Die Betriebsratsvorsitzende von Emirates Airline, Petra Matous, will die Belegschaft für die Krise wappnen und sich ein Mitspracherecht bei notwendigen Maßnahmen erarbeiten. Ihr Team steht eng zusammen und das macht sie stark. Rückhalt und Kraft schöpft Matous auch bei Freunden und in der Familie.
Petra Matous war eine der InitiatorenInnen zur Gründung eines Betriebsrates bei Emirates Airline. Sie ist im Unternehmen, seit dieses 2004 den Flugbetrieb in Wien aufgenommen hat. Begonnen hat sie im Bereich Reservierungen, aktuell betreut sie den Gruppenverkauf. 17 Jahre in der Firma haben die Verbundenheit zum Betrieb gestärkt und auch Verständnis für die aktuellen Turbulenzen der Branche erzeugt: „Ich habe miterlebt, wie die Pandemie die gesamte Flugbranche auf den Kopf gestellt hat, auch bei Emirates sind Veränderungen spürbar.“
Über die Gründung eines Betriebsrates wurde intern bereits seit längerer Zeit und immer wieder gesprochen, doch „niemand hat sich die Mühe gemacht, den Schritt zu wagen und tatsächlich einen zu etablieren.“ Im Frühjahr erschien die betriebliche Mitsprache nach und nach unabdingbar: „Die Flugbranche war und ist von extremen Veränderungen betroffen, die Umbruchsituation bringt für das Unternehmen und die MitarbeiterInnen massive Umstrukturierungen. Niemand kann heute seriös abschätzen, wohin uns das führen wird.“
Betriebsrat „jetzt oder nie“
Nach einem ersten Informationstermin bei Regionalsekretärin Kristina Schwartling, bei dem Matous und jeweils eine MitarbeiterIn aus den drei Unternehmensbereichen „Stadtbüro, Fracht und Flughafen Passagier Service“ dabei waren, stand das Projekt Betriebsrat im Raum. „Wir haben viele Antworten auf dringende Fragen erhalten – nach einer kurzen Zeit des Sickerns war klar, dass die Gründung `jetzt oder nie` passieren würde – denn soweit hatten wir uns bislang noch nie vorgewagt.“
Der entscheidende Faktor war die Notwendigkeit zur Mitbestimmung: „In der aktuellen Krise wird es neue Herausforderungen, notwendige Veränderungen bzw. Umstrukturierungen der Bereiche sowie Prozesse für das Unternehmen und für jeden einzelnen geben müssen, wir wollen diese nicht passiv miterleben, sondern aktiv mit ausarbeiten und gestalten.“
Zuspruch und positives Feedback
Die vier InitiatorenInnen waren überrascht und erfreut, auf welch großes Interesse ihre Initiative in der 30-köpfigen Belegschaft gestoßen ist: „Bei der ersten Betriebsversammlung zur Gründung Ende Mai waren bis auf zwei KollegInnen, die verhindert waren, alle mit dabei – persönlich oder per Video. Es wurden viele Fragen gestellt und es gab viele Interessenten, sowohl für den Wahlvorstand als auch für ein Betriebsrats-/Ersatzmandat.“ Die Wahlbeteiligung lag bei 85 Prozent, es gab 100 Prozent Zustimmung für die gemeinsame Liste „Wir“: „Ein guter Rückhalt und eine tolle Unterstützung für uns.“
Ende Juni konstituierte sich der überfraktionelle Betriebsrat, er besteht aus drei aktiven BetriebsrätInnen und drei Ersatzmitgliedern – jeweils einem aus jedem Unternehmenssegment: „Jede Abteilung hat unterschiedliche Nöte und Problembereiche, es ist wichtig, dass im Betriebsrat SpezialistInnen aus allen drei Bereichen sind. Sie kennen die Bedürfnisse ihrer KollegInnen am besten.“
Zusammenhalten und Mitbestimmen
Den Vorsitz übernahm Matous, eine schlüssige Folge ihres Engagements. Erste positive Auswirkungen sind spürbar: „Wir kommunizieren ganz anders und haben ein gutes Miteinander mit den KollegInnen. Am stärksten sind wir, wenn wir zusammenhalten.“ Auch die Persönlichkeitsentwicklung war eine gewaltige: „Der Prozess der Betriebsratsgründung hat mir viel an Selbstbewusstsein gebracht. Ich trete ganz anders auf, weil ich nicht nur für meine, sondern auch für die Rechte meiner KollegInnen eintrete. Ich habe das Zeug dazu, das auch durchzuziehen.“
Bei wichtigen Entscheidungen, etwa wenn es um die Fortsetzung der Kurzarbeit geht, wollen die BelegschaftsvertreterInnen künftig mit am Tisch sitzen und mitberaten um für alle Seiten positive Lösungen und/oder Kompromisse zu erwirken. Die Gründung kam gerade noch rechtzeitig: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass bislang noch kein Personal reduziert wurde. Wir wollen aber gewappnet sein, sollte es soweit kommen.“
Unterstützung erfuhr Matous im Familien- und Bekanntenkreis: „Viele meiner Bekannten sind bereits Betriebsräte, GPA Mitglieder oder für die GPA tätig. Meine Mutter war schon Betriebsratsvorsitzende sowie Mitbegründerin eines Europa Betriebsrats. Wir haben uns rege über die Möglichkeiten und Grenzen der betrieblichen Mitbestimmung sowie über die durch dieses Mandat entstehende Verantwortung ausgetauscht.“ Auch die Vernetzung mit der Gewerkschaft wurde als fruchtbar erlebt. „Wir arbeiten alle sehr gerne für das Unternehmen und würden gerne im Betrieb bleiben. Wir wollen unsere Möglichkeiten ausschöpfen, wenn es darum geht mitzuwirken und gemeinsam etwas zu verändern.“
Geschäftsführung begeistert
Selbst der Zuspruch der Unternehmensleitung war da: „Die Geschäftsführung war von unserer Initiative sehr angetan, sie haben sich gefreut, dass wir die Gewerkschaft mit ins Boot geholt haben und halten die Mitsprache der Belegschaft für wichtig. Vereinfachend wirkt, dass es künftig einen starken Ansprechpartner gibt und sich das Management nicht mehr mit den Bedürfnissen jedes einzelnen auseinandersetzen muss.“
Ein gutes und aktives Miteinander mit der Geschäftsführung ist Matous sehr wichtig: „Wir sind nicht auf Krawall gebürstet, wir suchen eine vertrauensvolle Gesprächsbasis um künftige Herausforderungen zusammen positiv zu bewältigen. Unser Ziel ist es, ein verlässliches Sprachrohr für die Kollegenschaft zu sein. Bei wichtigen Entscheidungen und Veränderungen wollen wir gemeinsam etwas weiterbringen und frühzeitig mitreden.“ Die weitere Verlängerung und Durchführung der Kurzarbeit wird ein wichtiges Thema für die nächste Zeit sein sowie die zukünftige Arbeitplatzgestaltung um eine attraktive und produktive Arbeitsbasis zu schaffen.
Zur Person:
Petra Matous ist 40 Jahre jung und lebt in Wien. In ihrer Freizeit spielen Freunde und Familie eine wichtige Rolle und geben ihr Kraft. Den Ausgleich zum Alltag findet sie beim Yoga-Burn, Kraftsport, wandern mit Klettersteig und Musik hören. Ruhe und Energie holt sie sich beim Lesen, in der Natur und in der Meditation/Reiki.