Neue Betriebsräte braucht das Land

Der ÖGB setzt eine Initiative zur Gründung neuer Betriebsratskörperschaften. Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher ruft aufgrund der anhaltenden Krise dazu auf, den Wunsch nach Mitbestimmung rasch in gesetzlich abgesicherte Strukturen zu bringen. Belegschaftsvertretungen können bei drohenden Umstrukturierungen und Kündigungen mitreden und die Situation für die Beschäftigten im Betrieb verbessern.

Seit April läuft die ÖGB-Kampagne zur Neugründung von Belegschaftsvertretungen unter dem Motto „Sei du die starke Stimme“. Über Social Media Kanäle und ein persönliches Buddy-System, bei dem erfahrene BetriebsrätInnen Neulinge motivieren und unterstützen, sollen KollegInnen ermutigt werden, einen Betriebsrat zu gründen. Die bisherige Erfolgsbilanz kann sich sehen lassen: Über die Kampagnen-Homepage „mir-reichts.at“ gab es 1.200 Kontakte zu Betrieben mit mehr als fünf ArbeitnehmerInnen, 5.900 Beschäftigte haben ihre Kontaktdaten hinterlassen, 13.000 Rückmeldungen zu Ungerechtigkeiten im Betrieb wurden dokumentiert. Insgesamt haben schon 23.000 Menschen auf der Homepage vorbeigeschaut, mit mehr als 20 InteressentInnen laufen konkrete Gespräche zur Gründung eines Betriebsrates.

Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher sieht in der Kampagne „das richtige Angebot zur richtigen Zeit: Eine starke Belegschaftsvertretung ist gerade in Krisenzeiten wichtiger denn je. Die BetriebsrätInnen müssen Strukturen und Fachwissen aufbauen, bevor es zu Kündigungen oder Umstrukturierungen kommt.“ Über die aktuelle Kampagne sollen zumindest 300 neu gegründete Betriebsratskörperschaften erreicht werden: „Unternehmen mit Betriebsrat sind erfolgreicher. Sie zahlen bessere Löhne und Gehälter. Demokratie darf nicht vor dem Betriebstor aufhören.“
Neugründungen gerade jetzt wichtig

Die Rechte von ArbeitnehmerInnen wollen behauptet werden: „Von allein tut sich hier nichts. Wir sehen häufig, dass in wirtschaftlich guten Zeiten alles bestens läuft. Kommt eine Krise, werden Kürzungen und Umstrukturierungen durchgezogen, ohne die Interessen der Beschäftigten entsprechend zu berücksichtigen.“

Daher mache es Sinn, frühzeitig ein Gremium zu installieren: „BetriebsrätIn wird man nicht über Nacht, es gibt viel zu lernen: über arbeitsrechtliche Spielräume, Auslegungsfragen und Rechtsinstrumente.“ Belegschaften, die rechtzeitig eine starke Vertretung installieren, profitieren in der Krise davon: Sie können bei Veränderungen mitbestimmen. Studien bestätigen: „Unternehmen mit Betriebsrat kommen besser durch die Krise. Wir brauchen Menschen, die sich für Fairness einsetzen und ihre KollegInnen in schwierigen Zeiten unterstützen.“

Mut zur Veränderung

Dürtscher sieht Mitbestimmung auch als persönliche Bereicherung: „Als BetriebsrätIn kann man viele Erfolgserlebnisse haben, das ist auch für die persönliche Entwicklung wichtig.“ Die Sozialpartnerschaft sieht er nicht nur überbetrieblich, sie müsse auch in den Betrieben stattfinden und dort für einen gesunden Interessensausgleich sorgen: „Gerade jetzt gilt es, sich für einander einzusetzen und diejenigen zu unterstützen, die unfair behandelt werden. Die Ängste und Forderungen von heute sind die Basis für die Handlungen von morgen.“

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