Eine neue Publikation der Österreichischen Nationalbank zeigt, dass die Vermögenskonzentration noch deutlich höher ist als bisher angenommen.
Das reichste Prozent der ÖsterreicherInnen besitzt demnach bis zu 50 Prozent des gesamten Vermögens im Land. Die Top 10 Prozent halten sogar bis zu 75 Prozent des Gesamtvermögens. Ebenso wird durch die Studie nochmals verdeutlicht, wie schlecht die Datenlage in Österreich ist, was die Vermögenserfassung der Überreichen betrifft. Die Ergebnisse zeigen, dass es Zeit ist endlich mehr Transparenz und Steuergerechtigkeit herzustellen. Beides hängt mit der Abschaffung der Vermögenssteuer und der Erbschaftssteuer zusammen.
Zwei Dinge waren bereits klar: Österreich ist ein Land mit extrem ungleich verteiltem Vermögen und die Datenlage über die reichsten ÖsterreicherInnen ist mehr als dürftig.
Die Frage nach dem Vermögen
Der Household Finance and Consumption Survey (HFCS), den die OeNB im Auftrag der EU seit 2010 durchführt, ist derzeit die wesentlichste Quelle für Daten zum Volumen und zur Verteilung der privaten Vermögen in Österreich. Dabei handelt es sich um eine Umfrage welche die Informationen zu Konsum, Einkommen und Vermögen der privaten Haushalte erhebt. In der dritten Welle 2017, bei der 3072 Haushalte befragt wurden, beträgt der erfasste Anteil des reichsten Prozents 22,6 Prozent. Gemeinsam mit Deutschland zählt Österreich damit zu den beiden Ländern mit dem am ungleichsten verteilten Vermögen innerhalb der EU. Gleichzeitig gibt es bei Umfragen stets Probleme, was die Erreichbarkeit und den Wahrheitsgehalt der Aussagen der reichsten Menschen angeht, weswegen es äußerst wahrscheinlich ist, dass die Aussagen des HFCS nach unten verzerrt sind. Eine Studie, die versucht den wahren Vermögensanteil des reichsten Prozents statistisch zu ermitteln, kam auf einen geschätzten Anteil von mindestens 37 Prozent des Gesamtvermögens.
Um die Untererfassung der reichsten Menschen in Österreich mit Daten entgegenzutreten, haben die Ökonomen der Nationalbank sich nun zusätzlicher Quellen bedient. Neben den HFCS-Haushaltsdaten werden Daten aus Reichenlisten von Trend Magazin und Forbes, Unternehmens-Datenbanken und OeNB-interne Daten kombiniert. Dadurch kommen die Autoren zum Ergebnis, dass das reichste 1 Prozent der ÖsterreicherInnen zwischen 25 und 50 Prozent des Gesamtvermögens besitzt, wobei davon ausgegangen wird, dass der wahre Wert wohl an der oberen Grenze liegt.
Reichensteuer dringend notwendig
Sowohl das Ergebnis der Studie also auch die unzureichende Datenlage sind große Probleme. Im Gegensatz zu Vermögenswerten, für die es nur bis zu einem gewissen Teil eine systematische Erfassung gibt (z.B. Immobilien durch das Grundbuch), sind EinkommensbezieherInnen durch die Erfassung beim Finanzamt völlig transparent. Durch die extreme Anonymität bei Vermögenswerten wird die Bekämpfung von Terrorismusfinanzierung und Geldwäsche erschwert.
Gleichzeitig zeigt das extreme Ausmaß der Ungleichheit deutlich, dass es notwendig ist Maßnahmen wie eine Reichensteuer einzuführen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Wenn die reichsten 10 Prozent fast dreiviertel des gesamten Vermögens besitzen, während viele von der Pandemie betroffene Haushalte nicht in der Lage sind die steigenden Energiekosten zu bewältigen oder gesellschaftliche Aufgaben in den Bereichen Pflege, Bildung und Arbeitslosigkeitsbewältigung finanziell unterausgestattet sind, ist es Zeit zu handeln.
Deine Gewerkschaft GPA tritt für ein transparentes und faires Modell der Vermögensbesteuerung ein. Hier kannst du berechnen, ob du davon betroffen wärst: https://fuer-gerechte-steuern.at/millionaerssteuer-rechner