Ambitioniert stellt sich die frischgebackene voestalpine-Jugendvertrauensrätin Sophie Wurm-Manzenreiter ihren Aufgaben und hat auch nebenbei viel vor.
Für Sophie Wurm-Manzenreiter war der heurige Mai ein besonderer Monat. Die knapp 17-Jährige wurde zur Jugendvertrauensrätin gewählt und ist bei der voestalpine nun für 48 angestellte Lehrlinge zuständig. Eine große Aufgabe und nicht ihre einzige: im zweiten Lehrjahr zur Industriekauffrau, bereitet sich Sophie gerade auf die erste Teilprüfung der Matura im Fach Englisch vor.
Engagement für andere ist ihr Ding
Trotz vieler Anforderungen im Lehrlingsalltag, das Amt gefällt ihr: „Als ich gefragt wurde, ob ich kandidieren möchte, habe ich nicht lange nachgedacht und zugesagt“, erklärt sie. Sophie konnte dabei schon auf eigene Erfahrungen bauen, denn sie war schon in der Mittelschule und im polytechnischen Lehrgang Klassen- und Schulsprecherin: „Andere zu vertreten, das ist voll mein Ding – ich bin ein Mensch, der sich gerne für andere einsetzt“. Ein schöner Nebeneffekt: Kurz nachdem sich die gebürtige Mühlviertlerin, sie stammt aus Bad Zell, für die Kandidatur entschieden hatte, haben auch andere Kolleg:innen zugesagt im Gremium mitzuarbeiten. „Daraus hat sich ein tolles Team entwickelt“, freut sich Sophie.
In ihrem neuen Amt ist es ganz wichtig, mit möglichst vielen Menschen zu sprechen und ihnen zuzuhören: „Ich helfe sehr gerne und ich glaube, dass man mit Reden viel erreichen kann“. Zuletzt konnte eine junge Kollegin am Telefon beruhigt werden, die vor einem Gespräch mit der Ausbildungskoordinatorin wahnsinnig nervös war. Bei diesen Treffen dreht es sich um die Entwicklung in der Ausbildung und darum, was sich die Lehrlinge selbst erwarten. „Ich habe ihr gesagt, mit welchen Fragen sie rechnen muss und dass sie sich ein paar Gedanken darüber machen soll, was sie antworten möchte“, berichtet die frisch gewählte JVR.
Betriebliche Familienbande
Sophies Großvater arbeitete früher selbst bei der voestalpine, heute ist dort einer ihrer Brüder beschäftigt. „Ich habe drei ältere Brüder und bin als einziges Mädchen die Prinzessin in der Familie“, erzählt Sophie, die auch von der Oma in ihrem politischen Engagement – sie ist bei der Jungen Generation der SPÖ Linz-Stadt aktiv – sehr unterstützt wird.
„Ich habe mich auch deshalb bei der voestalpine beworben, weil ich sehr Karriere orientiert bin und es ein sicherer Arbeitsplatz ist“, erklärt Sophie zielstrebig. Auch ihre Direktorin im Poly schwärmte vom Unternehmen und die Lehre scheint heiß begehrt zu sein: gut 1.200 Jugendliche haben sich heuer um eine Lehrstelle beworben, es können jedoch maximal 180 Lehrlinge aufgenommen werden. „So ein Verfahren zu überstehen, das macht schon selbstbewusst“, findet Sophie, die ihren Lehrplatz als „Traum“ bezeichnet. Grund ist u.a. die umfangreiche Ausbildung – was bei der Lehrabschlussprüfung (LAP) an Können geprüft wird, müssen die Jugendlichen während ihrer Lehrzeit schon reichlich unter Beweis stellen. Sophie Wurm- Manzenreiter: „Als renommiertes und anerkanntes Unternehmen, kann sich die voestalpine die Besten aussuchen“.
Aufwand zahlt sich aus
Morgens um 5.15h muss Sophie aufstehen, sie beginnt ihren Arbeitstag der Gleitzeit wegen bereits um 6.30h. Von ihrem Heimatort Bad Zell fährt sie rund 40 Minuten in die Arbeit – den Führerschein L17 hat Sophie geschafft und wird bald mit dem Auto in die Arbeit fahren. Zuvor hat sie zeitweise im Lehrlingsheim am Froschberg gewohnt, denn durch die Abendkurse für die Matura, die teils bis 21 Uhr dauern, konnte sie nicht mehr mit den Öffis nach Hause fahren. Trotz dieses Aufwands: Die Ausbildung einer Lehre mit Matura, zieht sie der Schule eindeutig vor: „In der Berufsschule und im Betrieb lerne ich mehr über den Beruf und ich verdiene dabei auch noch Geld.“
Unter den angestellten Lehrlingen der voestalpine ist Sophie Wurm-Manzenreiter nur eine von vielen jungen Frauen. „Mittlerweile ist es als Mädchen leichter geworden, hier zu arbeiten“, weiß die JVR, die etwas mehr junge Frauen als Männer vertritt. „Vom Miteinander zwischen Mädchen und Burschen gibt es keinen Unterschied und auch die Mädchen, die eine gewerbliche Lehre absolvieren, sind gut integriert.“
Als JVR will sie jetzt vor allem auf die IT-Lehrlinge zugehen. Diese arbeiten in Bereichen, die auch räumlich von den anderen Abteilungen getrennt sind, oft bleiben die Lehrlinge nur unter sich. „Sie haben bisher andere Lehrlinge außerhalb ihrer Abteilung kaum gekannt. Ich bin zu ihnen gegangen und habe mich vorgestellt. Wir wollen, dass sie bei allen Aktivitäten teilnehmen können“. Damit alle gemeinsam aktiv werden können, hat sich die Jugendvertrauensrätin fest vorgenommen, solche Barrieren zu durchbrechen. „Gemeinsam und mehr miteinander“, erklärt sie. Es sollte mehr Veranstaltungen wie den Lehrlings-Sporttag, der vom Arbeiter-JVR organisiert wird, geben. „Es wäre cool, wenn wir mehr voneinander mitkriegen würden.“
Auch sonst gibt es einiges zu tun. Am meisten ärgert sich Sophie über den Gender-Pay-Gap, ein Problem, das Sophie, „gerne am liebsten aufheben“ würde. „Da gehört noch einiges gemacht, da muss sich die Gesellschaft wandeln und zum Beispiel auch die Kinderbetreuungseinrichtungen ausbauen“, erklärt die Jugendvertrauensrätin und ärgert sich: „Es scheitert oft nicht daran, dass die Frauen nicht wollen, sondern dass sie keine Möglichkeiten haben“.
Unterstützung von oben
Die aktive Mühlviertlerin ist auch Mitglied bei der GPA, wo sie schon Jugendsekretär Marcel Fellhofer kennengelernt hat. „Ich verstehe mich ziemlich gut mit ihm und ich denke, dass wir in Zukunft gut miteinander arbeiten werden.“ Bei Hürden steht ihr außerdem der voestalpine-Angestellten-Betriebsratsvorsitzende Reinhard Streinz zur Seite, der im Übrigen auch eine Klassen- und Schulsprecher-Karriere hinter sich hat. „Ab und an haben Vorgesetzte Einwände, wenn in der Arbeitszeit JVR-Tätigkeiten durchgeführt werden“, weiß Streinz. „Doch Sophie soll ruhig selbstbewusst zu den Führungskräften gehen und deutlich machen, dass sie ihre Aufgabe als JVR zu erledigen hat – sie hat dabei auch meine volle Unterstützung.“
Inzwischen kennt Sophie schon die meisten der von ihr vertretenen Lehrlinge – bei einem Werksgelände, das sich fünf Quadratkilometer weit erstreckt, ist das schon mit einigen Wegen verbunden. Jedes halbe Jahr rotieren die kaufmännischen Lehrlinge und wechseln die Abteilung, darunter fallen u.a. Einkauf, Sekretariat, Vertrieb oder das Kundenservice. Am Ende der sechs Monate geben die Lehrlinge ein Feedback dazu ab – Sophie Wurm-Manzenreiter, die gerade im Sekretariat tätig ist, hat ihre Zeit im Einkauf bisher am besten gefallen.
Karriere und Reisen
Alles kommt, wie es kommen sollte, ist sich Sophie sicher. „Wenn ich eine Möglichkeit bekomme, ergreife ich diese auch.“ Keinesfalls will sie schon mit 20 Jahren Mutter werden und daheim bleiben. „Das bin nicht ich – ich will eine ordentliche Karriere machen und viel reisen. “Bis jetzt ist die junge Mühlviertlerin noch kaum in der Welt herum gekommen und würde unter anderem gerne Los Angeles besuchen. Und obwohl ihr Großvater mütterlicherseits aus einem Dorf in der Nähe von San Marino (ein Zwergstaat im nördlichen Mittelitalien) stammt, und Sophie auch italienische Wurzeln hat, war sie noch nie in der Heimat ihrer Ahnen. Das will sie bald nachholen. Auch möchte sie nach dem Lehrabschluss nach Linz ziehen, um ihrer Arbeit und dem politischen Engagement näher zu sein.
Und wäre das nicht Alles schon ausreichend um 24 Stunden zu füllen, tanzt Sophie Wurm-Manzenreiter auch noch in der Faschingsgilde und spielt dank ihrer musikalischen Familie gleich mehrere Instrumente: Gitarre, Ukulele und Klavier. „Immer aktiv zu sein, das gefällt mir“, sagt sie zum Schluß.