Wirtschaftsbegriffe so erklärt, dass auch normale Menschen sie verstehen.

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Die Nachrichten und Sozialen Medien sind voll von Begriffen, wie Inflation, BIP oder Lohnnebenkosten. Nur was heißt das alles genau? Wir erklären dir die wichtigsten wirtschaftlichen Begriffe so, dass du sie auch ohne Wirtschaftsstudium verstehst.

Inflation

Inflation ist laut der Lehrbuchdefinition die nachhaltige Steigerung des allgemeinen Preisniveaus. Die Inflationsrate, die für KonsumentInnen relevant ist und von der Statistik Austria monatlich veröffentlicht wird, ist die Preissteigerung des Verbraucherpreisindexes (VPI). Der VPI misst die Preissteigerung eines repräsentativen Warenkorbs, also einer Kombination von Produkten und Dienstleistungen, die ein durchschnittlicher österreichischer Haushalt konsumiert. Um die Preissteigerung zu messen, werden die Preise im repräsentativen Warenkorb im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres erhoben.

Es gibt abseits des VPI noch andere Warenkörbe, die beispielsweise die Preise des wöchentlichen Einkaufs oder etwa die Baupreise für Unternehmen verfolgen. Damit wird deutlich, dass die Preissteigerung davon abhängt, welche Produkte oder Preise beobachtet werden. Das führt auch dazu, dass die persönliche Preissteigerung höher oder niedriger als im VPI angegeben sein kann, wenn die eigenen Konsumgewohnheiten davon abweichen. Ob es also ein allgemein gültiges Preisniveau gibt, ist fraglich.

Deflation

Als Gegensatz zur Inflation, der Steigerung der Preise, steht die Deflation, welche ein nachhaltiges Sinken der Preise bedeutet. In normalen Zeiten ohne Krisen ist es normal, dass einige Produkte günstiger und andere teurer werden. Sofern jedoch über weite Teile des Produktspektrums Preise sinken, würde das zu vielen negativen Effekten führen. Denn dann wäre es sinnvoller anstelle von Investitionen heute, Anschaffungen in der Zukunft zu tätigen, wenn dann um denselben Geldbetrag mehr gekauft werden kann. Wenn das alle Haushalte und Unternehmen gleichzeitig tun, sind ein Schrumpfen der Wirtschaft und höhere Arbeitslosigkeit die direkte Folge.

BIP, BIP pro Kopf und BIP-Wachstum

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist die zentrale Kennzahl, wenn es um den Zustand der Wirtschaft in einem Land geht. Das BIP misst den Wert aller Produkte und Dienstleistungen, die innerhalb eines Jahres oder Vierteljahres in den Staatsgrenzen hergestellt wurden.
Um Vergleiche zwischen Ländern unterschiedlicher Bevölkerungsgrößen zu ermöglichen, wird das BIP pro Kopf (also pro EinwohnerIn) als Wert herangezogen. In Österreich lag das BIP 2021 bei 403,4 Milliarden Euro und damit an 10. Stelle in der EU. Pro Kopf lag das BIP in Österreich 2021 bei 45.045 Euro.
Wenn es um die aktuelle wirtschaftliche Lage geht, ist meist das Wachstum der Wirtschaft im Vergleich zur Vorperiode relevanter als die absolute Höhe. Das durchschnittliche BIP-Wachstum zwischen 2000 und 2019 lag in Österreich bei 1,6 Prozent. Durch die Corona-Krise schrumpfte das BIP 2020 um 6,7 Prozent, das höchste negative Wachstum in der zweiten Republik. Genauso beispiellos war jedoch das Wachstum in 2021, das 4,5 Prozent erreichte und ohne den Lockdown im Winter noch höher ausgefallen wäre.

Produktivität

Die Produktivität ist allgemein gesehen eine Kennzahl, welche Leistung dem dafür notwendigen Mitteleinsatz gegenüberstellt, also den Output im Verhältnis zum Input. Die für Lohnverhandlungen relevante Produktivität ist die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität, wo das BIP im Verhältnis zu dem dafür notwendigen Arbeitseinsatz, also den geleisteten Arbeitsstunden, gegenübergestellt wird. Die Produktivität erhöht sich also, wenn durch den gleichen Arbeitseinsatz ein höherer Output erzeugt werden kann.
Eine solche Produktivitätssteigerung ist maßgeblich für die gewerkschaftlichen Lohnforderungen in den Kollektivvertragsverhandlungen, denn die durch Arbeitseinsatz erwirtschaftete Produktivitätssteigerung muss fairerweise auch zu den Beschäftigten zurückfließen. Der zweite Aspekt, der die Lohnforderungen bestimmt, ist die durchschnittliche Inflationsrate der vergangenen 12 Monate, denn nur wenn diese abgegolten wird, bleibt die Kaufkraft erhalten.

Lohnkosten vs. Lohnstückkosten

Die Lohnkosten sind die tatsächlich von ArbeitgeberInnen bezahlten Kosten für die geleistete Arbeit. Die Lohnstückkosten hingegen bezeichnen die Arbeitskosten pro produzierter Einheit. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene wird dabei das Arbeitnehmerentgelt im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) betrachtet. Steigen also beispielsweise die Lohnkosten im gleichen Ausmaß wie das BIP bleiben die Lohnstückkosten konstant. Deswegen sind Lohnerhöhung auch nicht automatisch für höhere Preise verantwortlich, wenn die Wertschöpfung in gleichem oder sogar höherem Ausmaß steigt. 

Lohn-Preis-Spirale

Die Lohn-Preis-Spirale soll dadurch entstehen, dass hohe Lohnerhöhungen aufgrund von hoher Inflation wiederum verstärkend auf die Inflation einwirken, wodurch eine sich selbst verstärkende Spirale in Gang kommen soll.
Auch wenn diese Argumentation auf den ersten Blick plausibel wirken kann, ist bei näherer Betrachtung wenig dahinter. Denn zur Betrachtung des Einflusses der Löhne auf Preissteigerung darf nicht nur bloß auf die Erhöhung der Löhne geachtet werden, gleichzeitig ist auch die Wertschöpfung, die mit einer Arbeitsstunde erbracht wird, ausschlaggebend. Die Lohnstückkosten sind eine Kennzahl dafür, wie sich die Löhne im Verhältnis zur Produktivität entwickeln und zeigen, dass in den letzten 20 Jahren die Steigerung der Löhne im Verhältnis zum Output meist unter 2 Prozent und damit der Zielrate der Inflation lagen. Das bedeutet, dass kein Inflations-Druck von den Lohnerhöhungen ausgegangen ist, da die durch mit Arbeitseinsatz erwirtschaftete Leistung stärker gestiegen ist.

Lohnnebenkosten

Lohnnebenkosten sind Kosten, die der Arbeitgeber bei Beschäftigung von ArbeitnehmerInnen zusätzlich zum Bruttolohn leisten muss. Das sind etwa die Beiträge des Arbeitgebers zur Pensionsversicherung, Krankenversicherung, Unfallversicherung, Arbeitslosenversicherung, zum Insolvenzentgeltsicherungsfonds, dem Familienlastenausgleichsfonds und der Wohnbauförderungsbeitrag. Diese Arbeitgeberbeiträge sind daher ganz zentral zur Finanzierung des Sozialsystems, das den ArbeitnehmerInnen zugutekommt. Diese Beiträge dienen zur Pensionsfinanzierung, fließen in das Gesundheitssystem oder kommen über die Familienbeihilfen Familien zugute.
Die Forderungen nach einer Senkung der Lohnnebenkosten kommen in periodischen Abständen und wurden zuletzt auch zur Entlastung von ArbeitnehmerInnen aufgrund der hohen Inflation in den Raum geworfen. Das eine Entlastung der Dienstgeberbeiträge jedoch zu einer Erhöhung der Löhne führt ist keineswegs ein Automatismus. Hingegen kann eine Senkung der Lohnnebenkosten zu einer Verschiebung der Finanzierungskosten des Sozialstaates zu den ArbeitnehmerInnen und damit faktisch zu einer Lohnsenkung führen.

Kalte Progression

Die kalte Progression entsteht, weil Lohn- und Gehaltserhöhungen dazu führen, dass ein größerer Teil des Einkommens mit einem höheren Steuersatz besteuert wird. Durch unser progressives Einkommenssteuersystem wird das Einkommen in verschiedenen Stufen besteuert, wobei immer nur der die Stufe übersteigende Teil des Einkommens dem höheren Steuersatz unterliegt. Die Steuerstufen steigen aber nicht wie Löhne mit der Inflation, wodurch ein immer größerer Anteil stärker besteuert wird. Wenn die Inflation sehr hoch ist und die Löhne deswegen stärker steigen, ist dieser Effekt noch intensiver.  

Stagflation

Stagflation bezeichnet ein besonderes wirtschaftliches Phänomen, bei dem hohe Inflationsraten und sehr geringes bzw. negatives Wirtschaftswachstum gleichzeitig eintreten. In Zeiten normaler wirtschaftlicher Entwicklung ist hohe Inflation meist ein Anzeichen für eine sehr gute konjunkturelle Lage mit großem Wirtschaftswachstum, niedriger Arbeitslosigkeit und hohen Gewinnen und Lohnsteigerungen. In der Lage, in der wir uns jedoch aktuell befinden, sind für einen großen Teil der Inflation die hohen Preise für Öl und Gas sowie Lieferengpässe verantwortlich. Da es sich aufgrund unserer Abhängigkeit von fossilen Energieträgern dabei aber um Importe handelt, sind neben den Privatpersonen auch Unternehmen davon betroffen. Das verringert die Nachfrage der Haushalte und erhöht die Kosten für Produktion und Transport für Unternehmen. Gleichzeitig sind in vielen Branchen notwendige Vorprodukte aufgrund der Lieferengpässe und den Krieg in der Ukraine nicht lieferbar oder sehr teuer geworden. All diese Faktoren führen zu niedrigerem Wirtschaftswachstum trotz hoher Inflation. Aktuell befinden wir uns noch nicht in einer Stagflations-Phase jedoch musste die Prognose des Wirtschaftswachstums bereits nach unten revidiert werden.

Maastricht-Kriterien & Staatschuldenquote

Die EU-Konvergenzkriterien (meist Maastricht-Kriterien genannt) sind ein Regelwerk, das seit 1999 gilt und die Stabilität der Wirtschaft – und Währungsunion gewähren soll. Mitgliedstaaten der Eurozone sind verpflichtet die jährliche Neuverschuldung des öffentlichen Haushaltes (= Budgetdefizit) auf 3 Prozent und die Staatschuldenquote, also die Staatschulden im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung, mit maximal 60 Prozent zu begrenzen. Daneben gelten noch weniger bekannte Regeln über die maximal zulässige Inflationsrate und Zinssätze, welche vor Allem für potenzielle Mitgliedstaaten relevant sind.

Die Europäische Kommission hat die Defizitregeln aufgrund der Corona-Krise und der notwendigen Maßnahmen für die Jahre 2020, 2021 und 2022 ausgesetzt. 2023 werden sie aller Voraussicht wieder in Kraft treten wobei in vielen Mitgliedstaaten eine Debatte über eine Reform dieser starren Regeln entfacht ist. Gerade in Zeiten in denen große Anstrengungen zur Bewältigung des Klimawandels, dem Strukturwandel und der Bewältigung der Krisenkosten anstehen können solche strengen Grenzen einschränkend wirken und die Transformation gefährden.  

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