Arbeit soll existenzsichernd sein. Wer Vollzeit arbeitet, soll auch klar über der Armutsgefährdungsschwelle leben.
Die GPA-djp fordert 1.300 Euro brutto als Mindestlohn für alle Branchen und jeden Vollzeitjob. Das sind 1.053,76 Euro netto. Bei einer Armutsgefährdungsschwelle von 951 Euro im Monat ist das eine mehr als legitime Forderung. Denn auch 1.053,76 Euro sind noch lange kein Luxuseinkommen, sondern eben einmal genug zum (Über-)Leben. Ich persönlich kann mir auch keine Tätigkeit vorstellen, die bei Vollzeitarbeit weniger als 1.300 Euro wert sein könnte.
1.300 Euro Brutto-Mindesteinkommen sind daher ein wichtiger erster Schritt für mehr Einkommensgerechtigkeit, der keinen Augenblick zu früh kommt. Denn während in Österreich trotz Krise die Gehälter der Manager steigen, sind immer mehr Menschen armutsgefährdet, obwohl sie arbeiten. Darunter überproportional viele Frauen.
Dass Arbeit existenzsichernd sein soll, klingt selbstverständlich, ist es aber leider nicht: Sechs Prozent der Erwerbstätigen – das sind 175.000 Menschen – sind trotz ganzjähriger Erwerbstätigkeit nicht vor Armut geschützt. Davon sind 135.000 sogar Vollzeit erwerbstätig. Jede siebte Frau muss in Österreich mit einem Einkommen unter der Armutsgrenze auskommen. Die Einkommensschere zwischen Männern und Frauen ist in den letzten Jahren nicht kleiner geworden, sondern geht immer weiter auseinander.
Die beste Versicherung gegen Armut und soziale Ausgrenzung sind immer noch ausreichende wie auch qualitätsvolle Arbeitsplätze. Dazu gehört auch ein Einkommen, mit dem man auskommen kann. Alles andere ist für eines der reichsten Länder der Welt eine Schande und für die GPA-djp nicht akzeptabel. Unglaublich zynisch ist es, wenn Arbeitgebervertreter immer wieder einfordern, „das zarte Pflänzchen des Aufschwungs“ nicht durch einen zu hohen KV-Abschluss zu gefährden. Wie 1.300 Euro Mindestgehalt in einer Branche wie dem Handel, der von der Krise zudem kaum betroffen war, den wirtschaftlichen Erfolg gefährden könnten, ist aus unserer Sicht jedenfalls nicht nachvollziehbar. Im Gegenteil, die 450.000 Beschäftigten im Handel sind in ihrer Rolle als KonsumentInnen selbst ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, auf den der Handel nicht verzichten kann.
Die KV-Verhandlungen im Handel sind auch nach vier Verhandlungsrunden noch nicht abgeschlossen, weil wir uns nicht mit einem Minimalkompromiss abspeisen lassen. Wenn die Arbeitgeber nicht einlenken, werden wir zeigen, dass eine Mobilisierung der Beschäftigten für faire Bezahlung auch im Handel möglich ist. Die breite Unterstützung für unsere Aktionswoche stimmt mich äußerst optimistisch, denn sie zeigt, was möglich ist. Den Arbeitgebern sollte sie eine Warnung sein.