Neo-Betriebsrat David Preinerstorfer als „erster Dominostein“

David Preinerstorfer ist seit Juni 2024 Betriebsrat bei NovaTaste.
Foto: Betriebsrat

David Preinerstorfer hat viel von der Welt gesehen. 2006 tauchte er in die Gewürzwelt ein, mit Juni wagte er den Sprung in die Welt der Arbeitnehmer:innenvertretung.

Einst war ein Betriebsrat in seiner Firma „etwas Böses, erinnert sich David Preinerstorfer. Jahre zuvor hatten es eine Hand voll Kolleg:innen schon einmal versucht. Damals noch unter anderem Eigentümer – der die „Aufwiegler“ allesamt vor die Tür setzte. „Wir wussten nicht, was auf uns zukommt“, sagt Preinerstorfer über den erneuten Versuch, bei der nunmehrigen NovaTaste Austria GmbH einen Betriebsrat zu gründen.

Der heute 49-jährige Preinerstorfer hat in seiner Berufslaufbahn viel gesehen, viel erlebt. Nach der Schule verschlug es den gebürtigen Salzburger für ein Praktikum ins südafrikanische Namibia. Warum Namibia? Weil er im Zuge seiner Ausbildung im Bereich des Event- und Tourismusmanagements ohnehin ein Praktikum zu absolvieren hatte – und „weil es sich so ergeben hat“. Anschließend arbeitete er in Südafrika, im Mittleren Osten, in Südostasien, für Firmen wie Porsche, BMW oder Microsoft. Mit Betriebsratsarbeit aber kam er nie in Berührung.

Mitmenschen

Preinerstorfers Arbeitgeber ist einer der Branchenführer in der Welt der Gewürze. Ihren Sitz hat die NovaTaste Austria GmbH in Salzburg, weltweit arbeiten rund 1.900 Menschen an 17 Standorten in Europa, Asien sowie in Süd- und Nordamerika an derEntwicklung und Herstellung von Gewürzen und Gewürzmischungen, Wirkstoffen und Lebensmittelkulturen. Diese stehen nicht nur in fast jeder Gastro-Küche sondern sind oft wesentlicher Bestandteil von Fleischprodukte, Fertiggerichten, Snacks, Backwaren und vielem mehr.

Preinerstorfer arbeitet seit 2006 in der Unternehmensgruppe. Als gelernter Eventmanager ist er es gewohnt, viel mit Menschen in Kontakt zu sein. Genauer gesagt: „Das ist der Grund, warum ich diesen Job irrsinnig gerne mache“. Für seinen Arbeitgeber organisiert er um die 150 Events pro Jahr, Akademien, Workshops und dergleichen. Man könnte auch sagen: Er sitzt seit jeher an der Schnittstelle zwischen Geschäftsführung und einzelnen Abteilungen. Und: Mit Menschen kann er.

Dynamische Entwicklungen

Während der Corona-Pandemie war Preinerstorfer viel mit den Sorgen der Beschäftigten konfrontiert. Damals reifte wohl erstmals der Gedanke in ihm, dass das vielleicht doch was sein könnte für ihn: Betriebsrat.

Was Preinerstorfer und seine Kolleg:innen seit einigen Jahren umtreibt, sind die Dynamiken des Unternehmens selbst. In den vergangenen Jahren wechselte mehrfach der Eigentümer, das mittelständische Salzburger Familienunternehmen wurde zum globalen Konzern, Unternehmen wurden hinzugekauft, wieder abgestoßen und unter einem neuen Mutterkonzern zusammengeführt. Für die Beschäftigten keine einfache Entwicklung: Sich an neue Eigentümer:innen, Strukturen, Prozesse, Aufgaben und Kolleg:innen zu gewöhnen, kostet Zeit – und Energie. „Ich habe gemerkt, die Leidensfähigkeit einiger meiner Kolleginnen und Kollegen ist am Ende, die brauchen jetzt vielleicht ein offenes Ohr“, erinnert sich Preinerstorfer.

Kein „Konfliktamt“

Also hat er sich nach Gleichgesinnten umgesehen. Zwar begegnete ihm regelmäßig die aus seiner Sicht „gelernte Angst“, sich es nur nicht mit den Obrigkeiten verscherzen zu wollen. Doch schließlich konnte Preinerstorfer einige Mitstreiter:innen überzeugen. Auch die Geschäftsführung war schnell für das Vorhaben zu gewinnen. Letztlich hat auch geklappt, was Preinerstorfer von Anfang an ein Anliegen war: Das im Juni 2024 gegründete Betriebsratsteam ist eine „bunte Truppe“. Sie setzt sich aus Vertreter:innen sämtlicher Abteilungen zusammen, die Mitglieder kommen  aus der Produktentwicklung, dem Marketing, dem Einkauf und dem Qualitätsmanagement – und der Küchenchef, „die wichtigste Person im Unternehmen“, ist auch dabei, grinst Preinerstorfer. Es ist der erste Betriebsrat in der Geschichte des 1947 gegründeten Unternehmens.

Aktuell versucht der Neo-Betriebsrat in seine Rolle zu finden. Bereits vor der Wahl hat er sich an die GPA gewendet, trotzdem: Vieles ist neu, vieles ungewohnt, das gesamte sechsköpfige Betriebsratsteam der NovaTaste Austria macht gerade die ersten Schritte im Bereich der Arbeitnehmer:innenvertretung.

„Ich will dieses Amt nicht als Konfliktamt auslegen“, so der frisch gewählte Betriebsratsvorsitzende. „Es geht mir nicht darum, jeden Tag auf Konfrontation zu gehen“. Wichtig ist ihm ein guter Draht zur Geschäftsführung, die „Austauschfunktion zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern“. Was nicht automatisch ausschließen müsse, dass es auch mal Reibungspunkte geben könne. Er und sein Team wollen die „Entwicklung bei NovaTaste mit einem interessierten Auge, aber auch einem wachenden Auge beobachten“.

„Der erste Dominostein“

Im März beginnt seine Betriebsrats-Grundschulung, anschließend wollen Preinerstorfer und seine Kolleg:innen richtig loslegen. Derzeit arbeitet der neue Betriebsrat an der ersten Betriebsvereinbarung. Zukünftig möchte Preinerstorfer vor allem im Bereich der mentalen Gesundheit Angebote für Beschäftigte schaffen.

Mit seiner Initiative konnte er auch weitere Kolleg:innen innerhalb der NovaTaste-Gruppe motivieren. Nach der Gründung im Juni zog auch die Vertriebssparte nach, auch die Kolleg:innen in Freilassing haben seit kurzem einen Betriebsrat. Der Standort an der deutsch-österreichischen Grenze ist mit 350 Arbeitenden der größte der Gruppe. „Wir waren so etwas wie der erste Dominostein“, freut sich Preinerstorfer. Derzeit stehe man viel im Austausch, versuche zu kooperieren, voneinander zu lernen. Mittelfristig schwebt Preinerstorfer ein Gesamtbetriebsrat vor.

„Letztlich verbringen wir mehr Zeit am Arbeitsplatz als zu Hause“, betont Preinerstorfer. Daher sollten sich auch alle wohlfühlen im Unternehmen – und alle das bekommen, was ihnen zustehe. „Das ist für mich eigentlich das Wichtigste an der ganzen Geschichte“.

Zur Person:
David Preinerstorfer ist 49 Jahre, in Salzburg geboren und aufgewachsen. Nach mehreren beruflichen Zwischenstationen auf der ganzen Welt lebt er aktuell wieder in der Nähe seines Geburtsortes in Neumarkt am Wallersee. Seit Juni ist er Betriebsratsvorsitzender der NovaTaste Austria GmbH

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