„Job ready“: Zurück in den Arbeitsmarkt

Foto: privat

Die Volkshilfe Wien bietet Menschen auf Arbeitssuche in unterschiedlichsten Projekten die Möglichkeit, sie auf einen regulären Job vorzubereiten. Betriebsratsvorsitzender Afrim Sheremetaj betreut diese KollegInnen als Belegschaftsvertreter und in seinem Fachbereich.

Afrim Sheremetaj ist Fachbereichsleiter in einem der Projekte der Wiener Volkshilfe, dem Sozialökonomischen Betrieb der Second Hand Shops. Die sechs Shops basieren auf Sachspenden und die KundInnen finden dort ein vielfältiges Angebot, das von Kleidung über Möbel bis hin zu Spielzeug und Küchengeräten reicht. Als Betriebsrat ist Sheremetaj bereits seit 2014 aktiv, 2016 wurde er zunächst zum stellvertretenden Betriebsratsvorsitzende gewählt, drei Jahre später übernahm er den Vorsitz. Seine Aufgaben als Belegschaftsvertreter nehmen rund ein Drittel seiner Arbeitszeit ein.

Sheremetaj steht einem Team aus sechs aktiven und sechs ErsatzbetriebsrätInnen vor. Gemeinsam betreuen sie die arbeitsmarktpolitischen Projekte der Volkshilfe Wien. Dazu gehören neben dem Sozialökonomischen Betrieb auch eine Beratungsstelle für MigrantInnen (BBE Fair), ein speziell an Jugendliche gerichtetes Projekt zur Erlangung der Ausbildungsfitness (Ausbildungsfit Jobfabrik) und eine Beratungsstelle, die Menschen bei der Jobsuche begleitet (BBE Step2Job).

Jener Betriebsteil der Volkshilfe, der u. A. Pflege und Betreuung anbietet, hat sein eigenes Betriebsratsgremium.

„Wir sind eine Sozialorganisation, daher soll bei der Arbeit auch ein soziales Klima herrschen, denn das ist unsere Stärke! Das motiviert uns alle!“

Afrim Sheremetaj

Die Rollen in Sheremetajs BR-Team sind klar aufgeteilt, jedes Projekt bzw. jeder Teilbetrieb wird von jeweils zwei der BelegschaftsvertreterInnen betreut. Die BetriebsrätInnen sind für insgesamt rund 300 MitarbeiterInnen zuständig, keine/r von ihnen ist freigestellt. Was Sheremetaj dabei wichtig ist: „Wir sind eine Sozialorganisation, daher soll bei der Arbeit auch ein soziales Klima herrschen, denn das ist unsere Stärke! Das motiviert uns alle!“

In seinem Alltag als Betriebsrat besucht er die verschiedenen Standorte und Projekte, um vor Ort mit den MitarbeiterInnen über ihre Anliegen und Probleme zu reden. Kürzlich gab es leider einige Kündigungen, die von der Belegschaftsvertretung aber in einvernehmliche Auflösungen umgewandelt werden konnten.

TransitmitarbeiterInnen

In einem der von Afrim Sheremetaj und seinem Team betreuten Projekte, dem Sozialökonomischen Betrieb, arbeiten neben den fix angestellten auch sog. TransitmitarbeiterInnen, sie machen ca. 120 der 300 Beschäftigten im Betrieb aus. Auf diesem Weg sollen sie in den regulären Arbeitsmarkt zurückfinden. Wer beim AMS Arbeit suchend gemeldet ist und Unterstützung bei der Jobsuche benötigt, kann zeitlich befristet mitarbeiten. Die Einsatzmöglichkeiten für die Arbeitssuchenden in der Volkshilfe sind dabei vielfältig: zum Beispiel Verkauf und Textilsortierung in den Second Hand Shops, Büroarbeiten, Reinigung, aber auch Räumungs- und Transporttätigkeiten, sowie Stadtpflege und Grünflächenbetreuung.

„Wir sind ein gemeinnütziges, soziales Unternehmen“, erklärt Sheremetaj, „und so helfen wir Menschen, die schon längere Zeit auf Arbeitssuche sind, wieder eine langfristige Beschäftigung zu finden. Sie bekommen bei uns individuelle fachliche Beratung, Maßnahmen zur Qualifizierung und eben einen befristeten Job. Wenn alles gut läuft, können sie am Ende der sechs Monate am Arbeitsmarkt wieder Fuß fassen.

Hast du schon einmal überlegt selbst einen Betriebsrat zu gründen?

Wenn es bei dir im Betrieb mindestens 5 Beschäftigte gibt, kann eine Betriebsratswahl stattfinden. Dein Chef/deine Chefin, darf die Wahl nicht behindern. Als Betriebsrätin/Betriebsrat hast du einen besonderen Kündigungsschutz und du kannst einen Teil deiner Arbeitszeit für die Betriebsratstätigkeit verwenden. Wir unterstützen und begleiten dich und deine KollegInnen bei der Durchführung der Betriebsratswahl.
Du möchtest mit uns darüber reden? Dann wende dich an unsere Beratung in deinem Bundesland. Alle Kontakte findest du hier: https://www.gpa.at/kontakt

Vermittlungsquote

Die Aufgabe der Fachkräfte der Volkshilfe ist es daher, die TransitmitarbeiterInnen so rasch und so gut wie möglich aufzubauen, ihnen die entsprechenden Kompetenzen zu vermitteln, damit sie am Ende „Job ready“ sind.

„Auch wenn alles gut läuft, die Quote macht uns allen viel Stress und Kopfzerbrechen, und wir als Betriebsräte sind damit entsprechend intensiv befasst.“

Afrim Sheremetaj

Diese Quoten machen als Vorgabe auch großen Druck –  denn werden sie nicht erfüllt, könnten die Fördergeber die Förderungen für die jeweiligen Projekte einstellen. „Auch wenn alles gut läuft, die Quote macht uns allen viel Stress und Kopfzerbrechen, und wir als Betriebsräte sind damit entsprechend intensiv befasst.“

Ziele der Betriebsratsarbeit

Die Pandemie hat die Volkshilfe Wien dank des steten Einsatzes der Belegschaftsvertretung gut überstanden: Es wurde zu Anfang sozialpartnerschaftlich mit der Geschäftsführung eine dreimonatige Kurzarbeit vereinbart und so, betont Sheremetaj,  konnten alle MitarbeiterInnen ihre Jobs behalten: „Niemand verlor seinen Arbeitsplatz, das war ein großer Erfolg! Danach wollten wir aber keine Kurzarbeit mehr, denn sonst verlieren wir zu viel Kundschaft und damit in Folge auch Jobs.“

Um die Beschäftigten aber weiterhin gut zu schützen, wurde vom Betriebsrat eine Betriebsvereinbarung zum Homeoffice abgeschlossen. Die Zusammenarbeit mit der Geschäftsführung – Geschäftsführerin der Volkshilfe Wien ist Tanja Wehsely – ist gut, erzählt Sheremetaj, und das ist ihm sehr wichtig, denn „mit einer guter Gesprächsbasis kann man viel erreichen!“

„Sie (die TransitmitarbeiterInnen) haben alle nicht nur das Wahlrecht, sondern sind auch sonst den fix angestellten KollegInnen rechtlich völlig gleichgestellt.“

Afrim Sheremetaj

Betreut wird Sheremetajs Betrieb von der GPA Regionalsekretärin Sabine Hausberger, die ihm mit Rat und Tat zur Seite steht, so z.B. kürzlich bei einer sehr erfolgreichen BetriebsrätInnenklausur. Bei speziellen Fragen betreffend die TransitmitarbeiterInnen steht ihm auch Eva Scherz mit ihrer Expertise bei: So war es bei den letzten BR-Wahlen zunächst unklar, ob die TransitmitarbeiterInnen wahlberechtigt sind. „Eva hat sich der Sache angenommen. Es hat sich herausgestellt, sie haben alle nicht nur das Wahlrecht, sondern sind auch sonst den fix angestellten KollegInnen rechtlich völlig gleichgestellt.“

Aktuell verfolgt Sheremetaj als Betriebsrat zwei Ziele: Erstens arbeitet er an einer Gleitzeitvereinbarung. Viele der fest angestellten Beschäftigten pendeln aus einem Bundesland nach Wien, Gleitzeit wäre für sie eine große Erleichterung. Gespräche mit der Geschäftsführung sind bereits am Laufen.

Das zweite Projekt zielt auf die Zukunft des Betriebsratsgremiums: Die nächsten Wahlen finden 2025 statt, und bis dahin wird es nur mehr ein Betriebsratsgremium und nicht wie bisher zwei geben. Die beiden Betriebsteile Pflege und Betreuung sowie der sozialökonomische Bereich sollen zu einem einzigen Betrieb zusammengelegt werden. Auch wurden die Gespräche bereits begonnen.

Neben dem Sozialökonomischen Betrieb werden auch zahlreiche weitere Projekte vom Betriebsratsteam vertreten:

Step2job:

Ist eine Beratungs- und Betreuungseinrichtung, die Menschen dabei fördert, den Schritt zurück in die Arbeitswelt zu schaffen. Es stehen den Menschen langfristige Betreuungsmöglichkeiten offen. Soziale und gesundheitliche Problemstellungen werden gemeinsam mit den Betroffenen professionell einer Lösung zugeführt.

Step2job aktiv#weiter:

Im Mittelpunkt des Projektes aktiv#weiter stehen die Stabilisierung der persönlichen Situation und die Unterstützung beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt. Die BeraterInnen unterstützen die beim AMS arbeitssuchende Personen um einen passenden Job zu finden.

Step2job # BBE Deutsch:

Betreut werden Menschen mit Migrationshintergrund, die beim AMS Wien gemeldet sind. Die KlientInnen werden von AMS zugewiesen, das Ziel des Projektes ist ein erfolgreicher Abschluss des ÖSD Diploms und eine nachhaltige Teilhabe an der österreichischen Gesellschaft.

FAIR ist eine Beratungsstelle für MigrantInnen mit dem Sitz in St. Pölten, deren Ziel es ist, MigrantInnen bei der Orientierung und Integration sowohl in die Gesellschaft wie auch in den Arbeitsmarkt zu unterstützen. Dies geschieht u.a. durch Berufsorientierung, Karriereplanung, Weiterbildung, aber auch durch Hilfe im Hinblick auf rechtliche und soziale Ansprüche oder psychosoziale Schwierigkeiten. Betreut wird dabei in 20 Sprachen!

Aber auch andere Zielgruppen werden auf dem Weg in die Berufstätigkeit begleitet: Die Jobfabrik ist im Verbund der Volkshilfe Wien bereits seit 25 Jahren für junge Menschen da, die auf dem Weg zu einem selbstbestimmten, erwachsenen Leben noch etwas Unterstützung brauchen. Dies geschieht sowohl durch Trainingsmodule in unterschiedlichsten Berreichen wie z. B. Restaurant/Küche, Holzwerkstatt, Büro oder Einzelhandel, aber auch durch laufendes Coaching zur Perspektivenentwicklung. Abgerundet wird das Angebot durch eine Wissenswerkstatt, Sport und Outdoorangebote.

Zur Person:

Afrim Sheremetajs große Leidenschaft ist Fußball. Seine Freizeit verbringt er gern mit seinen Enkelkindern, zwei Mädchen und vier Buben. Mit ihnen zusammen schießt er natürlich auch liebend gern den Ball ins Tor. Zum Stolz des engagierten Großvaters spielt sogar einer der Buben in einem Wiener Verein.

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