Ein Kommentar von Barbara Teiber
Es wird derzeit keinen Menschen geben, der nicht in irgendeiner Form von der Pandemie und ihren vielfältigen Folgen negativ betroffen ist. Es sind die konkreten Sorgen um die eigene Gesundheit und die der Angehörigen, es sind die konkreten Sorgen um den Arbeitsplatz und das Einkommen. Es sind aber in ganz großem Ausmaß diffuse Sorgen, ob die Welt jemals wieder so wird wie zuvor, ob künftige Generationen überhaupt noch jene Lebensqualität haben werden, wie sie viele Menschen in unseren Breiten über Jahrzehnte gehabt haben. Corona stellt die Psyche vor eine riesige Belastungsprobe.
Allen, die jetzt vorgeben, sie hätten das Patentrezept für die Krisenbewältigung, sollte man nicht trauen. Einige Eckpunkte darf man allerdings außer Streit stellen. Wir brauchen jetzt vor allem ein Gemeinwesen, das sich wirksam darum kümmert, dass niemand zurückgelassen wird und auf der Strecke bleibt. Und wir brauchen eine öffentliche Hand, die rasch für konjunkturelle Impulse sorgt. Es ist der neoliberalen Ideologie in den letzten Jahrzehnten gut gelungen, alles schlecht zu reden, was mit staatlichen Aktivitäten in Zusammenhang steht. Genau in dieser Zeit wurden die Budgets öffentlicher Haushalte gekürzt, während die Vermögen einer Minderheit von Privatpersonen explodiert sind. Aber sehen wir es so: Wir, die diesen Staat in erster Linie finanzieren, nämlich wir unselbständig Beschäftigten, sollten selbstbewusster die Leistungen „unseres“ Staates einfordern und vor allem einen Beitrag jener einfordern, die enorme Vermögen angehäuft haben und in der Pandemie noch reicher geworden sind.
Wie Krisenbewältigung sicher nicht funktioniert, zeigen derzeit einige Unternehmen vor, die unter dem Deckmantel von Corona beinharte Konzepte zur Gewinnmaximierung durchziehen und ohne mit der Wimper zu zucken, trotz profitabler Standorte, teilweise massiv Personal abbauen. Wer arbeitende Menschen nur als Kostenfaktor und Verschubmasse im globalen Wettbewerb sieht, der hat nichts verstanden und riskiert unser aller Zukunft. Konkret zu spüren bekommen das schon jetzt tausende Beschäftigte, etwa bei MAN-Steyr.
Der Begriff Zusammenhalt und Zusammenstehen wird ja in letzter Zeit häufig bemüht. Ja, Solidarität und gegenseitige Unterstützung sind wichtig. Misstrauisch werden sollte man bei politischen Kräften, die diesen Begriff primär in der Abgrenzung zu „anderen“ verwenden. Zusammenstehen sollten jetzt vor allem die ArbeitnehmerInnen. Niemand kann derzeit Wunder bewirken. Eine Wahrheit gilt aber mehr denn je: Gemeinsam und mit dem Rückhalt starker Organisationen lässt sich mehr bewegen als vereinzelt und allein.