Bundesjugendsekretärin Isabella Höferer vertritt die Anliegen der Lehrlinge und Schüler:innen mit viel Engagement und Fachwissen. Die KOMPETENZ hat sie zur Wahl des Jugendvertrauensrats in den Baukonzern Porr begleitet.
Der Sitzungssaal im zwanzigsten Stock des Porr-Tower in Wien Favoriten ist bis auf den letzten Platz besetzt. Über 50 Lehrlinge aus dem Bauunternehmen haben sich zur Wahl des Jugendvertrauensrates eingefunden. Die jungen Frauen und Männer – einige von ihnen sind in Arbeitskleidung direkt von ihrer Baustelle gekommen – bewundern zunächst die grandiose Aussicht auf die Stadt.
Doch dann geht es rasch zur Sache: Der neue Jugendvertrauensrat soll gewählt werden, turnusmäßig nach 2 Jahren. Alle zeigen reges Interesse an der Wahl und beteiligen sich an der Diskussion, die die Gewerkschaftssekretär:innen starten: Isabella Höferer, Bundesjugendsekretärin in der GPA, ist mit ihrem Kollegen Farzin Weysi (GPA Jugend Wien) gekommen, gemeinsam mit Peter Reitter (Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft Bau-Holz) werden sie die Wahl begleiten. Eine gute Gelegenheit auch, um mit den Jugendlichen über deren Anliegen und über gewerkschaftliche Vertretung im Betrieb zu diskutieren.
Die Lehrlinge der Porr sind sowohl junge Arbeiter:innen in Ausbildung, wie z.B. angehende Maurer, Hochbau- oder Tiefbau-Lehrlinge, aber der Betrieb bildet auch Lehrlinge in kaufmännischen oder bautechnischen Berufen aus, die von der GPA betreut werden.
Höferer, Weysi und Reitter erklären zunächst den genauen Ablauf der Wahl: Es werden nicht einzelne Personen gewählt, sondern ein Team, mittels Wahlzettel kann man dafür oder dagegen stimmen. Natürlich ist die Abstimmung geheim. „Ein JVR ist ein erkämpftes Recht, auf das wir alle stolz sind“, betont Höferer. „Ihr habt eine Ansprechperson, die so alt ist wie ihr selber und eure Sorgen und Nöte besser versteht.“
Kollektivvertrag
Nicht nur die JVR-Wahl, auch die Kollektivverträge nehmen in der Diskussion viel Raum ein: Was steht denn eigentlich drin, in einem KV, und was steht im Gesetz? Gibt es einen Mindestlohn in Österreich? Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen seitens der Jugendlichen. „Der KV regelt Löhne und Gehälter, daher gibt es keinen Mindestlohn, so wie in anderen Ländern“, beantwortet Höferer die Frage, „In Österreich haben wir eine KV-Abdeckung von über 98 Prozent, daher brauchen wir keinen Mindestlohn. Damit das so bleibt, sind starke Gewerkschaften wichtig!“ Der Kollektivvertrag regelt außerdem auch Arbeitszeit, Zulagen, Pausen, Urlaubstage, u.v.m., jeweils für die ganze Branche. Und das Weihnachts- und das Urlaubsgeld, steht das eigentlich im Gesetz? Die meisten glauben nein. „Richtig, das steht im KV!“, betont Höferer, „Noch ein Grund, warum gute Kollektivverträge so wichtig sind! In Deutschland z.B. haben die Beschäftigten kein 13. und 14. Gehalt.“
Ehe schließlich die Wahl beginnt, lassen es sich GBH-Vorsitzender Josef Muchitsch und Porr-CEO Karl-Heinz Strauss nicht nehmen, den Lehrlingen einen persönlichen Besuch abzustatten und eine kurze Ansprache zu halten. Beide betonen darin ganz besonders die Partnerschaft von Gewerkschaften und Unternehmensleitung im Konzern und die Wichtigkeit von Jugendvertrauensrat und Betriebsrat. Dass hier sowohl der GBH-Vorsitzende, als auch der CEO sich eigens herbemühen, spiegelt die Wertschätzung wieder, die der Konzern seinen Lehrlingen entgegenbringt. Lehrstellen in diesem Unternehmen sind entsprechend begehrt, mit guten Karriereaussichten nach dem Abschluss.
Erfolge der GPA Jugend
In den vergangenen Jahren hat die GPA Jugend gemeinsam mit den anderen Jugendgewerkschaften einiges für ihre Mitglieder erreichen können. Höferer berichtet von der letzten KV-Runde: „Die Kollektivvertragsabschlüsse lagen bei knapp 10 Prozent und deutlich über der Teuerung.“ Dafür gibt es Applaus seitens der Lehrlinge. Ein anderer wichtiger Erfolg der letzten Jahre: Seit 2018 müssen Lehrlinge nicht mehr fürs Internat beim Besuch der Berufsschule bezahlen: „Dafür haben wir uns damals mit einer großen Kampagne eingesetzt, davor war das Internat empfindlich teuer“, berichtet Höferer.
Die Gewerkschaftsjugend bietet den Jugendvertrauensrät:innen inhaltliche Unterstützung bei allen Fragen oder Problemen im Betrieb an sowie Seminare und Weiterbildungen. Bei allen Beratungsgesprächen besteht natürlich immer Verschwiegenheitspflicht, „es heißt nicht umsonst JungendVERTRAUENsrat“, betont Höferer. Und nicht zuletzt besteht auch für alle – Lehrlinge und JVR – die Möglichkeit, bei der Gewerkschaft GPA mitzuarbeiten, „unsere Tür steht euch offen!“
Wahl
Dann wird gewählt. Während sich alle vor der Wahlurne anstellen, verteilt Höferer Stimmzettel und plaudert mit den Lehrlingen. Nach einer Pause zum Auszählen der Stimmzettel wird das Ergebnis verkündet: Mit überwältigender Mehrheit und nur zwei Gegenstimmen hat das kandidierende JVR-Team die Wahl gewonnen. Man gratuliert einander, die frisch gewählten Jugendvertrauensrät:innen des Teams halten jede/r eine kurze Dankesrede. Zum Abschluss drängen sich alle Lehrlinge noch auf ein – sehr großes! – Gruppenfoto.
ZUR PERSON:
Isabella Höferer hat eine Lehre zur Industriekauffrau bei der Fernwärme Wien erfolgreich abgeschlossen. Auch sie war damals selbst als Jugendvertrauensrätin engagiert. Bereits während ihrer Lehrzeit war sie in der Unternehmenskommunikation tätig. Sie bildete sich danach in diesem Bereich weiter, denn: „Gute Kommunikation“, sagt sie, „ist für mich das um und auf, gerade auch in meinem aktuellen Job.“ Man merkt, dass sie ein Profi ist, wenn sie sich kompetent und schlagfertig in der Diskussion den Fragen der Lehrlinge stellt. Seit 2012 arbeitet sie für die GPA Jugend, anfangs als Assistentin, dann als Jugendsekretärin, und seit September 2022 ist sie als Bundesjugendsekretärin tätig. Wenn sie sich mit einem Wort beschreiben müsste? „Das wäre „situationselastisch“! Die Jugendarbeit ist vielfältig und sehr wertschätzend.“
Die GPA Jugend ist die laute Stimme für Fairness in der Arbeitswelt: faire Arbeitszeiten, faire Entlohnung und eine gute Ausbildung! Wende dich an uns, wenn du Fragen zu deinen Rechten hast oder wenn du einen JVR gründen willst.
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