Die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind weithin sichtbar – der gebeutelte österreichische Handel benötigt Optimismus und eine Ausweitung der Digitalsteuer.
Es sind wenig erfreuliche Zahlen, mit denen der Handel aktuell aufwartet: jeder zweite Angestellte ist von Kurzarbeit betroffen, im Textil- und Schuhsektor sind es gar neun von 10 ArbeitnehmerInnen.
Fair handeln
Während der stationäre Handel mit schweren Einbußen kämpft, steigen die Umsätze im Onlinehandel. Bereits 2019 auf einem Rekordhoch von 7,5 Milliarden Euro, gab es im so genannten Lockdown weitere Zuwächse. Gerade Online-Handelsriesen wie Amazon oder Zalando profitieren von – im Vergleich zum Einzelhandel – ungeregelten und ungleichen Wettbewerbsregelungen. Damit können große Teile der Gewinne ohne Steuerabgaben ins Ausland fließen.
Anita Palkovich, Wirtschaftsbereichssekretärin der GPA-djp, fordert deshalb ein Fairness Paket:
„Im Moment gibt es nicht viele Bereiche, die so boomen wie der Online-Handel. In einer Situation, wo viel Geld für den Sozialstaat benötigt wird, sollten alle einen gerechten Beitrag leisten“.
Digital- Riesen sollen zahlen
„Amazon, Zalando & Co. ziehen die Umsätze aus Österreich ab“, weiß GPA-djp-Expertin Palkovich. Deshalb wäre die Ausdehnung der Digitalsteuer auf Gebühren bei Online-Plattformen ein entscheidender Aspekt. Denn diese Steuer würde große Internet-Plattformen betreffen, nicht aber regionale Läden, die ihre Waren im eigenen Online-Shop anbieten. Bei etwas gutem Willen könnte die österreichische Regierung diese Steuer ohne weiteres auf nationaler Ebene durchsetzen. Das wäre nur fair- denn auf Mieten im stationären Handel werden auch Steuern eingenommen.
Fairness-Paket schafft Zukunft
Dieses Geld wird nämlich dringend gebraucht. Die Arbeitslosigkeit im Handel verzeichnet gegenüber 2019 einen Anstieg von 60 Prozent. Anita Palkovich: „Ein Teil dieser Arbeitsplätze wird nicht mehr zurückkommen und Experten fürchten, dass auch viele weitere verloren gehen“. Deshalb soll das durch die erweiterte Digitalsteuer erwirtschaftete Geld, in einem Ausbildungsfonds zweckgewidmet werden. Die ArbeitnehmerInnen im Handel könnten damit notwendige Qualifizierungen erlangen. Sie sollen sich in der Branche weiterbilden oder neues Wissen in Berufszweigen, die derzeit gefragt sind – z.B. im Gesundheitsbereich, oder bei der Betreuung und Erstellung von Online Shops – erwerben können.
„Ein Teil dieser Arbeitsplätze wird nicht mehr zurückkommen und Experten fürchten, dass auch viele weitere verloren gehen“
Anita Palkovich
Perspektiven und Optimismus schaffen
„Der Konkurrenzkampf zwischen stationären und Online-Handel darf nicht weiterhin auf dem Rücken der ArbeitnehmerInnen ausgetragen werden“, ärgert sich Palkovich. Nach Shut- und Lockdown gilt es, die Wirtschaft wieder anzukurbeln. „Es ist dafür wichtig, Optimismus zu zeigen und eine positive Grundstimmung zu erzeugen“, so Palkovich
Die angekündigte Senkung des Einstiegssteuersatzes ist ein guter Anfang, doch müsste eine steuerliche Ersparnis von mindestens 350 Euro für alle garantiert sein – die Negativsteuer muss entsprechend angepasst werden. Es gibt nämlich eine Gruppe von ArbeitnehmerInnen, die wenig verdienen, und daher nicht die vollen 350 Euro bekommen. Insbesondere die Teilzeitbeschäftigten – vielfach AlleinerzieherInnen – spüren die steuerlichen Maßnahmen der Bundesregierung am wenigsten und benötigen doch jeden Cent. Wichtig ist es daher, dass es neben dem Fairness-Paket auch eine Einkommenssicherheit gibt. Dafür ist allerdings ein klares Bekenntnis der Wirtschaftskammer notwendig: die Kaufkraft muss gesichert und die Gehälter entsprechend angepasst werden.
Hoffnung auf KV Verhandlungen
Im Hinblick auf die kommende Herbst-Kollektivvertrags-Runde gibt es also eine klare Priorität. „Wir werden für den Erhalt des größten Flächenkollektivvertrages kämpfen. Eine halbe Million Handelsangestellte brauchen jetzt Sicherheit und Berechenbarkeit als Grundlage für Konsum“, erklärt Martin Müllauer, Vorsitzender des Wirtschaftsbereichs Handel in der GPA-djp, er gehört wie Anita Palkovich zu den Mitgliedern des Verhandlungskomitees. „Die Sicherung der Kaufkraft ist insbesondere für den österreichischen Handel existenzsichernd. Der Handel würde sich selber immens schaden, wenn Beschäftigte einen Reallohnverlust erleiden würden.“