Im Interview erklärt Chefverhandler Karl Dürtscher, warum der Metaller-Kollektivvertrag (KV) besondere Bedeutung hat, und dass die Metaller auch heuer kampfbereit sind.
KOMPETENZ: Was macht den Metaller-KV so besonders?
DÜRTSCHER: Die Metallindustrie ist mit einer Exportquote von ca. 80 Prozent ein wichtiger Faktor in der österreichischen Wirtschaft und gleichzeitig werden spätere konjunkturelle Entwicklungen in der Industrie als erstes sichtbar. Das trifft sowohl auf Phasen des Aufschwungs als auf erwartbare Phasen einer moderateren Entwicklung zu. In einer solchen mit einem etwas verringerten Wachstum befinden wir uns derzeit. Außerdem ist die Metaller-Runde so etwas wie der Leit-KV, an dem sich andere KVs orientieren.
KOMPETENZ: Warum gibt es keine gemeinsamen Verhandlungen?
DÜRTSCHER: Früher gab es die sogenannte „Globalrunde“ der gesamten Metallindustrie. Einzelne Fachverbände wollten keine gemeinsamen Verhandlungen mehr. Das war letzten Endes zu akzeptieren. Jedoch sind wir dem oftmaligen Wunsch der Fachverbände nach Abschlüssen in unterschiedlicher Höhe bisher nicht nachgekommen.
KOMPETENZ: Die Arbeitgeber jammern, dass die Wirtschaft sich schlecht entwickle. Was setzt ihr dem entgegen?
DÜRTSCHER: Die aufziehenden Gewitterwolken hören wir jedes Jahr. Sogar in Jahren der Hochkonjunktur wurde betont, dass Gewerkschaften Verantwortung für den Standort übernehmen sollen. So auch dieses Jahr. Wenn man sich allerdings die Gewinnausschüttungen der Unternehmen näher ansieht, stellt man fest, dass heuer ca. 90 Prozent der Gewinne entnommen wurden. Es ist also ein sehr einseitiges Verlangen, das die Arbeitgeber hier an die ArbeitnehmerInnenseite stellen. Unter dem Motto der Arbeitgeber „Die Party ist vorbei“ sollen Betriebsräte und GewerkschafterInnen auf geringere Einkommenssteigerungen vorbereitet werden. Eine Party, wo die ArbeitnehmerInnen am Buffet gleichberechtigt waren, hat nicht stattgefunden, und eine Party, wo wir, lediglich den Aufbau begleiten durften, die Arbeit während der Party hatten und dann noch zusammenräumen sollen und einem dabei gesagt wird, dass man dafür nicht mehr alle braucht (z. B. Zeitarbeitskräfte, befristete Dienstverhältnisse, Kurzarbeit etc.) lehnen wir ab. Wir wollen den gerechten Anteil am Ertrag.
„Aktions- und Streikbereitschaft sind elementare Grundlagen für einen erfolgreichen Verhandlungsprozess.“
Karl Dürtscher
KOMPETENZ: Wir wichtig ist die Streikbereitschaft der Metaller?
DÜRTSCHER: Aktions- und Streikbereitschaft sind elementare Grundlagen für einen erfolgreichen Verhandlungsprozess. Denn wenn Verhandlungsgeschick an seine Grenzen stößt, und das Gegenüber für noch so gute Argumente nicht zugänglich ist, braucht es die Solidarität der ArbeitnehmerInnen. Diese ist im Metallbereich spürbar und erleichtert es den VerhandlerInnen, ein erfolgreiches Ergebnis nach Hause zu bringen.
KOMPETENZ: Welche Rolle spielen die BetriebsrätInnen?
DÜRTSCHER: Die BetriebsrätInnen haben eine Schlüsselrolle für erfolgreiche KV-Verhandlungen. Sie nehmen die Anliegen der Beschäftigten wahr und bringen diese in die Verhandlungen ein und bereiten Betriebsversammlungen, Protestkundgebungen und Streiks gemeinsam mit den RegionalsekretärInnen der GPA-djp vor. KV-Verhandlungen sind gelebte Solidarität. ArbeitnehmerInnen wissen, allein kann man oft wenig bewegen. Anliegen, für die wir gemeinsam eintreten, können wir umsetzen. Hier gilt die Aussage – je mehr Gewerkschaftsmitglieder wir sind, umso mehr wird´s.
Zur Person:
Karl Dürtscher ist Bundesgeschäftsführer der GPA-djp und Chefverhandler für den Metaller-KV.
Alle Kollektivverträge auf einen Blick
Ihren persönlichen Kollektivvertrag können Sie kostenlos auf der Website der GPA-djp suchen und herunterladen.
https://www.gpa-djp.at/kollektivvertrag