Er kommt von der Basis und weiß daher über die Anliegen seiner Belegschaft bescheid. Seit April 2022 ist Harald Mayerhofer Vorsitzender des Metro Zentralbetriebsrats. Er will dazu beitragen das Umfeld zu verbessern und die Arbeit im Handel attraktiver machen.
Im Sommer vor 27 Jahren, genau am 1. August 1996, hat Harald Mayerhofer seine Lehre als Großhandelskaufmann bei der Großhandels-Kette Metro Österreich in St. Pölten angetreten. „Mir hat es dort von Anfang an gut gefallen und das Klima zwischen den Kolleginnen und Kollegen war immer total nett“, versichert Mayerhofer, der seit 1. April 2022 freigestellter Vorsitzender im Zentralbetriebsrat ist – in den 12 österreichischen Großmärkten vertritt er rund 2.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, auf seinem Standort in St. Pölten sind es 135.
Ansprechen, wenn etwas nicht passt
Nach der Lehre kletterte Mayerhofer, die Karriereleiter hinauf: Dem Grundwehrdienst 2000 folgte die Position des stellvertretenden Abteilungsleiters in der Werkzeug- und Bauabteilung. Von 2009 bis zur Wahl zum Betriebsratsvorsitzenden war der gebürtige Herzogenburger Abteilungsleiter der Saison- und Elektroabteilung. „Ich komme von der Basis, ich tue mir bei gewissen Themen recht leicht, weil ich weiß, wie es im Verkauf abläuft.“ Auch wenn Harald Mayerhofer „keine zwei linken Hände hat“, war ihm schon während der Schulzeit schnell klar, dass ein Handwerk für ihn nicht infrage kommt. Über das „POLY 2000“-Programm konnte der Jugendliche, der auch stellvertretender Klassensprecher war, eine Schnupperlehre machen. „Die Woche bei Metro gefiel mir deshalb so gut, weil es keine einseitige Arbeit war – also nicht nur das Einschlichten von Produkten in Regale“, erinnert sich der heutige Zentralbetriebsratsvorsitzende. Er schrieb dann seine bisher einzige Bewerbung im Leben und wurde prompt aufgenommen.
„Im Verkauf – in unserem Beruf heißt das ‚auf der Fläche‘ – bekommen wir jene Dinge mit, die nicht funktionieren und besser gemacht werden könnten“, erklärt Mayerhofer sein frühes Ziel: „Ich war fasziniert von den Aufstiegsmöglichkeiten und wollte eine Position beziehen, um eventuelle Missstände klar ansprechen zu können und Verbesserungen für das Team zu erreichen“. Unbemerkt blieben seine Bestrebungen nicht – der damalige Betriebsratsvorsitzende fragte 2017 nach, ob Mayerhofer nicht gerne Teil des Betriebsrats werden möchte. Mit Erfolg 2019 wurde er Vorsitzender in St Pölten und seit April 2022 ist er freigestellter Vorsitzender im Zentralbetriebsrat für ganz Österreich.
„Seit kurzem gibt es für Kolleginnen und Kollegen mit Beeinträchtigung auch Sonderurlaubstage, das sind je nach Behinderungsgrad zusätzliche drei bis vier Tage pro Jahr als die im Gesetz bestimmten Urlaubstage.“
Harald Mayerhofer
Quer durch Österreich
„Nach 26 Jahren im Verkauf, tut die Abwechslung als freigestellter Zentralbetriebsratsvorsitzender schon gut“, erzählt Harald Mayerhofer. Von seinem Wohnort Herzogenburg benötigt er zwar nur 10 Minuten mit dem Auto in die Arbeit, doch ein bis zweimal pro Woche ist der Vorsitzende mit dem Firmenwagen in verschiedenen Angelegenheiten unterwegs. Von Zeit zu Zeit fährt er auch die Metro-Großmärkte in ganz Österreich ab – von Wien bis nach Dornbirn. „Ich verbringe viel Zeit im Firmenauto“, berichtet Mayerhofer, der dann einem seiner Hobbys frönen kann: Musik hören. Etwa Rockiges von AC/DC, den Red Hot Chili Peppers oder Folk-Punk von den Dropkick Murphys und den Radiosender 88,6.
Ein aktuelles Thema sind die anstehenden KV-Verhandlungen. „Ich bin bei den Vorbesprechungen dabei, aber nicht im Verhandlungsteam.“ Ende Oktober beginnt die erste Runde, das erklärte Ziel: Es darf zu keinem Reallohnverlust kommen. „Dafür werden wir aber auch kämpfen“, versichert Mayerhofer.
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Bei Metro Österreich hat es im Laufe der Zeit einige Erfolge gegeben: wenn etwa eine Inventur ansteht und das Team an diesem Tag auf Überstunden in die Firma kommt, bekommt es selbstverständlich auch Kilometergeld – dieser Anspruch wurde auch schriftlich fixiert. Seit kurzem gibt es für Kolleginnen und Kollegen mit Beeinträchtigung auch Sonderurlaubstage, das sind je nach Behinderungsgrad zusätzliche drei bis vier Tage pro Jahr als die im Gesetz bestimmten Urlaubstage. Mayerhofers Ansprechpartner in der GPA-Landesgeschäftsstelle St. Pölten sind Manuel Prankl und Martin Prahser, die Zusammenarbeit klappt ausgezeichnet. „Ich rufe an, wenn etwas juristisch nicht klar ist und bekomme immer sofort Hilfe“, lobt der Zentralbetriebsratsvorsitzende.
„Für mich zählt, dass etwas für die Belegschaft weitergeht. Die Zusammenarbeit mit der Personalabteilung funktioniert gut und ich bin bestrebt, diese gegenseitige Wertschätzung auch zu halten.“
Harald Mayerhofer
Mayerhofer ist wie bereits seine Vorgänger bei Metro, Mitglied bei der FCG (Fraktion Christlicher Gewerkschafter). „Ich bin Gewerkschafter und kein Politiker, arbeite fraktionsübergreifend zusammen, mir ist das komplett egal“, macht er deutlich. „Für mich zählt, dass etwas für die Belegschaft weitergeht. Die Zusammenarbeit mit der Personalabteilung funktioniert gut und ich bin bestrebt, diese gegenseitige Wertschätzung auch zu halten.“ Für den Erfolg braucht es mitunter „Leidenschaft und manchmal einen langen Atem“.
Schwierige Personalsuche
Eine große Herausforderung ist die Unterbesetzung. „Momentan ist es schwierig, freie Stellen mit den passenden Mitarbeitern nachzubesetzen. Früher hatten Arbeitnehmer eher die Einstellung eine Arbeit „für immer“ zu suchen, heute haben sich die Einstellung ans Arbeitnehmerverhältnis und der Anspruch an die Work-Life-Balance geändert. Das heißt, es ist nicht immer leicht, offene Positionen rasch zu besetzen“, zeigt sich Mayerhofer besorgt.
Mitarbeiter:innen im Großhandel erfüllen wesentlich mehr Aufgaben als Bedienung und Beratung der Einkaufenden. Dabei muss der Normalbetrieb heutzutage im Vergleich zur Jahrtausendwende mit einem wesentlich geringerem Personalstand auskommen. Da es so schwierig ist, passendes Personal für die offenen Stellen zu finden, steht das Stammpersonal oftmals unter Druck.
Als Arbeitgeber ist der Handel nun mal nicht sonderlich attraktiv, selbst wenn bereits die Einstiegsgehälter und die Lehrlingsentschädigungen gestiegen sind. Ein Knackpunkt bleiben auch die Arbeitszeiten, „wobei wir bei Metro Österreich ein Modell mit Frühschicht und auch eines mit Nachmittagsschicht anbieten können“, erklärt Harald Mayerhofer. Theoretisch kann auch kurzzeitig zwischen diesen beiden Schichten gewechselt werden – die Frühschicht startet um 6 Uhr und endet um 14.45h, die Nachmittagsschicht dauert von 12.30h bis 20.30 Uhr.
Die Ehefrau im Betrieb kennengelernt
Zwar lässt Harald Mayerhofer sein Mobiltelefon am Wochenende für die Firmenangelegenheiten eingeschalten, aber die Anrufe halten sich zum Glück in Grenzen und das Handy muss auch nicht überall mit dabei sein. „Ich kann gut abschalten – wenn ich aus der Firma gehe, sind die Sachen für mich übers Wochenende erledigt.“ Die Freizeit verbringt er zumeist mit seiner Frau Katja und Tochter Anja.
Bleibt überdies Zeit, dann für Sport: Bergsteigen, Wandern, Radeln und als Zuseher natürlich Fußball. Mayerhofer ist Rapidfan: „Wenn es passt, fahre ich auch mal runter ins Stadion – früher war ich sehr viel dort, aber momentan ist es als Rapidler eh nicht leicht“,schmunzelt er Der Zentralbetriebsratsvorsitzende hat schon einige 3000er erklommen, liebt die Hohen Tauern und ist auch mit Wald- und Wiesen-Wanderungen glücklich. Da nicht immer eine Hütte auf dem Weg liegt, packt Mayerhofer den Rucksack entsprechend ein: immer dabei ist eine „Knabbernossi“, Müsliriegel und eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit. „Aber schön ausbalanciert, rechts und links am Rucksack in Flaschen abgefüllt.“
Auch Ehefrau Katja arbeitet bei Metro im Verkauf und fungiert als Ersatzbetriebsrat. Die beiden haben sich einst im Betrieb kennengelernt. „Allerdings versuchen wir, die Arbeit zu Hause nicht anzusprechen“, erklärt Harald Mayerhofer. Doch es gibt immer wieder mal Ausnahmen: Vor der Wahl zum Vorsitzenden, hat seine Frau gesagt: „Überlege Dir sehr gut, ob du Vorsitzender sein willst – es ist weniger körperliche, aber viel emotionale Arbeit, die Du auch verkraften musst. Aber wenn du das machen willst, dann tue es!“ Es war ein guter Ratschlag.