Vier Fragen an Sozialwissenschafter Jörg Flecker von der Uni Wien, zu den Auswirkungen überlanger Arbeitszeiten.
KOMPETENZ: Wie wirken sich überlange Arbeitszeiten auf Arbeitnehmer:innen aus?
FLECKER: Sie schaden der Gesundheit. Ab der siebenten Arbeitsstunde am Tag leidet die Gesundheit und steigt die Unfallgefahr. In Ländern, wo Männer lange Arbeitszeiten haben, ist die Verteilung der Sorge- und Haushaltsarbeit zu Lasten der Frauen besonders ungleich.
KOMPETENZ: Welche Rolle spielen hier All-in-Verträge?
FLECKER: Sie verschleiern die Kosten, weil diese in der betrieblichen Kalkulation unsichtbar werden. Sie werden den Beschäftigten und der Gesellschaft aufgebürdet.
„Die Kosten für All-in-Verträge werden den Beschäftigten und der Gesellschaft aufgebürdet.“
Jörg Flecker
KOMPETENZ: Wie beurteilen Sie den Vorstoß von Kanzler Karl Nehammer, Überstunden steuerlich zu begünstigen?
FLECKER: Er geht in eine völlig falsche Richtung. Man müsste Überstunden aus gesundheitlichen und Gründen der Geschlechtergerechtigkeit eindämmen. Männer leisten meist mehr Überstunden als Frauen, die die unbezahlte Sorgearbeit übernehmen. Das verschärft den Gender Pay Gap.
KOMPETENZ: Wo müssten wir als Gesellschaft hin, wenn es um das Verhältnis von Arbeits- und Freizeit geht?
FLECKER: Menschen, die lange arbeiten, wünschen sich deutlich kürzere Arbeitszeiten, jene, die nur 15 bis 20 Stunden arbeiten, hätten gerne mehr Stunden. Insgesamt wäre es auch aus ökologischen Gründen sinnvoll, die Arbeitszeit in Richtung einer Vollzeit von 30 Stunden zu verkürzen.
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