Der Betriebsrat als Zukunftsvorsorge

Foto: David Ebead

David Ebead hat vor kurzem einen Betriebsrat in einem sozialen Dienstleistungsbetrieb in Tirol mitgegründet. Auch wenn aktuell alles gut läuft im Betrieb, so sieht er eine Belegschaftsvertretung als eine langfristige Zukunftssicherung.

‚Integriertes Wohnen Tirol‘ ist ein sozialpsychiatrischer Träger, der seinen Klient:innen Unterstützung beim Wohnen, bei Amtsgängen, im Alltag sowie in der Freizeit, z.B. durch Freizeitangebote, anbietet. Weitere Schwerpunkte sind die mobile Betreuung und die insgesamt sieben Wohngemeinschaften, in denen Klient:innen mehrere Jahre wohnen können, bis sie zurück in die Selbstständigkeit finden.

David Ebead (32) ist im WG-Team tätig. Seit 2013 arbeitet er in der Branche, zunächst als Student im Nachtdienst sowie beim Mobilen Hilfsdienst. Seit dem Abschluss seines Studiums der Erziehungswissenschaften vor mittlerweile vier Jahren betreut er Menschen in Wohngemeinschaften für Integriertes Wohnen Tirol.

Seine Motivation, im Sozialbereich zu arbeiten, hat er von zu Hause mitbekommen. Seine Mutter ist als Sozialarbeiterin im Obdachlosenbereich tätig. „Das hat mich schon während meiner Kindheit sehr geprägt.“ Dort zu arbeiten ist sehr herausfordernd und man braucht viel Herz und Engagement, betont Ebead. „Ich bin meiner Mutter bis heute dankbar, dass sie mir vorgelebt hat, wie wichtig es ist, anderen Menschen etwas zu geben. Meine Eltern haben mich bei meinen beruflichen Plänen immer sehr unterstützt.“

„Ich bin meiner Mutter bis heute dankbar, dass sie mir vorgelebt hat, wie wichtig es ist, anderen Menschen etwas zu geben.“
David Ebead

Betriebsrat als Vorsorge

David Ebead und die anderen Betriebsrät:innen in seinem Team sind seit März dieses Jahres neu gewählt. Davor gab es bei Integriertes Wohnen Tirol noch keine Belegschaftsvertretung. „Wir sind ein sehr engagiertes Team, aber auch unsere Geschäftsführung agiert sehr Mitarbeiter-orientiert und transparent“, erklärt er die Ausgangslage vor der Wahl, „und auch die Gehälter sind im Rahmen des SWÖ-KV gut in unserem Betrieb.“

Warum also einen Betriebsrat wählen, wenn alles gut läuft? „Zum einen sehe ich das als eine Vorsorge für die Zukunft, für die wir rechtzeitig planen sollten“, erklärt Ebead seine Herangehensweise. „Es wird ein wenig Zeit brauchen, um einen Betriebsrat in der Unternehmenskultur zu verankern. Und selbst bei guten Arbeitsbedingungen gibt es doch noch viel Gestaltungsspielraum und Mitwirkungsmöglichkeiten, in denen der Betriebsrat positiv agieren kann.“

„Uns ist eine offene, transparente Arbeit sehr wichtig, wir möchten, dass alle Kolleginnen und Kollegen den Betriebsrat als Teil ihrer Arbeitswelt schätzen lernen.“
David Ebead

Ablauf der Wahlen

Bei Integriertes Wohnen Tirol sind etwas mehr als sechzig Mitarbeiter:innen beschäftigt. Die Zentrale des Betriebs befindet sich in Innsbruck, weitere Standorte gibt es im Unterland (Schwaz), im Oberland (Imst) sowie in Osttirol (Lienz). Der neu gewählte Betriebsrat umfasst nun vier Betriebsrät:innen und drei Ersatzmitglieder.

David Ebead leitete die Wahlen als Vorsitzender des Wahlvorstandes. Sein Anspruch war, diese Wahlen nach allen rechtlichen Vorgaben sauber durchzuführen. Anfangs, erinnert er sich, war das durchaus herausfordernd: „Es gab eine Menge Termine, organisatorische Details und auch rechtliche Vorgaben zu beachten, u.a. deshalb, weil wir diese drei Außenstellen haben, wo per Briefwahl gewählt wurde.“ Da war die Unterstützung der Gewerkschaft GPA dann auch sehr willkommen, betont Ebead. Ralf Wiestner, stv. Landesgeschäftsführer der GPA Tirol, kam eigens zu einer Betriebsversammlung, um vor Ort alle Fragen der Belegschaft zu beantworten. „Das hat den Kolleg:innen gezeigt, dass diese Wahl nicht nur eine Formalität ist, sondern dass wir sie sehr ernst nehmen!“

Schließlich lief alles erfolgreich und wie geplant ab, nach drei Monaten Vorbereitung fanden die Wahlen statt. „Wir erreichten – und darauf sind wir stolz! – 75 Prozent Wahlbeteiligung“, berichtet Ebead. Und auch die Geschäftsführung, betont er, hat die Wahl durchwegs gut unterstützt.

„Wir wollen in Westösterreich die Gehälter nach oben bringen! Die Lebenskosten z.B. hier in Innsbruck sind extrem hoch, man kann sich das Leben bald nicht mehr leisten.“
David Ebead

Pläne

Das neu gewählte Betriebsratsteam versteht sich als Ansprechstelle für Mitarbeiter:innen für verschiedene Anliegen, um ein gutes Betriebsklima zu fördern, aber auch bei Konflikten im Unternehmen.

Dafür werden regelmäßige Sprechstunden angeboten. Zur Zeit ist man vor allem mit organisatorischen Arbeiten beschäftigt. Das reicht von einem neuen schwarzen Brett bis hin zum Erarbeiten von Betriebsvereinbarungen, die bisherige Einzelvereinbarungen zusammenfassen sollen.

„Ehe wir größere Projekte angehen, möchten wir die Betriebsrats-Kultur im Unternehmen verankern“, erklärt Ebead. „Uns ist eine offene, transparente Arbeit sehr wichtig, wir möchten, dass alle Kolleginnen und Kollegen den Betriebsrat als Teil ihrer Arbeitswelt schätzen lernen.“ Natürlich denkt er auch an Freizeitangebote oder Veranstaltungen. „Da das an eine Betriebsratsumlage gebunden wäre, müssen wir darüber erst diskutieren. Das machen wir nur dann, wenn es die Mehrheit auch wirklich will.“

„Es ist wichtig, dass betroffene Arbeitnehmer:innen, wenn es darauf ankommt bereit sind, sich aktiv zu beteiligen! Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, sich aktiv für einen guten Abschluss des eigenen KV einzusetzen und einen solchen guten Abschluss voranzutreiben.“
David Ebead

KV-Verhandlungsteam

Ebead ist als Grüner Gewerkschafter dieses Jahr neu delegiert im großen Verhandlungsteam des WB17 (Sozialwirtschaft Österreich) in der Gewerkschaft GPA. Außerdem engagiert er sich als Kammerrat in der AK Tirol.

In Tirol ist der regionale Vorbereitungsprozess für die nächste Verhandlungsrunde im Herbst bereits am Laufen. Die klare Stoßrichtung ist die Erhöhung der Gehälter, betont Ebead: „Wir wollen in Westösterreich die Gehälter nach oben bringen! Die Lebenskosten z.B. hier in Innsbruck sind extrem hoch, man kann sich das Leben bald nicht mehr leisten.“ Natürlich ist auch die Arbeitszeitverkürzung für ihn ein Thema, aber am Einkommen hängt zugleich auch die Attraktivität der gesamten Branche: „Wenn man in unserem Beruf nicht genug zum Leben verdient, wird auch der Nachwuchs ausbleiben.“

Nachdem der letzte KV-Abschluss aufgrund der Inflation relativ hoch ausgefallen ist (9,2 Prozent), werden die kommenden KV-Verhandlungen des SWÖ 2025 hart werden, erklärt Ebead: „Es ist wichtig, dass betroffene Arbeitnehmer:innen, wenn es darauf ankommt bereit sind, sich aktiv zu beteiligen! Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter hat die Möglichkeit, sich aktiv für einen guten Abschluss des eigenen KV einzusetzen und einen solchen guten Abschluss voranzutreiben.“

David Ebead sieht sich als Betriebsrat in einer Branche, wo einerseits Handlungsbedarf beim Ausbau der verschiedenen Einrichtungen und Angebote für die Klient:innen besteht, andererseits braucht es tiefgreifende und rasche Verbesserungen für die Beschäftigten: „Im Verhandlungsteam für den Kollektivvertrag zu arbeiten motiviert mich sehr stark! Dort kann ich über die Aufgaben im eigenen Unternehmen hinaus noch viel mehr bewirken.“

Zur Person: David Ebead geht es in seiner Freizeit gern ruhig an. Er unternimmt Spaziergänge in der Stadt oder kleinere Wanderungen in der Umgebung, trifft Freunde, hört Musik, geht Abends aus. Da seine Arbeit oft anstrengend ist, braucht er als Ausgleich Entspannung und Ruhe. Wichtig ist ihm vor allem auch, Zeit mit der Familie zu verbringen.

Du denkst auch darüber nach, in deinem Betrieb bzw. in deiner Filiale einen Betriebsrat zu gründen? Ab fünf dauernd beschäftigten MitarbeiterInnen habt ihr das Recht, eine Belegschaftsvertretung zu wählen! Deine Gewerkschaft GPA unterstützt dich dabei! Alle Infos zur Wahl und Unterstützung auch nach der Gründung erhältst du in deiner Regionalgeschäftsstelle. Für Nicht-Mitglieder ist eine Erstberatung kostenlos!
>>> Mehr zur Betriebsratswahl findest du HIER.

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