42 Prozent weniger Pension für Frauen


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Der Equal Pension Day fällt 2021 in Österreich auf den 1. August. An diesem Tag haben Männer bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen erst bis Jahresende bekommen werden. Frauenpensionen sind im Durchschnitt deutlich niedriger, Frauen haben außerdem ein hohes Risiko, im Alter arm zu sein.

Frauen verdienen nicht nur weniger als Männer, sie erhalten auch weniger Pension: Österreichs Pensionistinnen müssen mit derselben Rente 152 Tage länger auskommen als Pensionisten. Denn am 1. August haben Männer bereits so viel Pension erhalten, wie Frauen erst bis zum Jahresende. Dieser Tag wird als „Equal Pension Day“ bezeichnet.

Die fünf verbleibenden Monate von August bis Dezember, in denen Frauen quasi leer ausgehen, das entspricht einem „Pension Gap“ von knapp 42 Prozent. Hauptursache für diese enorme Schere sind die Lohnunterschiede während des Erwerbslebens einerseits, und die ungerechte Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit andererseits. Fast jede zweite Frau arbeitet Teilzeit, um Beruf und Familie vereinbaren zu können. Dazu kommen Karenzzeiten und Pflege von Angehörigen. Corona hat diese Umstände nochmal verschärft.

„Wir müssen daran arbeiten, dass dieser Tag im Kalender endlich weiter nach hinten rückt und nicht schon nach sieben Monaten begangen wird“, fordert GPA-Frauensekretärin Sandra Breiteneder. Ein Rechtsanspruch auf einen ganztägigen und ganzjährigen Kinderbetreuungsplatz, volle Lohntransparenz, ein Mindestlohn von 1.700 Euro, sowie kürzere Vollzeit für alle wären geeeignete Maßnahmen, die dringend auf Umsetzung warten. Denn Frauen haben ein Recht auf Selbstbestimmung und, so fügt Breiteneder hinzu, „auf ein Leben ohne Angst vor Altersarmut!“

Grafik: GPA-Öffentlichkeitsarbeit

Unbezahlte Arbeit

Unsere Gesellschaft funktioniert, weil Frauen den überwiegenden Anteil der unbezahlten Arbeit erledigen: im Haushalt, bei der Kinderbetreuung, in der Pflege. Frauen kümmern sich vorwiegend um die Kinder, und auch drei von vier der pflegenden Angehörigen sind Frauen. 

64 Prozent der gesamten geleisteten Arbeitszeit von Frauen ist unbezahlt. Das führt zu laufenden Lohneinbußen während des Erwerbslebens und wirkt sich später bei der Pensionshöhe dramatisch aus, da sich die Pension nach dem Lebenseinkommen richtet. Und das ist bei Frauen aufgrund von Karriereunterbrechung und Teilzeitarbeit wegen der Kinder entsprechend niedriger als das der Männer.

Denn obwohl Frauen mehr Stunden arbeiten als Männer – sie verbringen im Durchschnitt 66 Stunden pro Woche mit Arbeit, Männer 64 – sind zu viele dieser Stunden unbezahlt: 27 Stunden wöchentlich, im Vergleich zu 16 Stunden bei den Männern. „Wir können davon ausgehen, dass sich dieses Verhältnis durch Corona noch zu Ungunsten der Frauen verschoben hat, da es die Frauen waren, die die zusätzlich anfallende Kinderbetreuung und das Homeschooling übernommen haben. Viele wurden dadurch auch aus dem Arbeitsmarkt gedrängt“, kritisiert Breiteneder.

Arbeitszeiterhebungen haben gezeigt, dass Frauen in Summe zwei Drittel der unbezahlten Arbeit erledigen, während Männer zwei Drittel der bezahlten Arbeit übernehmen. Berechnet man die bezahlte und unbezahlte Arbeit für die gesamte Volkswirtschaft, so macht die bezahlte Arbeit rund 9 Milliarden Stunden aus – die unbezahlte Arbeit aber ebenso viel!

„Leider profitieren die Frauen von ihrer unbezahlten Arbeit nicht für ihre Pension“

Sandra Breiteneder

Würde man nun die unbezahlten Stunden mit entsprechenden Löhnen bewerten, so ergibt das rund 105 Milliarden Euro erwirtschaftete Arbeit – das sind 30 Prozent des BIP. Die unbezahlte Arbeit ist somit ein zentraler Wirtschaftsfaktor, eine Leistung, ohne die unsere Wirtschaft nicht funktionieren würde. Denn ohne Kinderbetreuung, Pflege und Hausarbeit könnte die bezahlte Arbeit nicht verrichtet werden. Nur: „Leider profitieren die Frauen von ihrer unbezahlten Arbeit nicht für ihre Pension“, kritisiert Sandra Breiteneder.

Pay Gap als Ursache für Pension Gap

Die andere Hauptursache für den Pension Gap liegt im Gender Pay Gap. Im europaweiten Vergleich beträgt der Gender Pay Gap durchschnittlich 14 Prozent, in Österreich liegt diese Einkommensschere mit 20 Prozent nochmals deutlich über dem EU-Schnitt. Die Gründe dafür sind schlechter bezahlte Frauenberufe und Lohndiskriminierung.

Arbeiten, die meistens von Frauen geleistet werden, werden schlechter bewertet. Dabei hat gerade die Krise gezeigt, dass die Gesellschaft ohne Arbeit von vielen Frauen im Handel, in der Reinigung, in der Pflege, in der Betreuung von Kindern nicht funktioniert.  

Um diesen Gender Pay Gap zu verringern, bräuchte es daher Maßnahmen wie mehr Lohntransparenz, damit die Diskriminierung der Arbeitnehmerinnen sichtbar wird und bekämpft werden kann. Auch für Arbeitsuchende, z.B. beim Vorstellungsgespräch, muss die Lohntransparenz verbessert werden.

Ebenso wie Lohntransparenz wäre auch eine Pensionstransparenz, wie es sie in einigen europäischen Ländern bereits gibt, zielführend: Wenn Frauen regelmäßig über den aktuellen Stand ihres Pensionskontos informiert werden, können sie sehen, wo sie im Vergleich mit Männern stehen. Und natürlich auch, wie niedrig ihre Pension ausfallen wird, wenn sie Teilzeit arbeiten. Einer düsteren finanziellen Zukunft und einem Alter in Armut ließe sich mit Hilfe von Pensionstransparenz besser gegensteuern.

Altersarmut bei Frauen

Frauen über 65 sind nämlich auch deutlich öfter von Altersarmut betroffen. 17 Prozent der älteren Frauen sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet, bei den Männern hingegen sind es nur 10 Prozent. Im Jahr 2020 waren von 216.000 Menschen in Altersarmut 145.000 Frauen.  Altersarmut bedeutet nicht nur ein zu niedriges Einkommen, um damit über die Runden zu kommen. Von Altersarmut betroffene Frauen sind zumeist auch bei schlechterer Gesundheit, sie leben in zu kleinen oder in Substandardwohnungen und weisen generell eine niedrigere Lebenszufriedenheit auf als nicht arme Seniorinnen.

Knapp ein Viertel der alleinlebenden über 65-jährigen Frauen in Österreich gelten als erheblich materiell benachteiligt: Sie können ihre Wohnung im Winter oft nicht ausreichend warm halten, ihre Rechnungen nicht begleichen, unerwartete Reparaturen nicht bezahlen oder sich viele Dinge nicht leisten, die für andere selbstverständlich sind, wie z.B. Fernseher, Waschmaschine oder Mobiltelefon.

„Auch die von uns Gewerkschafterinnen immer wieder geforderte Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich für alle würde Frauen ganz besonders helfen: Denn kürzere Arbeitszeiten erleichtern es, Beruf und Familie zu vereinbaren und die Betreuungspflichten partnerschaftlich aufzuteilen“

„Auch die von uns Gewerkschafterinnen immer wieder geforderte Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich für alle würde Frauen ganz besonders helfen: Denn kürzere Arbeitszeiten erleichtern es, Beruf und Familie zu vereinbaren und die Betreuungspflichten partnerschaftlich aufzuteilen.“

Sandra Breiteneder

Notwendige Maßnahmen

„Knackpunkte sind unbezahlte Pflege und Kinderbetreuung – Frauen müssen freigespielt werden, um gleiche Chancen am Arbeitsmarkt zu haben. Jedes Jahr, in dem Frauen wegen Betreuungspflichten nicht in die Pensionskasse einzahlen können, kostet Geld“, sagt Breiteneder. Eine Erwerbslücke von einem Jahr reduziert die spätere Monatspension um bis zu drei Prozent.

Breiteneder fordert daher Investitionen in Elementarbildung und Ganztagsschulen: „Es braucht ein Recht auf Betreuung ab dem ersten Geburtstag des Kindes, einen raschen Ausbau der Ganztagsschulen und auch leistbare Pflegeangebote.“

Zugleich müssen Frauen verbesserten Zugang zu gut bezahlten und besser qualifizierten Jobs erhalten. Eine Qualifizierungsoffensive muss die Ausbildung von Frauen in Zukunftsberufen unterstützen. Das gilt auch für den Ausbau der Unterstützungen für Wiedereinsteigerinnen.

„Auch die von uns Gewerkschafterinnen immer wieder geforderte Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich für alle würde Frauen ganz besonders helfen: Denn kürzere Arbeitszeiten erleichtern es, Beruf und Familie zu vereinbaren und die Betreuungspflichten partnerschaftlich aufzuteilen“, erklärt Breiteneder. Kernpunkt ist letztlich immer noch ein gleicher Lohn für gleiche Arbeit, denn: „Ohne gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit werden Frauen weiterhin niedrigere Pensionen beziehen.“

Barbara Lavaud

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