„Um gut beraten zu können, muss man auch gut geschult sein“

Heidi Danzl gehört dem Betriebsrat an der Fachhochschule MCI | Die Unternehmerische Hochschule® an und ist Vorsitzende der GPA Frauen in Tirol.
Foto: GPA Tirol

Heidi Danzl gehört dem Betriebsrat an der Fachhochschule MCI | Die Unternehmerische Hochschule® seit seiner Gründung 2011 an. Danzl ist aber auch Vorsitzende der GPA Frauen in Tirol. Das Eintreten für Betriebsrats- und Frauenbelange ist für sie auch „ein wichtiger Teil meiner Freizeit“.

Als sich 2011 am MCI erstmals ein Betriebsrat formierte, war Danzl klar: Da möchte sie dabei sein. „Der Betriebsrat ist eine wichtige Schnittstelle zwischen den Bedürfnissen der Mitarbeiter:innen und den Bedürfnissen des Betriebs“, sagt sie. Der Betriebsrat verfüge über rechtliches Know-how und wisse, wo die Möglichkeiten für und die Grenzen von guten Arbeitsbedingungen lägen. Sie selbst hat dabei auch einiges an Aus- und Fortbildungen absolviert, um dieser Funktion auch bestmöglich nachkommen zu können: Danzl besuchte bereits 2008 das Betriebsrät:innen-Kolleg der Arbeiterkammer, später die Gewerkschaftsschule und zuletzt einen frauenpolitischen Lehrgang am Renner Institut Tirol. „Um gut beraten zu können, muss man auch gut geschult sein.“

Beratung vor allem in Sachen Dienstverträge ist eine wichtige Aufgabe des Betriebsrats am MCI. „Fachhochschulen gehören in Österreich zu den zwei Prozent der Branchen, in denen es keinen Kollektivvertrag gibt“, so Danzl. Daher seien Fragen zu Gehalt und Gehaltseinstufungen seitens der Kolleg:innen häufig. Oft geäußerte Anliegen seien zudem eine gute Work-Life-Balance, ein zeitgemäßes Arbeiten – Stichwort Home-Office (am MCI Remote Working genannt) – sowie Flexibilität. Das Gros der Verträge seien All-in-Verträge. Oft befasse sich der Betriebsrat daher mit Anfragen, wie das Arbeitsleben gut mit dem Privatleben unter einen Hut gebracht werden könne.

Remote Work

Betriebsvereinbarungen gebe es am MCI zwar grundsätzlich, allerdings noch keine zum Bereich Remote Working, sondern dazu jeweils standardisierte Einzelvereinbarungen mit den Beschäftigten. Ja, da gebe es „Luft nach oben“, betont Danzl, sagt aber auch, dass in einer Einrichtung wie dem MCI mit seinen relativ flachen Hierarchien und der großen Anzahl von wissenschaftlich Tätigen sowie Lehrenden und eben unter Einbindung des Betriebsrats meist gute Lösungen gefunden werden könnten. Ziel sei es aber natürlich, gute Lösungen für alle Mitarbeiter:innen in Betriebsvereinbarungen festzuhalten.

Hast du schon einmal überlegt selbst einen Betriebsrat zu gründen?

Wenn es bei dir im Betrieb mindestens 5 Beschäftigte gibt, kann eine Betriebsratswahl stattfinden. Dein Chef/deine Chefin, darf die Wahl nicht behindern. Als Betriebsrätin/Betriebsrat hast du einen besonderen Kündigungsschutz und du kannst einen Teil deiner Arbeitszeit für die Betriebsratstätigkeit verwenden. Wir unterstützen und begleiten dich und deine KollegInnen bei der Durchführung der Betriebsratswahl.
Du möchtest mit uns darüber reden? Dann wende dich an unsere Beratung in deinem Bundesland. Alle Kontakte findest du hier: https://www.gpa.at/kontakt

Ebenso Ziel der gesamten Branche sei der Abschluss eines Kollektivvertrags. „Das ist ein zentrales Anliegen und da gibt es auch schon eine gute Vernetzung mit Betriebsrät:innen an anderen Fachhochschulen in Österreich.“ Dabei sei auch die GPA eingebunden. Das Hauptproblem sei allerdings, dass es hier auf Arbeitgeber:innenseite keinen kollektivvertragsfähigen Verband gebe. „Die Arbeitgeber:innen müssten erst einen Verband gründen, damit das möglich wäre.“ Und das kommt dem Bohren harter Bretter gleich.

Letzteres erlebt Danzl auch im Bereich der Frauenpolitik – sie engagiert sich hier sowohl in der GPA, wo sie den GPA-Frauen in Tirol als Vorsitzende vorsteht, als auch bei den SPÖ-Frauen in Innsbruck. Die Frage, warum es auch 2023 noch wichtig sei, sich für Frauenbelange einzusetzen, beantwortet sie so: „Weil es immer noch so wirkt, als wäre ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben ein Privileg der Männer.“ Hier sei hinsichtlich der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen noch viel zu tun: „Kinderbetreuung und Care Arbeit gehören besser verteilt.“

Dafür setzt sie sich in all ihren Funktionen ein. Als Betriebsrätin sieht sie beispielsweise, wie schwierig es für Frauen ist, die nach einer Babykarenz Teilzeit arbeiten, in eine Führungsposition aufzusteigen. Als Gewerkschafterin setzt sie sich dafür ein, dass es einerseits einen gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit gibt und andererseits Belastungen und Aufgaben des Alltags gleichmäßiger auf die Geschlechter verteilt werden. „Es ist immer noch so, dass hauptsächlich Frauen für die Kinderbetreuung und Care Arbeit zuständig sind, doch da geht sich Vollzeit zu arbeiten dann meist nicht aus. Weniger Einkommen bedeutet später aber auch weniger Pension und damit droht Altersarmut. Das muss anders werden.“

Zur Person:
Heidi Danzl, geb. 1978 in Innsbruck, nach der Matura zunächst mehrere Jobs im Bereich Sekretariat und Administration. Seit 2002 an der Fachhochschule MCI | Die Unternehmerische Hochschule® beschäftigt, dabei seit sechs Jahren im Assistenzbereich im Studiengang Soziale Arbeit tätig. 2012 Abschluss des berufsbegleitenden Studiums „Wirtschaft und Management“ am MCI mit dem Bakkalaureat. Seit 2011 im Betriebsrat der Fachhochschule engagiert. Danzl ist zudem Tirols Wirtschaftsbereichsvorsitzende für den Bereich Forschung, Bildung & Organisationen sowie Vorsitzende der GPA-Frauen Tirol und engagiert sich bei den SPÖ-Frauen in Innsbruck.

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