Schönes Aussehen versprechen die Produkte der Beautykette Douglas ihren KundInnen. Alles andere als schön sind jedoch die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten: Taschenkontrollen und eine verhinderte Betriebsratsgründung stellen dem Management kein schönes Zeugnis aus.
Sabrina E. versteht die Welt nicht mehr. Vor etwa einem Jahr wurde sie von einer anderen Drogeriemarktkette für Douglas abgeworben. Seither hat sie gerne und mit Freude für Douglas gearbeitet. Sie wurde für ihr Engagement und ihre hohen Verkaufszahlen von der Geschäftsleitung mehrfach gelobt. Als sie sich im Frühsommer dieses Jahres gemeinsam mit anderen KollegInnen zusammentat, um einen Betriebsrat zu gründen, war plötzlich alles anders. „Am 24. August wurden wir von der Gebietsleitung ins Büro gerufen. Es wurde uns gesagt, dass wir Unruhe verbreiten, wir wurden gekündigt und noch am selben Tag dienstfrei gestellt.“
Emilija S. war ebenfalls von einem Konkurrenzunternehmen mit dem Versprechen eines Filialleiterpostens für Douglas abgeworben worden. Auch mit ihrer Arbeitsleistung war die Geschäftsleitung immer zufrieden. Als sie sich aufgrund bedenklicher Vorkommnisse, wie Taschenkontrollen, Spindkontrollen mit Zentralschlüssel in Abwesenheit der MitarbeiterInnen und einer generell schlechten Stimmung unter den MitarbeiterInnen entschloss, sich gemeinsam mit Sabrina E. in einem Betriebsrat zu engagieren, wurde auch sie „wegen Unruhestiftung“ gekündigt und sofort dienstfreigestellt.
Sabrina E. und Emilija S. können den Vorwurf der Unruhestiftung nicht nachvollziehen. „Wir wollten uns konstruktiv mit Vorschlägen zur Verbesserung des Betriebsklimas einbringen und Kolleginnen und Kollegen unterstützen, die sich von Vorgesetzten ungerecht behandelt fühlen“, erzählen sie.
Klage eingebracht
Die ehemaligen Douglas-MitarbeiterInnen haben mit Unterstützung der GPA-djp gegen die Kündigungen geklagt. Außerdem gingen sie mit ihrer Kritik an die Öffentlichkeit. Seither hätten sie viel positives Feedback erhalten und Unterstützung von ehemaligen KollegInnen erfahren, erzählt Sabrina E. Sie möchte ins Unternehmen zurückkehren: „Ich würde sehr gerne zurückkehren gemeinsam mit meinen Kolleginnen und auch die Gründung eines Betriebsrates vorantreiben. Weil wir denken, dass das sehr wichtig ist. Ich war ja nur teilzeitbeschäftigt, deshalb habe ich andere gebeten, mir beizustehen und weitere Kandidatinnen für den Betriebsrat zu finden. Wenn wir vor Gericht recht bekommen, dann müsste ich auch nicht mehr im Geheimen Kolleginnen für den Betriebsrat akquirieren, und niemand müsste Angst haben. Denn außer mir wurden andere Mitarbeiterinnen ebenfalls gekündigt, die im Betriebsrat mitarbeiten wollten.“
Kein Einlenken der Geschäftsführung
Die Geschäftsführung von Douglas schaltet unterdessen auf stur. Bei einem Gespräch mit der GPA-djp-Vorsitzenden Barbara Teiber, beharrte sie auf den Kündigungen. „Die Geschäftsführung hat uns mitgeteilt, dass wir nicht erwarten können, dass die Wahl eines Betriebsrates unterstützt wird. Sie werden mit ihren Führungskräften, also den Filialleiterinnen, reden, ob die glauben, ob die Beschäftigten einen Betriebsrat wollen“, schildert Teiber das Gespräch, das nicht einmal eine Stunde gedauert hat. Die Kündigungen jener drei Mitarbeiterinnen, die einen Betriebsrat gründen wollten, werde Douglas nicht zurückziehen, erzählt Teiber. Douglas bestreitet, dass die Kündigungen etwas mit der geplanten Betriebsratsgründung zu tun gehabt haben. Die Mitarbeiterinnen seien als „schwarze Schafe“ bezeichnet worden, sagt Teiber.
Sabrina E. ist überzeugt, dass die Entscheidung zur Gewerkschaft zu gehen und einen Betriebsrat zu gründen richtig war: „Geht auf jeden Fall zur Gewerkschaft!“, rät sie auch anderen Beschäftigten in einer ähnlichen Situation. „Denn die Unterstützung, die ich in den vergangenen Wochen durch die Gewerkschaft erfahren habe, war enorm. Ein Betriebsrat ist auf jeden Fall ein tolles Instrument, das ich jedem Betrieb empfehlen würde – auch wenn es einen guten Personalchef oder eine gute Personalchefin gibt. Und: Nicht unterkriegen lassen! Es wird immer KollegInnen geben, die einen von so einem Vorhaben abhalten wollen. Ich würde mich davon nie abhalten lassen. Ich weiß, das ist leichter gesagt, wenn man nicht wirklich abhängig ist von dem Job. Trotzdem: Man muss für eine Sache wirklich einstehen. Der Betriebsrat ist ein wichtiges Mitbestimmungsinstrument und ein Gegenpol für die ArbeitnehmerInnen.“