei den KV-Verhandlungen zum Thema machen“, sagt Palkovich, die auch als Verhandlerin fungieren wird.