Vernetzung stärkt die Betriebsrats-Teams

v.l.n.r. Orhan Dönmez, Sekretär in der GPA Salzburg, Martin Rosker von der Suchthilfe Klinik und Michael Blühweis von der Suchthilfe Salzburg.

Das Salzburger Angebot für Suchtkranke ist auf zwei verschiedene Einrichtungen aufgeteilt, die ambulante und stationäre Behandlung anbieten. Zwei neu gewählte Betriebsratsteams wollen die Vernetzung stärken und langfristig zusammenwachsen.

In Salzburg bieten zwei Körperschaften medizinische und psychosoziale Betreuung und Unterstützung für Suchtkranke und deren Familien an: Die Suchthilfe Klinik und die Suchthilfe Salzburg GmbH. In beiden Körperschaften fanden im vergangenen Frühjahr Betriebsratswahlen statt. Die neu gewählten Vorsitzenden der BR-Teams, Michael Blühweis von der Suchthilfe Salzburg und Martin Rosker von der Suchthilfe Klinik, wollen nun in der Zusammenarbeit neue Wege gehen.

Rosker (36) ist Diplomierter psychiatrischer Krankenpfleger. Die Klinik beschäftigt rund dreißig Mitarbeiter:innen, darunter Pflegekräfte, Psycholog:innen, Therapeut:innen und Sozialarbeiter:innen. Das Therapieprogramm der Klinik richtet sich an Menschen mit einer Alkohol- und/oder Suchtmittelproblematik, die eine stationäre Behandlung erforderlich machen, mit dem Ziel einer abstinenten Lebensführung.

Die Suchthilfe Salzburg GmbH bietet hingegen ambulante Suchttherapie für Menschen, die Probleme mit Alkohol oder Suchtmitteln haben bzw. bereits eine Abhängigkeit entwickelt haben. Dazu gehören u.a. Wohnprojekte und das Spritzentauschangebot ‚baseCamp Mobil‘, eine Drogenhilfe auf Rädern. Hier arbeitet Blühweis (28) als Sozialarbeiter in einem interdisziplinären Team von rund 35 Mitarbeiter:innen. Blühweis selbst betreut eine Wohngemeinschaft, die auch forensische Patient:innen im Maßnahmenvollzug übernimmt.

Betriebsratswahlen

Bei der Suchthilfe und der Suchthilfeklinik handelt es sich um zwei verschiedene Körperschaften, die Belegschaft wird entsprechend von zwei verschiedenen Betriebsratsteams vertreten. Sie unterstehen aber der gleichen Geschäftsführung. Insofern liegt es nahe, dass die beiden Betriebsratsteams stärker kooperieren. Orhan Dönmez, Sekretär in der GPA Salzburg, betreut die beiden Betriebe. Er sieht hier Potential: „Wenn die beiden Betriebe sich verstärkt koordinieren, so würde das die Betriebsräte stärken.“

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Bei der Wahl im Frühjahr traten sowohl Rosker, als auch Blühweis, zum ersten Mal und mit neuen Teams an. In der Suchthilfe hatte davor nur die Drogenberatung einen Betriebsrat, nun vertritt Blühweis die gesamte Einrichtung, ein wichtiger Schritt.

„Meine Kolleg:innen haben mir geraten bei der Betriebsratswahl zu kandidieren“, erzählt Rosker, „Es war mir auch wirklich ein Anliegen, dass wir wieder einen Betriebsrat haben.“ Blühweis beschreibt seine Motivation ganz ähnlich: „Weil es einfach wichtig ist! Jeder Betrieb sollte einen Betriebsrat haben, der die Interessen der Belegschaft vertritt. Zugleich finde ich es auch ein spannendes politisches Amt.“ In beiden Betrieben ist die Arbeit des Betriebsrats aufgrund der Größe ein Ehrenamt ohne Freistellung.

„Die Betriebsratswahlen in beiden Einrichtungen waren der richtige Zeitpunkt, um die Vernetzung in die Wege zu leiten“, berichtet Dönmez von der GPA. „Die vorigen Betriebsräte haben viel geleistet und gingen in Pension. Neue Kandidat:innen zu finden war wichtig, um die Kontinuität zu wahren. Es war zugleich ein guter Anlass, den Mitarbeiter:innen bewusst zu machen, wie wichtig ein Betriebsrat ist!“

Kollektivvertrag

Bei allen Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Körperschaften gibt es einen sehr wesentlichen Unterschied: während in der Suchthilfe der Sozialwirtschafts-Kollektivvertrag (SWÖ-KV) zur Anwendung kommt, sind die Beschäftigten der Klinik mit freien Verträgen angestellt und unterliegen keinem KV.

„Der SWÖ-KV, der bei uns in der Suchthilfe gilt, bedeutet Vergleichbarkeit in allen Bereichen“, erklärt Blühweis. „Egal ob es um Einstufungen geht oder um die Höhe der Gehälter, der Kollektivvertrag bringt Transparenz. Entsprechend sind die Kolleg:innen zufrieden, denn alles ist klar und nachvollziehbar.“

Für Rosker ist der fehlende KV die grundlegende „Baustelle“ in seinem Betrieb. „Der Kollektivvertrag würde uns viele Vorteile in Form von besseren Regelungen bringen! Für die Nachtstunden und deren Abgeltung, für die Entlohnung und auch für die Einstufung in die Verwendungsgruppen.“

Auch Dönmez sieht hier die zentrale Herausforderung für Betriebsrat und GPA: „Die Suchthilfe Salzburg und die Suchthilfe Klinik sind zwei Einrichtungen, die einander ergänzen. Noch dazu unterstehen sie der gleichen Geschäftsführung. Eine Vernetzung ist daher naheliegend, die Gewerkschaft GPA bringt sich hier unterstützend ein.“ Nicht nur, dass ein Betrieb einen Kollektivvertrag hat und der andere nicht, es gibt außerdem noch unterschiedliche Betriebsvereinbarungen. „Und das, obwohl diese Körperschaften vergleichbare Aufgaben wahrnehmen. Daran werden wir in den nächsten Jahren arbeiten müssen.“

Vernetzung

Die Vernetzung der beiden Betriebsratsteams steht ganz oben auf der To-Do-Liste von Blühweis und Rosker. „Wir wollen den Austausch intensivieren und regelmäßig in Kontakt stehen“, sind sich die beiden einig, „ideal wären auch gemeinsame Wirtschaftsgespräche mit der Geschäftsführung.“ GPA-Betreuer Dönmez wird ihnen dafür mit seinem Know-how beiseite stehen.

Blühweis möchte außerdem die Mitarbeiter:innen in den verschiedenen Körperschaften der Suchthilfe – Drogenberatungen und Wohngemeinschaften -, die geografisch weit auseinander liegen, als Team besser verbinden: „Unsere Kolleg:innen sind übers Land Salzburg verstreut. Der erste Schritt nach der BR-Wahl war daher, aktiv den Kontakt zu suchen und uns als neuer BR vorzustellen. In Zukunft möchten wir auch durch Mitarbeiter:innenfeste und andere gemeinsame Unternehmungen das innerbetriebliche Team besser vernetzen.“

Zukunft der beiden Betriebe

Mittelfristig wird sich die Zusammenarbeit zwischen Suchthilfe und Suchthilfeklinik ohnehin intensivieren: Mit Ende 2024, Anfang 2025, werden beide Körperschaften in einen Neubau ziehen. Am Gelände dieses Neubaus sind bereits die Christian Doppler Klinik, Humanocare und das Pflegezentrum Gunther Ladurna angesiedelt. „Wenn dann die beiden Suchthilfeeinrichtungen auch dorthin ziehen, so sollten wir zukunftsorientiert denken“, findet Dönmez, „Mehrere verwandte Branchen – Pflege, Betreuung, Therapie – werden sich am gleichen Areal wiederfinden und dort verstärkt zusammenarbeiten.“ Auch wenn es sich um verschiedene Betriebe handelt, die Mitarbeiter:innen kennen einander und teilen gemeinsame Interessen.

„Insofern macht es Sinn, einen intensiveren Austausch der BR-Teams und langfristig ein Zusammenwachsen zu fördern“, meint Dönmez, „Und sollte es eines Tages zu einer Zusammenlegung von Suchthilfe und Suchthilfeklinik kommen, wären wir gut vorbereitet.“ Auch in Hinsicht auf gewerkschaftliche Aktionen: „Wenn wir gut vernetzt sind, so erleichtert das ein gemeinsames Agieren für die Beschäftigten und auch einen solidarischen Arbeitskampf!“

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