Pascal Dietrich konnte heuer seine Lehrabschlussprüfung ablegen und ist nun Elektroniker. Hätte er sich als Jugendvertrauensrat allerdings nicht um die Prüfungsanmeldung und Vorbereitung auf die Prüfungsinhalte gekümmert, wären er und drei Kollegen wohl noch immer Lehrlinge.
Wenn der Name Osram fällt, dann denken viele vor allen an eines: Glühbirnen. Die Produktion von Leuchtmitteln macht aber nur einen kleinen Teil der Produktpalette von Ams Osram aus, erklärt Pascal Dietrich. Das Unternehmen sei vor allem in der Halbleitertechnik stark. Dietrich hat heuer seine Elektronik-Lehre mit Schwerpunkt Mikrotechnik abgeschlossen und ist nun im Werkt in Unterpremstätten als Facharbeiter in der Wartung von Maschinen eingesetzt. Rund 1.500 MitarbeiterInnen sind hier tätig, davon sind derzeit neun in der Lehrausbildung.
Dietrich arbeitet gerne bei Ams Osram. Vor der Lehrausbildung hat er ein Jahr lang eine HTL für Automatisierungstechnik besucht, „aber der Beruf hat mir nicht so zugesagt“. In der Elektronik fühlt er sich dagegen wohl. Und sowohl Arbeitsklima als auch Bezahlung seien gut, betont Dietrich.
Der Entschluss Jugendvertrauensrat zu werden
Gerne ist er auch für den Jugendvertrauensrat tätig, dem er seit Oktober 2021 als Vorsitzender vorsteht. „Als der Betriebsrat dazu Informationen ausgeschickt hat, wusste sich sofort, dass ich das machen möchte, weil es darum geht, dass man für andere da ist, dass man helfen kann.“
In seiner Lehrausbildung hätte allerdings gegen Ende hin einiges besser laufen können. Erstmals hatten sich weder Berufsschule noch der Betrieb darum gekümmert, sowohl ihn als auch weitere drei Lehrlinge zur Lehrabschlussprüfung anzumelden. Zudem hatten die vier jungen Männer wichtige für das Ablegen der Prüfung nötige Inhalte in der Berufsschule nicht vermittelt bekommen. Daran hatte auch der Covid-bedingte Unterrichtsausfall Schuld.
„Als der Betriebsrat dazu Informationen ausgeschickt hat, wusste sich sofort, dass ich das machen möchte, weil es darum geht, dass man für andere da ist, dass man helfen kann.“
Pascal Dietrich
Als Vorsitzender des Jugendvertrauensrats wurde er daher für alle, die kurz vor Beendigung der Lehre standen, aktiv. Er kümmerte sich einerseits um die Anmeldung zur Lehrabschlussprüfung und bat die Personalabteilung um eine Zusatzschulung der vier betroffenen Lehrlinge. Das konkrete Problem: „Bei der Lehrabschlussprüfung zum Elektroniker muss man Schaltungen programmieren, die einem vorgelegt werden.“
Lehrabschluss unters schwierigen Bedingungen
Das haben er und seine Kollegen bei Ams Osram allerdings nicht erlernt, da sie sich ja auf Mikrotechnik und allgemeine Elektronik spezialisiert hatten. In der Berufsschule wiederum sei man nicht immer auf dem aktuellen Stand. „Bei der Lehrabschlussprüfung hat mir ein Prüfer zugeflüstert, dass die Berufsschule seit 2019 um diese Inhalte der LAP weiß. Aber bis jetzt vermittelt sie das nicht, es gibt dazu keinen Unterricht.“
Die Bitte, hier in Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung eine Schulung für die vier betroffenen Lehrlinge zu organisieren, stieß im Human Ressources Team zunächst auf taube Ohren, schildert Dietrich. „Aber als ich dann geschrieben habe, dass wir alle vier durchfallen werden, weil wir dieses Programmieren einfach nicht beherrschen, da wir es nicht vermittelt bekommen haben und uns auch nicht selbst beibringen können, haben wir Gott sei Dank einen einwöchigen Kurs beim bfi bekommen.“ Schlussendlich konnten dank dieses Programmierkurses alle vier Lehrlinge ihre Ausbildung positiv abschließen.
Seinen Einsatz für ArbeitnehmerInnenrechte will Dietrich unbedingt fortsetzen. Er hat bereits den einwöchigen Grundkurs der Gewerkschaft absolviert und freut sich schon auf den weiterführenden Kurs im nächsten Frühjahr. Zunächst steht für ihn aber nun die Absolvierung des Zivildienstes an. Diesen wird er als landwirtschaftlicher Zivildiener beim Maschinenring absolvieren. „Wenn ein Bauer in Not ist, bekommt er hier eine Arbeitskraft zugeteilt. Wir haben zu Hause auch eine Wirtschaft und daher bin ich das Traktorfahren gewohnt“, erzählt Dietrich.
Danach geht es aber sicher wieder zurück zu Ams Osram. Schon als Lehrling habe er dort sehr selbstständig arbeiten können, sagt er. Die Maschinen im Unternehmen zu warten und auf deren Funktion zu überprüfen, mache ihm viel Freude. Und sich für die Interessen von KollegInnen einzusetzen, ebenso.
Zur Person:
Pascal Dietrich, geb. 2002 in Deutschlandsberg, nach Mittelschule und einem Jahr an einer HTL für Automatisierungstechnik, Lehre zum Elektroniker mit einer Spezialisierung auf Mikrotechnik bei ASM Osram. Seit Oktober 2021 Vorsitzender des Jugendvertrauensrats. Dietrich wohnt mit seinen Eltern in der Nähe von Leibnitz und hilft in seiner Freizeit in der elterlichen Forstwirtschaft und Hackschnitzelproduktion. Außerdem spielt er Fußball im Verein Wettmannstätten.
Wozu JugendvertrauensrätInnen?
Für Lehrlinge und jugendliche ArbeitnehmerInnen sind JugendvertrauensrätInnen die ersten AnsprechpartnerInnen für alle Fragen rund um die Themen Arbeiten und Ausbildung.
So wie BetriebsrätInnen die Interessen aller ArbeitnehmerInnen des Betriebes vertreten, sind JugendvertrauensrätInnen speziell für die Anliegen der Lehrlinge und der jugendlichen ArbeitnehmerInnen da. Sie kümmern sich darum, dass du gehört wirst und sind deine betriebliche Interessenvertretung mit Biss.
Wichtig: Jugendliche ArbeitnehmerInnen und Lehrlinge dürfen auch während ihrer Arbeitsszeit mit Problemen und Anregungen zum/zur JugendvertrauensrätIn gehen.
JugendvertrauensrätInnen sind meist selbst mitten in der Ausbildung oder haben diese gerade erst abgeschlossen. Genau darum Wissen sie auch wo der Schuh drückt und können deine Interessen bestens vertreten.