Für die Dinge des täglichen Bedarfs müssen die Menschen immer tiefer in die Tasche greifen, denn die Inflation steigt aktuell enorm. Die Gewerkschaft fordert daher Gehaltsabschlüsse, die deutlich über der Inflationsrate liegen. Bei den Metallern ist dies bereits gelungen.
Es sind derzeit die Ärmsten, die am meisten unter dem starken Anstieg der Preise für Nahrungsmittel und Benzin leiden: BezieherInnen niedriger Einkommen und junge Familien wissen oft nicht mehr, wie sie den wöchentlichen Einkauf bezahlen können. Der so genannte Miniwarenkorb, in dem sich Güter wie Eier und Tiefkühlpizza, Zahnpasta und Treibstoff befinden, verteuerte sich laut Statistik Austria von September 2010 auf September dieses Jahres um 7,1 Prozent. Für Kaffee waren sogar 27 Prozent mehr zu bezahlen, für alkoholfreie Getränke 11,3 Prozent. Diese Werte liegen massiv über der Gesamtinflationsrate, bei deren Berechnung auch Produkte wie Computer, Autos oder Flugreisen berücksichtigt werden. Im September betrug diese gegenüber dem Vorjahr 3,6 Prozent.
Gegensteuern
Wie steuert man hier am besten dagegen? „Mit hohen Lohnabschlüssen“, sagt GPA-djp-Vorsitzender Wolfgang Katzian. „Vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen, die einen größeren Anteil ihres Einkommens für Güter des täglichen Gebrauchs ausgeben, sind darauf angewiesen, dass wir über die Lohnabschlüsse für sie einen Ausgleich herausholen. Die laufenden Kollektivvertragsverhandlungen für die Beschäftigten im Handel sind wegen der vergleichsweise niedrigen Einkommen im Handel besonders wichtig.“ GPA-djp-Wirtschafts- und Sozialexperte David Mum tritt für Lohnabschlüsse über der Gesamtinflationsrate ein. Denn findet nur eine Inflationsabgeltung statt, dann steigt das Realeinkommen nicht.
Haushaltsausgaben steigen
Ein neues Auto kauft man sich, wenn überhaupt, dann doch nicht jedes Jahr und auch die Computeranschaffung kann man, wenn das Konto leer ist, auf später verschieben. Brot, Milch, Obst: darauf kann eine Familie mit kleinen Kindern nicht verzichten. „Hier kann ich einfach nicht ausweichen“, so Mum. Da die Teuerungen vor allem im Nahrungsmittelbereich massiv ausfallen, wird ein immer größerer Teil des Haushaltsbudgets dafür aufgewandt. Die durchschnittlichen Haushaltsausgaben betrugen laut Konsumerhebung 2009 übrigens monatlich 2.900 Euro – für 2,3 Personen. Darin sind natürlich auch die Ausgaben für Wohnen, Energie, Kleidung, Sport, Kultur – also wirklich alle anfallenden Kosten – inkludiert.
Mum gibt zudem zu bedenken, dass sich jede Lohnerhöhung jenseits der 1.200-Euro-Einkommensgrenze nur zur Hälfte im Börsel bemerkbar macht: die anderen 50 Prozent wandern zur Sozialversicherung und in den Steuertopf. Auch aus diesem Grund müssten die Einkommen diesen Herbst nicht nur moderat, sondern wirklich kräftig angehoben werden. „Man darf die Steuer- und Abgabenbelastung hier nicht aus den Augen verlieren.“
Nachhaltige Erhöhungen
Das betont auch Katzian. Die Beschäftigten, beispielsweise in der Metallbranche, haben mit ihrer Arbeit zu den guten Ergebnissen beigetragen, welche die Betriebe im vergangenen Jahr erzielt haben. „Sie haben daher in Zeiten einer extrem hohen Inflationsrate eine adäquate Abgeltung verdient. Niemand kann sich von schönen Worten etwas kaufen, wenn das tägliche Leben immer teurer wird. Dass wir mit dem harten Kurs richtig gelegen sind, zeigt nicht nur der gute Abschluss in der Metallindustrie, sondern auch die enorme öffentliche Unterstützung, die wir erfahren haben.“
Einmalzahlungen, wie sie von Arbeitgeberseite dann oft in Kollektivvertragsverhandlungen als Kompromiss angeboten werden, kommen für Katzian in der momentanen Situation übrigens nicht in Frage. „Preissteigerungen gehen ja nicht mehr zurück. Wie sollen Einmalzahlungen da helfen? Dann hinken die Löhne ja nur noch mehr hinterher. Wir brauchen nachhaltige Erhöhungen.“
Konsum und Wachstum
Wenn Menschen mit ihrem Einkommen nicht mehr auskommen, dann schadet das außerdem nicht nur dem Einzelnen, sondern der gesamten Wirtschaft. Wer kein Geld hat, kann auch nicht konsumieren. Und eine gebremste Nachfrage hat massive Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. „Was wir als Gewerkschaft tun, wenn uns die Arbeitgeber eine faire Abgeltung unserer Leistung verweigern, haben wir in der Metallindustrie bereits gezeigt“, so Katzian kämpferisch. Nachsatz: „Und wir brauchen uns auch vor Konflikten in anderen Branchen nicht fürchten.“
Das zusätzliche Drehen zweier anderer Schrauben könnte die Situation für Jungfamilien und Bezieher kleiner Einkommen zusätzlich verbessern, merkt Sozialexperte Mum an: die regelmäßige Valorisierung der Familienbeihilfe – und das Anheben der Steuergrenzen. Rutscht man nämlich mit einer Gehaltserhöhung, die eigentlich die Inflation ausgleichen soll, in die nächste Steuerklasse, bleibe so manchem von der Lohnerhöhung sogar weniger als die Hälfte zum Ausgeben über. „Das ist die kalte Progession.“
Leider seien beide Themen immer nur in Wahlzeiten im Fokus der PolitikerInnen. Mum wünscht sich hier die Einführung von entsprechenden Automatismen. „Die Steuergrenzen sollten jedes Jahr im Ausmaß der Gesamtinflationsrate angehoben werden – und nicht nur dann, wenn alle paar Jahre eine Steuerreform beschlossen wird.“