Mitte Dezember gelangte ein Forderungspapier der Wirtschaftskammer an die Öffentlichkeit, in dem massive Verschärfungen beim Krankenstand gefordert wurden. Nur durch den massiven Protest der ArbeitnehmervertreterInnen in der neuen Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) konnte das verhindert werden.
Auch wenn die Schikanen für Kranke nicht umgesetzt wurden ist dies doch ein erster Vorgeschmack auf geänderte Machtverhältnisse in der Krankenversicherung.
Laut dem Forderungspapier sollten Dienstgeber bei einem Missbrauchsverdacht eine Überprüfung des Krankenstands anordnen können. Derzeit haben Dienstgeber die Möglichkeit, bei der Krankenkasse Kontrollen anzuregen. Außerdem hätte laut dem Papier die Bestätigung der Arbeitsunfähigkeit künftig auch den Beginn, die voraussichtliche Dauer und die Ursache des Krankenstandes und die ärztlich angeordneten Ausgehzeiten bzw. die angeordnete Bettruhe beinhalten müssen.
„Die Ursachen eines Krankenstandes, aber auch verordnete Bettruhe gehen den Dienstgeber nichts an! Dabei geht es um Weitergabe vertraulicher Informationen, was auch dem Datenschutz widerspricht“
Barbara Teiber
Von Seiten der Gewerkschaften, aber auch von der Österreichischen Ärztekammer kam eine klare Ablehnung der Forderungen. „Die Ursachen eines Krankenstandes, aber auch verordnete Bettruhe gehen den Dienstgeber nichts an! Dabei geht es um Weitergabe vertraulicher Informationen, was auch dem Datenschutz widerspricht“, so GPA-djp-Vorsitzende Barbara Teiber in ihrer ersten Stellungnahme dazu. Der ganze Vorschlag sei von einer Haltung des Misstrauens gegenüber den Beschäftigten geprägt, die offenbar unter Generalverdacht gestellt werden sollen. Die bisherige Praxis der Kontrolluntersuchungen reiche vollkommen aus. So wie bisher solle die Krankenversicherung anhand von objektiven Kriterien entscheiden, wer vorgeladen wird.
Krankenstände seit den 80ern rückläufig
Faktum ist, das die Krankenstände in Österreich in der Privatwirtschaft trotz längerer Arbeitszeiten und steigendem Arbeitsdruck seit den 80er-Jahren rückläufig sind (siehe Grafik).
Statt Kontrollen zu verschärfen und Misstrauen zu säen, sollte gemeinsam überlegt werden, wie Phänomenen wie Burnout und Arbeitsüberlastung begegnet werden kann. Die Unternehmer sollten eigentlich stolz sein auf die hohe Produktivität der österreichischen Beschäftigten. „Misstrauen und Sanktionen sind der falsche Weg“, ergänzt Teiber.
Die Diskussion um die verschärften Kontrollen bei Krankenständen zeigt auf, dass es nicht egal ist, wer in der Gesundheitskasse das Sagen hat: Schneller als erwartet versuchen offenbar die Dienstgeber in der ÖGK, ihre Interessen gegen die Interessen der Beschäftigten durchzusetzen. Der uns vorliegende Vorschlag ist auch der Beweis dafür, dass es in Fragen der Gesundheit keine gleichgerichteten Interessen gibt.