Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern wirbt für den wirtschaftlichen Wiederaufbau ihres Landes nach der Corona-Krise mit einem Appell an die ArbeitgeberInnen des Landes, die 4-Tage-Woche einzuführen.
Beispielhaft für den Erfolg einer solchen Arbeitszeitverkürzung ist die neuseeländische Rechtsberatungsfirma Perpetual Guardian, die bereits 2018 die 4-Tage-Woche eingeführt hat – mit eindrucksvollen Ergebnissen für Beschäftigte und Unternehmen. Vor allem in der Zeit des wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach der COVID-19 Krise ist die Neuverteilung von Arbeitszeit nötiger denn je. Es braucht eine Arbeitszeitverkürzung, beispielsweise in Form der 4-Tage-Woche, bei vollem Lohnausgleich.
Neuseelands Tourismusbranche leidet stark unter der Corona-Krise
Berechnungen des Internationalen Währungsfonds zufolge wird die neuseeländische Wirtschaft aufgrund der Corona-Krise heuer um ca. 8 Prozent einbrechen. Die Arbeitslosenrate liegt schon jetzt bei 15 Prozent und wird noch weiter ansteigen. Der Tourismus spielt für die Wirtschaft in Neuseeland eine wichtige Rolle. Bedingt durch die Corona-Krise ist diese Sparte derzeit stark in Mitleidenschaft gezogen und aufgrund der Einreisebeschränkungen ist es ausländischen TouristInnen momentan nicht möglich auf dem Inselstaat zu urlauben. Aber vor allem Einheimische, die aufgrund der exponierten Lage der Insel gerne zuhause ihren Urlaub verbringen, bleiben derzeit aus.
Kürzere Arbeitszeit soll Wirtschaft nach der Corona-Krise wieder ankurbeln
Um dieser Wirtschaftskrise entgegen zu wirken und den Tourismus anzukurbeln hat die neuseeländische Regierungschefin den von den Menschen immer wieder geäußerten Wunsch einer 4-Tage-Woche ins Spiel gebracht. Dieser Vorschlag soll den Beschäftigten längere zusammenhängende Freizeitblöcke ermöglichen, die wiederum dazu führen sollen, der angeschlagenen Tourismusbranche durch mehr inländische UrlauberInnen einen neuen Boost zu verleihen.
4-Tage-Woche: Beschäftigte sind glücklicher und steigern Produktivität
Auch in Neuseeland sind die SozialpartnerInnen für die Festlegung der Arbeitszeit zuständig, Regierungschefin Ardern ermuntert jedoch Unternehmen im Land, über die Einführung einer 4-Tage-Woche nachzudenken. Als exemplarisches Vorzeigeunternehmen, wenn es um die Einführung der 4-Tage-Woche geht, dient dabei die neuseeländische Rechtsberatungsfirma Perpetual Guardian. Das Unternehmen hat bereits 2018 die 4-Tage-Woche eingeführt und damit einen beispielhaften Erfolg hingelegt. Die mehr als 200 MitarbeiterInnen geben an, dass die verkürzte Arbeitszeit Vorteile für ihre mentale und physische Gesundheit hat, zur Verbesserung des Familien- bzw. Soziallebens beigetragen hat und die ArbeitnehmerInnen dadurch insgesamt glücklicher sind. Die Zufriedenheit der Beschäftigten wirkt sich auch auf die Wirtschaftszahlen des Unternehmens positiv aus: Perpetual Guardian konnte seit der Einführung der 4-Tage-Woche die Produktivität im Betrieb um 6 Prozent steigern. Firmengründer Andrew Barnes setzt neben einer Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auch auf mehr Flexibilität im Sinne der Beschäftigten.
Arbeitszeitverkürzung ist auch in Österreich notwendig
Im Vergleich zu den Reallöhnen steigt die Produktivität in Österreich beispielsweise rasanter an. Dies führt dazu, dass zur Erzeugung derselben Güter immer weniger Beschäftigte benötigt werden. Dadurch entsteht einerseits mehr Gewinn, der nicht gerecht verteilt wird, andererseits hat diese Entwicklung den Verlust von Arbeitsplätzen zur Folge. Um diesen Wegfall ausgleichen zu können, müsste das Wirtschaftswachstum stets gleich hoch sein wie der Produktivitätsanstieg, was in den letzten Jahren aber nicht der Fall war und auch zukünftig unrealistisch sein wird. Daraus resultiert ein Verlust von Arbeitsplätzen, der nur durch eine Verringerung der generellen Arbeitszeit ausgeglichen werden kann. Es braucht daher eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, um die entgangenen Produktivitätsgewinne der letzten Jahrzehnte an die Beschäftigten auszuschütten und um damit neue Arbeitsplätze zu schaffen und den Wohlstand insgesamt zu erhöhen.
Wirtschaftlicher Wiederaufbau nach COVID-19 Krise im Lichte einer Arbeitszeitverkürzung
Die Zeit des wirtschaftlichen Wiederaufbaus nach der COVID-19 Krise und auch fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung ergeben Chance und Notwendigkeit einer völligen Neuverteilung der Arbeitszeit. In einer modernen Arbeitswelt sollte nicht mehr im Vordergrund stehen, wie viele Stunden sich die Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz befinden, sondern wie produktiv sie dabei sind. Diese Produktivität erhöht sich vor allem dann, wenn neben dem technologischen Fortschritt die Arbeitszeit nicht länger, sondern kürzer wird und den Menschen ausreichend Erholungsphasen zur Verfügung stehen.
Dabei spielt auch die Geschlechtergerechtigkeit eine wesentliche Rolle, denn vor allem Frauen hätten durch eine Verkürzung der Arbeitszeit leichter die Möglichkeit, nach einer Geburt wieder ins Erwerbsleben einzusteigen. Die Erziehungsarbeit könnte durch die generelle Reduktion der Arbeitszeit beider Elternteile besser zwischen den Geschlechtern aufgeteilt werden.
Es braucht also eine Arbeitszeitverkürzung, beispielsweise in Form der 4-Tage-Woche, bei vollem Lohnausgleich. Zahlreiche Beispiele aus unterschiedlichsten Unternehmen weltweit zeigen uns bereits, dass es möglich ist.