Neueinstellungen, Kurzarbeit, Leiharbeitsfirmen und Idealismus. Der Betriebsratsvorsitzende der Facilitycomfort, Herbert Porstendörfer, erklärt im Interview seine Arbeit und blickt zurück auf eine lernintensive Karriere.
KOMPETENZ: Du bist Betriebsratsvorsitzender bei Facilitycomfort. Was brachte dich zu dem Unternehmen?
Herbert Porstendörfer: Nach dem Polytechnikum habe ich eine Lehre bei der AEG absolviert. Dort wurde ich europaweit eingesetzt und kam sogar bis nach Abu Dhabi als Monteur. Krankheitsbedingt habe ich die Arbeit als Monteur beendet und bin schlussendlich 1980 bei der Austrian Airlines als Haustechniker gelandet. Angefangen habe ich dort als Elektriker, war dann für die Telekomunikation zuständig bevor ich in der Bauabteilung gelandet bin und schlussendlich ins Facility Management wechselte. Mein ganzes Leben war geprägt von Veränderungen und Weiterbildung. 2012 wechselte ich dann zu der Energiecomfort, das dann in Facilitycomfort unbenannt wurde. Meine ersten vier Jahre war ich Gruppenleiter am Wiener Flughafen. Wir waren mit 22 Kolleginnen und Kollegen für die Instandhaltung von 56 Gebäuden zuständig.
KOMPETENZ: Welche Kunden betreust du bei Facilitycomfort?
Herbert Porstendörfer: Als eine Tochter der Wien Energie betreuen wir einige Banken, Pflegeanstalten, Versicherungen und viele andere Kunden. In Summe sind wir mit 230 Mitarbeiter in einem breiten Geschäftsfeld mit unserem Facility Management tätig.
Für die Reinigung ist eine 100-prozentige Tochter der Facilitycomfort, die Hauscomfort, zuständig. Dort sind weitere 200 Mitarbeiter beschäftigt. Da es bei der Hauscomfort aber keinen Betriebsrat gibt, bin ich da nicht als Personalvertreter zuständig.
„Im ersten Lockdown 2020 haben unsere Mitarbeiter fast alle weitergearbeitet, dafür bekamen unsere Techniker eine Covid-Prämie, auch da war ich eingebunden.“
Herbert Porstendörfer
KOMPETENZ: Was ist Facility Management eigentlich?
Herbert Porstendörfer: Instandhaltung, oder kurz FM, umfasst alles von Elektriker, Schlosser, HKLS-Techniker, Sicherheitsfachkräfte und Brandschutzbeauftragte und noch vieles mehr – eben alles, was in einem Gebäude so anfällt. Der Kunde kann sich ganz seinen Aufgaben widmen. Wir liefern ihm monatlich einen Bericht über Wartungsarbeiten und was so anfällt.
Alleine 30 unserer Mitarbeiter kümmern sich um Alles rund um die Plaza in Town Town, den höhergelegten Abschnitt von der Schlachthausgasse bis hinüber zur U-Bahn Station Erdberg.
KOMPETENZ: Wie wurdest du zum Betriebsratsvorsitzenden?
Herbert Porstendörfer: Ich war schon bei der AEG Jugendvertrauensrat, kurzzeitig Betriebsrat bei der Austrian Airlines und aufgrund meiner Erfahrung hat man mich gefragt, ob ich den Job nicht auch bei der Facilitycomfort übernehmen möchte. Da ich eine neue Herausforderung suchte, habe ich zugesagt und mich der Wahl gestellt. 2016 wurde ich zum Betriebsratsvorsitzenden für Arbeiter und Angestellte gewählt und im Jahr 2020 wiedergewählt. Heute besteht unser Team aus sechs Kolleginnen und Kollegen im aktiven Betriebsrat und sechs Erstsatzbetriebsräten.
KOMPETENZ: Was sind deine Aufgaben im Betriebsrat?
Herbert Porstendörfer: Als Vorsitz im Betriebsrat kommt bei mir alles an, wo es um Arbeitsrecht geht. Neueinstellungen, bis hin zu Problemen, die es bei der Gehaltsabrechnung geben kann. Ich habe regelmäßig Gespräche mit der Leiterin der Personalabteilung sowie mit dem Geschäftsführer. Ich werde auch bei jeder bevorstehenden Kündigung eingebunden.
Im ersten Lockdown 2020 haben unsere Mitarbeiter fast alle weitergearbeitet, dafür bekamen unsere Techniker eine Covid-Prämie, auch da war ich eingebunden. Zig Stunden bin ich mit dem Geschäftsführer und der Gewerkschaft zusammengesessen um die Kurzarbeit schnell umzusetzen, aber sie auch wieder zu beenden.
Unser Unternehmen legt großen Wert auf Weiterbildungen für die Mitarbeiter. Dies ist mir auch wichtig für meine Kollegen im Betriebsrat. Darum nehmen wir an sehr vielen Seminaren der Gewerkschaft teil.
Im Endeffekt betreiben wir auch ein Eventmanagement für unsere Mitarbeiter: Wir gehen schon mal Eislaufen, Schifahren, Eisstockschießen oder veranstalten ein Badminton- und Fußball-Turnier. Der Höhepunkt der diversen Events ist jedes Jahr der Betriebsausflug und eine eine Weihnachtstombola.
„Aktuell gibt’s regelmäßig Covid-Interviews mit der Geschäftsführung.“
Herbert Porstendörfer
Aktuell gibt’s regelmäßig Covid-Interviews mit der Geschäftsführung. Da geht’s darum: Haben wir Kranke, wie verhindern wir Erkrankungen? Müssen wir eventuell kurzfristig Büros schließen? Es geht auch um Teststraßen und Impfstraßen.
Was mir sehr wichtig ist: Wir haben als Personalvertretung ein gutes Verhältnis zum Geschäftsführer sowie mit dem Personalbüro. Trotz allem, – unsere Forderungen sind immer da. Wir sind ganz sicher kein Betriebsrat, der zu allem „Ja und Amen“ sagt. Wir sehen uns nicht als Gegner, aber sehr wohl als Vertreter des Personals. Da kommt es zwangsläufig dann hin und wieder zu Meinungsverschiedenheiten mit der Geschäftsführung. Größtenteils ziehen wir aber gemeinsam an einem Strang!
KOMPETENZ: In deiner Branche ist ja die Zusammenarbeit mit Leiharbeitsfirmen alles andere als unüblich. Wie kann man als Betriebsrat damit umgehen?
„Ein großes Anliegen ist es mir, dass unsere Leiharbeiter in allen Belangen gleichgestellt sind.“
Herbert Porstendörfer
Herbert Porstendörfer: Natürlich unterstützen uns auch Leiharbeiter, aber hauptsächlich für Planposten. Etwa zehn Prozent unserer Mitarbeiter sind aktuell von Leiharbeitsfirmen. Nach einer mehrmonatigen Einarbeit werden die Arbeiter gerne von uns übernommen. Erst im Jänner wurden von 33 Leiharbeitern 15 Kollegen bei uns eingestellt. Wir schauen darauf, dass die Leiharbeiterfirmen, mit denen wir kooperieren, ihre Leute so bezahlen, wie wir unsere Mitarbeiter entlohnen. Ein großes Anliegen ist es mir, dass unsere Leiharbeiter in allen Belangen gleichgestellt sind.
Sehr wichtig ist mir eine gute Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft. Da zahlt es sich auch aus in diversen Gremien mitzuarbeiten! Bei den Arbeitern haben wir eine fast 100-prozentige Gewerkschaftsmitgliedschaft. Bei den Angestellten ist es uns gelungen die Mitgliedschaft von 28 auf 56 Prozent zu erhöhen.
KOMPETENZ: Du gehst wahrscheinlich mit Ende des Jahres in Pension. Was wünschst du dir für die Zukunft?
Herbert Porstendörfer: Das Wichtigste für die Zukunft ist mir, dass unser derzeitiges Team all das, was wir bisher gemeinsam errungen und umgesetzt haben, auch zukünftig beibehalten wird. Schön wäre es, wenn mein Nachfolger das Ganze mit dem gleichen Idealismus weiterführt und sich auch gewerkschaftlich engagiert! Sorgen mache ich mir aber keine, da ja fünf Betriebsräte dem Team erhalten bleiben.
Zur Person:
Herbert Porstendörfer (63) ist gelernter Elektromechaniker und Elektromonteur. Seit 2016 ist er Betriebsratsvorsitzender beim Gebäudemanagement-Unternehmen Facility Comfort. Etwa mit Ende des Jahres wird er seine Pension antreten.