„Wir wollen Taten sehen!“

Foto: ÖGJ

Österreichweit fehlen 10.000 Lehrstellen. Der Lehrlingsbonus der Regierung reicht nicht, GPA-djp Jugendvorsitzende Susanne Hofer fordert dringend einen Notausbildungsfonds.

Die Jugendarbeitslosigkeit in Österreich war seit 1945 noch nie so hoch wie jetzt. Aufgrund der Corona-Wirtschaftskrise brechen die Ausbildungsplätze für Jugendliche weg. „Wir haben eine extrem hohe Lehrstellenlücke und rechnen mit 10.000 fehlenden Ausbildungsplätzen. Dazu kommen noch die Jugendlichen in überbetrieblichen Ausbildungsstätten, die in Betriebe wechseln möchten“, rechnet die Bundesjugendvorsitzende der GPA-djp, Susanne Hofer, vor. „Die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt ist nicht nur katastrophal für die Jugendlichen, sie ist als wirtschaftliches Problem noch dazu enorm teuer für unser Land.“

Fachkräftemangel

Das Paradox: Zahlreiche Firmen klagen über Fachkräftemangel, wollen aber nicht ausbilden. „Das Problem ist nicht neu, aber Corona verstärkt es“, analysiert Hofer. Im Grunde genommen eine einfache Rechnung: „Wenn ich nicht ausbilde, habe ich keine Fachkräfte. Das ist das gleiche, wie wenn ich nicht einkaufe – dann bleibt mein Kühlschrank leer.“

Der Druck auf dem Arbeitsmarkt sei extrem groß, so Hofer weiter. Jugendliche mit schlechteren Schul- oder Ausbildungsnoten würden abgedrängt und hätten kaum Chancen am Arbeitsmarkt. Es braucht daher Maßnahmen von der Regierung, um allen jungen Menschen eine gute Zukunftsperspektive zu vermitteln.

Große Probleme am Arbeitsmarkt sieht Hofer vor allem in Ballungszentren. Viele Betriebe bilden weniger oder gar nicht aus. Sie können sich Lehrlinge zur Zeit nicht leisten oder haben Angst, dass sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, sodass sie den Ausbildungsplatz nicht für die nächsten drei oder vier Jahre sicherstellen können.

Die Bundesregierung hat nun zur Unterstützung den sogenannten Lehrlingsbonus geschaffen: In der Höhe von bis zu 3.000 Euro pro neu eingestelltem Lehrling soll dieser Bonus die Aufnahme von Lehrlingen fördern. Der Bonus gilt im Zeitraum von 16. März bis 31. Oktober dieses Jahres, sowie bei Übernahme eines Lehrlings aus der Überbetrieblichen Ausbildung bis 31.03.2021. Voraussetzung dafür ist die Ausbildung über die gesetzliche Probezeit von drei Monaten hinaus.

Nettes Goodie

Wird diese Maßnahme ausreichen? „Der Lehrlingsbonus ist in unseren Augen ein nettes Goodie“, kritisiert Hofer, „doch er kann das Problem nicht lösen.“ Denn das zur Verfügung gestellte Geld geht im Gießkannenprinzip an alle Unternehmen, d.h. auch an jene, die es eigentlich gar nicht bräuchten. „Für die ist es natürlich ein netter Bonus.

Aber was wir jetzt wirklich dringend brauchen ist ein Corona-Notausbildungsfonds!“ fordert Hofer.

Das Geld aus dem Fonds sollte entsprechend nur an jene Betriebe gehen, die es tatsächlich benötigen, die ausbilden möchten, es sich aber derzeit nicht leisten können. Ihnen soll dieser Fonds ermöglichen, Lehrlinge aufzunehmen und ihre Ausbildner zu bezahlen.

Auch im öffentlichen und staatsnahen Bereich könnten mehr Lehrlinge aufgenommen werden. „Einige Bundesländer, wie z.B. Wien, sind da vorbildlich, doch bei anderen wäre noch mehr drin“, sagt Hofer. „Wir erwarten uns mehr als nur nette Goodies, die Bundesregierung muss die Jugendarbeitslosigkeit ernst nehmen und als Priorität behandeln, sonst droht eine Lost Generation am Arbeitsmarkt. Die Gewerkschaftsjugend will endlich Taten sehen!“

Zur Person:
Susanne Hofer
ist seit 2017 Bundesjugendvorsitzende der GPA-djp. Beim Online-Bundesjugendforum im vergangenen September wurde sie in ihrer Funktion bestätigt. 2015 bis 2017 war sie stellvertretende Vorsitzende.

Scroll to top