Mehr Respekt für die Beschäftigten im Handel

Die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA Barbara Teiber fordert für die Beschäftigten im Handel besser
planbare Arbeitszeiten.

Foto: Arbeiterkammer

Die Beschäftigten im Handel haben während der Pandemie viele Belastungen
ausgehalten, das zeigt eine aktuelle Studie von WIFO und IFES. Die Gewerkschaft GPA
fordert bessere Arbeitsbedingungen.

Die COVID-19-Pandemie hat den Handel 2020 vor enorme Herausforderungen gestellt. Eine Studie von WIFO und IFES im Auftrag der AK Wien zeigt: Die Beschäftigten im Handel stehen unter immer stärkerem Druck. Die Vereinbarung von Beruf und Familie hat sich seit Pandemiebeginn verschlechtert: 6 von 10 Handelsbeschäftigten arbeiten bis zu 10 Tage im Quartal länger als 10 Stunden pro Tag. Seit Pandemiebeginn wird immer häufiger trotz Krankheit gearbeitet. Kein Wunder, dass die Arbeitszufriedenheit deutlich zurückgegangen ist und dass die Nachfrage nach Arbeitskräften immer mehr steigt. „Schon jetzt haben wir 20.000 offene Stellen im Handel. Nur durch bessere Arbeitsbedingungen kann der Personalknappheit entgegengewirkt werden“, stellt GPA-Vorsitzende Barbara Teiber fest.

Hohe Teilzeitquote

Etwa jede zweite Arbeitskraft im Einzelhandel arbeitet in Teilzeit. Die Differenz zwischen Wunscharbeitszeit und tatsächlich geleisteter Arbeitszeit wird immer größer. Immer mehr Vollzeitarbeitskräfte wollen weniger arbeiten als noch vor der Pandemie. Selbst die Teuerung hat daran wenig geändert. Der Druck in der Arbeit für Vollzeitkräfte ist oft so hoch, dass sie selbst Einkommenseinbußen in Kauf nehmen würden. Umgekehrt würden viele Teilzeitarbeitskräfte gerne aufstocken: Konkret würde jede und jeder Vierte gerne mehr Stunden arbeiten, um den Lebensunterhalt zu finanzieren.

Zwar sind 3 von 4 Handelsbeschäftigten grundsätzlich immer noch mit ihrem Beruf zufrieden. Die Zufriedenheit ist aber seit der Pandemie deutlich gesunken (von 83 auf 76 Prozent). Am wenigsten zufrieden sind übrigens Eltern. Sie beklagen vor allem die schlechte Vereinbarkeit von Arbeit und Betreuungspflichten.

Handelsangestellte fühlen sich seit der Pandemie auch gesundheitlich stärker belastet. Besonders stark gestiegen sind die psychischen Belastungen durch Stress. Fühlten sich vor der Pandemie noch 17 Prozent der Handelsbeschäftigten stark belastet, so sind es jetzt schon 27 Prozent. Gestiegen ist auch die Zahl der Tage, an denen die Beschäftigten gearbeitet haben, obwohl sie krank waren: Von 2 bis 3 Tagen vor der Pandemie auf fast 11
Tage.

Wunsch nach mehr Flexibilität

Die Gewerkschaft GPA fordert für die Handelsbeschäftigten besser planbare Arbeitszeiten. „Die Betriebe müssen ihren Beschäftigten mehr Flexibilität beim Ausmaß und bei der Lage der Arbeitszeit einräumen, etwa mit Öffnungszeiten, die Rücksicht auf die Beschäftigten nehmen. Und indem die Betriebe viel mehr auf die Wunscharbeitszeiten der ArbeitnehmerInnen eingehen“, konkretisiert die Vorsitzende der Gewerkschaft GPA bei einer Pressekonferenz. Vorankündigungszeiten von 14 Tagen bei der Diensteinteilung sind gesetzlich vorgeschrieben, werden aber oft nicht eingehalten. Hier braucht es wirksame Strafen, sonst hört das nicht auf. In einer Branche mit hohem Teilzeitanteil wird besonders häufig die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit überschritten. Deshalb muss es auch bei Teilzeit einen 50-prozentigen Zuschlag schon ab der ersten Stunde Mehrarbeit geben.
Berufliche Weiterbildung in der Arbeitszeit muss auch für Teilzeitangestellte möglich werden. Ziel ist ein Recht auf eine Woche Weiterbildung pro Jahr in der bezahlten Arbeitszeit.

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