Stabile Beschäftigungsverhältnisse, höhere Einkommen und eine bessere Zufriedenheit der Arbeitnehmer:innen sowie der Unternehmen – all diese Erfolge gehen mit dem Vorhandensein eines Betriebsrats einher, wie eine von der Arbeiterkammer präsentierte Studie zeigt
Von Juni bis September 2022 wurde eine repräsentative IFES-Studie durchgeführt, die untersucht hat, wie sich die betriebliche Mitbestimmung auf die Situation im Unternehmen auswirkt. In Bezug auf die Arbeitsverhältnisse wurde dabei festgestellt, dass Arbeitnehmer:innen mit Betriebsrat seltener von prekären Verhältnissen betroffen sind und dementsprechend über höhere Nettoeinkommen verfügen. Insbesondere in den unteren Einkommensstufen zeigt sich hier ein eklatanter Unterschied. Geben 25 Prozent der Arbeitnehmer:innen ohne Betriebsrat an, ein Netto-Einkommen unter 1.500 Euro zu erhalten, sind es bei Vorhandensein eines Betriebsrats nur 15 Prozent.
Diese besseren Arbeitsbedingungen führen auch dazu, dass Arbeitnehmer:innen mit Betriebsrat häufiger berufliche Aus- und Weiterbildungen absolvieren und öfter Bonuszahlungen erhalten – das wiederum erleichtert die Möglichkeit einer Qualifizierung für weitere Positionen mit einer dementsprechenden Einkommenssteigerung. Ein Betriebsrat geht also mit stabileren Arbeitsbedingungen einher, wie auch die Daten zeigen.
Starke Demokratie im Betrieb
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit der Mitbestimmung innerhalb eines Unternehmens, sowohl auf offizieller Ebene wie auch in informellen Formaten, etwa spontanen Treffen zur Besprechung von Problemen. Hier zeigt sich: Über 90% der Arbeitnehmer:innen mit Betriebsrat ist die Interessensvertretung wichtig. Sieht man sich wiederum die Arbeitnehmer:innen ohne Betriebsrat an, so zeigt sich, dass auch hier das Bedürfnis nach Beteiligung groß ist.
Durch die Möglichkeit, die Entwicklung des Betriebes mitzugestalten, bietet ein Betriebsrat einen direkten Einblick in demokratische Mechanismen. Diese konkrete Form der Partizipation führt daher auch dazu, dass Demokratie auf gesamtgesellschaftlicher Ebene gefördert und stabilisiert wird. Im Falle des Betriebsrats ist dies besonders relevant, da hier auch Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft berechtigt sind, bei Wahlen teilzunehmen und zu kandidieren.
Positiver wirtschaftlicher Faktor
Bereits während der Coronapandemie hat sich gezeigt, dass Unternehmen mit guter Mitbestimmung die Krise deutlich besser meistern konnten. Nicht nur Arbeitnehmer:innen, sondern auch Führungskräfte haben laut der European Company Survey gesagt, dass mitbestimmte Betriebe/Unternehmen bessere (wirtschaftliche) Ergebnisse verzeichnen können. Insofern ist das Vorhandensein eines Betriebsrates auch von unternehmerischem Interesse, da durch den damit einhergehenden Informationsfluss allfällige Veränderungen im Unternehmen besser umgesetzt werden können.
Betriebsrat möglichst inklusiv gestalten
Je vielfältiger die Betriebsratsgremien zusammengesetzt sind, desto größer auch die Zufriedenheit im Betrieb. Dies hat auch mit Fragen der Repräsentation zu tun, denn ein möglichst diverser Betriebsrat kann die vielfältigen Anliegen der Belegschaft möglichst breit vertreten. Daras leitet sich ab, dass der Anteil an Frauen, Arbeitnehmer:innen mit Migrationshintergrund und junge Beschäftigte in den Betriebsratsgremien erhöht werden muss – denn noch sind diese Gruppen nicht entsprechend vertreten, wie die Studie zeigt.
Dazu kommt, dass insbesondere Frauen, die Betriebsarbeit ausüben, diese deutlich öfter in der Freizeit erledigen müssen als Männer – 30 Prozent im Vergleich zu 22 Prozent bei den Männern. Und das, obwohl Frauen durchschnittlich den Großteil der unbezahlten Arbeit im Haushalt übernehmen.
Forderungen nach Verbesserung
Aufbauend auf der Studie fordert der ÖGB gemeinsam mit der AK ein Maßnahmenpaket, dass die Betriebsratsarbeit stärken soll. So soll Demokratie im Betrieb ermöglicht und gestärkt werden, insbesondere junge Menschen müssen hier stärker eingebunden werden. Arbeitgeber sollen außerdem bei Vereinbarkeit und Gleichstellung in die Pflicht genommen werden, um die Tätigkeit im Betriebsrat zugänglicher zu gestalten – dazu braucht es auch ein besseres Zeitmodell für die Betriebsratsarbeit. Die detaillierten Forderungen sind hier nachzulesen.