Besser aufgestellt mit mehr Mitgliedern

Als Betriebsrat im Traumazentrum Meidling vertritt Robert Rois knapp über 600 Beschäftigte.
Foto: Auva/Privat

Um der Belegschaft eine breite Palette an Leistungen anbieten zu können, braucht der Betriebsrat eine starke Basis. Daher legt BR-Vorsitzender Robert Rois im Traumazentrum Meidling den Fokus neben Beratung und vielen Angeboten auch auf die Mitgliederwerbung.

Robert Rois (51) ist Vorsitzender des zehnköpfigen Betriebsratsteams im Traumazentrum Meidling (früher: UKH Meidling) in Wien. Gemeinsam vertreten sie die knapp über 600 Beschäftigte. Das Traumazentrum ist eines von sieben Unfallkrankenhäusern, das von der Auva (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt), einer Einrichtung der österreichischen Sozialversicherung, betrieben wird.

Rois ist stolz auf sein Team und die Leistungen für die Beschäftigten, die sie gemeinsam anbieten. Von der arbeitsrechtlichen Vertretung über Sportangebote bis hin zu Betriebsfeiern sorgt der Betriebsrat gut für seine Belegschaft. Darüber hinaus wurden auch bei der Arbeitszeit und der Anrechnung der Vordienstzeiten Erfolge erkämpft. Doch davon später! Denn besonders stolz ist Rois aktuell auf seine Kollegin Jennifer Peric, die eine äußerst erfolgreiche Mitgliederwerbekampagne initiiert hat.

Mitgliederwerbung

„Jenny hat einhundert neue Mitglieder geworben“, berichtet Rois, „das ist eine großartige Leistung, immerhin einer von sechs Beschäftigten ist der Gewerkschaft neu beigetreten!“ Jennys Werbestrategie für diesen beachtlichen Mitgliederzuwachs? Nach dem sehr guten KV-Abschluss von plus 9,15 Prozent hatte sie die Idee, jene Kolleg:innen, die noch nicht Gewerkschaftsmitglied waren, direkt anzusprechen. Vor allem in der Vorweihnachtszeit, als der Betriebsrat die Weihnachtsgutscheine ausgab, bot sich dazu die Gelegenheit. Bei einer so guten Gehaltserhöhung, die von der Gewerkschaft erreicht wurde, so argumentierte Jenny, wäre doch der Mitgliedsbeitrag bei der Gewerkschaft nach dem ersten Monat abgedeckt – und das restliche Jahr über profitiert man dann davon.

Jennifer Peric hat einhundert neue Mitglieder angeworben. Neben ihr: Georg Csapo-Brixner und Robert Rois.
Foto: Auva/Privat

„Der Gewerkschaftsbeitrag lohnt sich, den hat man durch die vielen Vorteile schnell wieder herinnen“, findet auch Rois. „Und Jennys Motto: das erste Monat für die Gewerkschaft, das restliche Jahr gehörts dir – dieses Argument hat sehr viele überzeugt.“ Nur mit einer starken gewerkschaftlichen Basis lassen sich auch weiterhin so gute Abschlüsse erzielen, betont der BR-Vorsitzende. Und auch für die Leistungen des Betriebsrats im Betrieb selbst braucht es den entsprechenden Rückhalt in der Belegschaft. Die Werbeaktion, so Rois weiter, hat außerdem auch gezeigt, dass die direkte Kommunikation mit den Kolleg:innen einfach mehr bringt als ein weiteres Mailing. „So funktioniert gute Betriebsratsarbeit! Jenny ist wirklich die Seele unseres Teams!“

Einsatz für Gerechtigkeit

Robert Rois kommt beruflich aus der Pflege: Er absolvierte nach der Matura eine Krankenpflegeschule und danach die Sonderausbildung für Pflege im Operationsbereich. Anschließend arbeitete er zehn Jahre lang in der unfallchirurgischen Abteilung in einem Krankenhaus der Gemeinde Wien, bis er 2009 zur Auva wechselte.

Dort wurde er 2014 ins Betriebsratsteam geholt. Seit 2016 ist er Vorsitzender, seine ersten Wahlen als Vorsitzender bestritt er 2018. Von seinem vorherigen Arbeitsplatz brachte er einige Erfahrungen mit Rechtslagen mit und hatte gelernt, für sich selbst einzustehen. Was ihn für sein Engagement als Betriebsrat motiviert? „Ich will für Gerechtigkeit kämpfen, denn Ungerechtigkeit halte ich einfach nicht aus. Ich bin bereit, alle Mittel einzusetzen, um zum Beispiel einer Kollegin oder einem Kollegen zu seinem Recht zu verhelfen.“

„Ich will für Gerechtigkeit kämpfen, denn Ungerechtigkeit halte ich einfach nicht aus.“

Robert Rois

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Teamarbeit

Im Betriebsratsteam hat jeder seinen inhaltlichen Schwerpunkt. Rois befasst sich überwiegend mit arbeitsrechtlichen Fragen. Ein herausforderndes Aufgabengebiet, da in einem Krankenhaus unterschiedliche Arbeitsrechte zur Anwendung kommen: einerseits das der Ärzt:innen, andererseits jenes der Gesundheitsberufe (Krankenpfleger:innen etc.) und der Angestellten in der Verwaltung. Die Arbeiter:innen im Krankenhaus sind durch ein eigenes Betriebsratsgremium vertreten, außerdem gibt es noch einen weiteren Betriebsrat für das Rehab-Zentrum Meidling der Auva.

Diese drei Betriebsrats-Gremien arbeiten eng zusammen, da die BR-Umlagen aller Mitarbeiter:innen in einen gemeinsamen Topf fließen. Die Auva verfügt außerdem – in Zusammenspiel mit dem Dienstgeber – über einen Sozialfonds, der kulturelle und sportliche Aktivitäten finanziell unterstützt bzw. bezuschusst, darunter Konzert- und Theaterkarten, Eintrittskarten für Bäder, Liftkarten zum Schifahren, Tennisplätze, usw. Der Sozialfonds unterstützt weiters auch Aus- und Weiterbildung für die Mitarbeiter:innen. Dazu kommen, wie in vielen großen Betrieben, Betriebsrats-Reisen, Weihnachtsgutscheine, Betriebsfeiern, u.a.m.

Erfolge

Ein originelles neues Projekt hat Rois zusammen mit dem BR-Vorsitzenden der Rehab-Zentren, Florian Zweckmayr kürzlich neu initiiert: Es wurde ein Kleinbus angeschafft, den die Mitarbeiter:innen zu einem sehr günstigen Tagestarif mieten können um damit zum Beispiel einen Möbelkauf oder Umzug zu bewerkstelligen.

Was die Verhandlungen mit dem Arbeitgeber während der letzten Monate betrifft, hier freut es Rois, dass die Anrechnung der Vordienstzeiten gelungen ist: „Eine sehr wichtige Errungenschaft!“ Weiters konnten er und sein Team die voll bezahlte Pause im Nachtdienst erreichen – „da sind wir bei der Auva die einzigen!“ – sowie die Verringerung der Arbeitszeit auf 37,5 Stunden pro Woche in den Unfallkrankenhäusern. „Unser nächstes Ziel ist es, das auch in den Rehab-Zentren durchzusetzen.“ Verhandlungen laufen derzeit zur Vergütung von Nachtdienstgutstunden im Krankheitsfall.

Ziele

Ein wichtiges Ziel für die nächsten Jahre ist für den BR-Vorsitzenden die flächendeckende sechste Urlaubswoche. Diese gibt es in seinem Betrieb für die Ärzt:innen, nicht aber im Pflegebereich. Doch manche anderen Betriebe bieten diese zusätzlichen freien Tage als Zusatzleistung an, und das will Rois ebenfalls erreichen. Denn auch für die Arbeitgeber wäre diese Woche ein wichtiges Atout wenn es darum geht, neue Mitarbeiter:innen zu finden: „Andere Arbeitgeber machen nämlich genau damit Werbung!“ gibt Rois zu Bedenken. „In der Pflege ist auch bei uns die Personaldecke dünn, zusätzliche Freizeit macht einen Betrieb für Arbeitnehmer:innen attraktiv!“ Daher wäre die sechste Urlaubswoche im Interesse aller Beteiligten, findet er: „Denn die Beschäftigten in den Gesundheitsberufen brauchen dringend mehr Freizeit und Erholung!“

„In der Pflege ist auch bei uns die Personaldecke dünn, zusätzliche Freizeit macht einen Betrieb für Arbeitnehmer:innen attraktiv!“

Robert Rois

Zur Person: Robert Rois ist verheiratet und Vater zweier Söhne. Der große ist schon 18 und mit ihm verbringt Rois am Wochenende viel Zeit am Fußballplatz, denn er spielt in der Nachwuchsmannschaft des FAC. Der jüngere Sohn ist 13, und mit ihm hat der Vater in seiner Freizeit viel Spaß beim gemeinsamen Motocross fahren.

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