Ende Juni sind in Österreich immer noch knapp 65.000 Menschen mehr arbeitslos als vor der Coronakrise. Die überwiegende Mehrheit davon sind Frauen.
Es gibt gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosigkeit geht langsam zurück. Seit dem Höhepunkt der Krise ist sie um etwa 146.000 Personen zurückgegangen. Die Rückkehr auf den Arbeitsmarkt ist für Frauen allerdings deutlich schwerer als für Männer. Von den 65.000 zusätzlichen Arbeitslosen im Vergleich zu vor der Krise sind 85 Prozent Frauen und nur 15 Prozent Männer.
Ende Februar 2020 waren in Österreich 399.359 Personen arbeitslos. Ende Juni waren es 463.505 Personen, die Arbeitslosigkeit ist also um 64.146 Personen höher. Von diesen – statistisch gesehen – „Corona-Arbeitslosen“ sind 54.702 Frauen und nur 9.444 Männer. Das geht aus den Zahlen des Arbeitsmarktservice (AMS) hervor.
Frauenbranchen besonders betroffen
Der hohe Frauenanteil an den Corona-Arbeitslosen ist unter anderem darauf zurück zu führen, dass in den von Schließungen besonders betroffenen Branchen, der Hotellerie, dem Gastgewerbe, dem Handel, dem Dienstleistungssektor sowie dem Gesundheits- und Sozialbereich überproportional viele Frauen arbeiten. Im männerdominierten Bauwesen ging die Arbeitslosigkeit dagegen saisonbedingt – trotz Corona – deutlich zurück. Interessantes Detail am Rande: Bei den wenigen Frauen, die am Bau beschäftigt sind, stieg die Arbeitslosigkeit in diesem Zeitraum trotzdem leicht an.
Die Folgen der Krise werden am Arbeitsmarkt daher vor allem für Frauen noch länger spürbar und eine Rückkehr zu Vollzeit unter Umständen noch schwieriger sein. Das hat drastische langfristige Folgen für das Erwerbseinkommen und somit auch die Pensionshöhe von Frauen. „Die Corona-Krise darf die ohnehin begrenzten Fortschritte der Gleichberechtigung nicht wieder rückgängig machen. Die Politik ist jetzt gefragt, Frauen bei den Maßnahmen zur Bewältigung der Krise stärker zu berücksichtigen und zu unterstützen“, forderte daher die ÖGB-Vizepräsidentin und Frauenvorsitzende Korinna Schumann in einer Aussendung.
Viele Frauen mussten in den letzten Monaten auch massiv Arbeitszeit reduzieren und Urlaub verbrauchen, um die Kinderbetreuung überhaupt stemmen zu können. Jetzt sind Sommerferien da und die Regierung hat bislang nichts zum dringend notwendigen Ausbau von kostengünstigen Betreuungsangeboten beigetragen.
Jeder zweite verlorene Job kommt nicht zurück
Laut WIFO-Prognose kommt jeder zweite Job, der heuer durch Corona verloren geht, nächstes Jahr nicht zurück. Wir brauchen daher dringend eine Neuverteilung der Arbeitszeit. Das GPA-djp-Modell „90 für 80“ würde die Chance bieten, die Arbeitslosigkeit bis inklusive 2021 abzufedern.
Im Modell „80 für 90“ reduziert ein/-e Arbeitnehmer/-in freiwillig die Arbeitszeit auf 80 Prozent und bekommt dafür 90 Prozent Gehalt. Die Differenz zahlt das AMS. Voraussetzung ist, dass für die freiwerdende Zeit jemand neu im Betrieb aufgenommen wird. Für je vier Personen, die sich für das Modell entscheiden, könnte also eine neue Stelle geschaffen werden. Vom Modell „90 für 80“ profitieren auch Unternehmerinnen und Unternehmer durch die steigende Produktivität.
„Wir wissen, dass 400.000 Beschäftigte in Österreich ihre Arbeitszeit gerne reduzieren würden. Wenn nur jeder zehnte davon mitmacht, dann schaffen wir damit 10.000 Jobs. Wenn sich ein Viertel für das Modell entscheidet, wären es sogar 25.000 neue Arbeitsplätze“, erklärt die GPA-djp-Vorsitzende Barbara Teiber.