Weil die Mittel knapp werden, spart die öffentliche Hand nun verstärkt im Sozialbereich – eine kurzsichtige Strategie.
Nicht nur in Oberösterreich und in der Steiermark stehen uns im Sozialbereich konfliktreiche Zeiten bevor. Aus akuter Geldnot soll landauf landab bei den Mitteln für soziale Dienste gespart werden. Mit beinharten Konsequenzen für Beschäftigte und Betroffene.
Die Sparstrategie ist jedoch nicht nur gesellschaftlich wenig verantwortungsvoll und unsolidarisch, sondern auch aus finanziellen Überlegungen äußerst kurzsichtig. Denn was auf den ersten Blick nach Kostenersparnis aussieht, kann den Staat langfristig gesehen teuer zu stehen kommen.
Nehmen wir etwa die mobile Betreuung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen als ganz konkretes Beispiel. Da geht es etwa um Kinder, die Autismus, Down-Syndrom oder Hyperaktivitätsstörungen haben. Natürlich kostet eine solche individuelle Betreuung Geld. Vielleicht sogar viel Geld. Dennoch ist jeder Euro, der hier investiert wird, im wahrsten Sinne des Wortes sein Geld wert. Denn die Betreuung stellt sicher, dass die Kinder bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit bestmöglich unterstützt werden. Das wiederum kann letztlich darüber entscheiden, ob und bis zu welchem Grad diese Menschen als Erwachsene ein eigenständiges Leben führen können und damit eben nicht dem Staat auf der Tasche liegen.
Dieselbe Form von Umwegrentabilität lässt sich in meinen Augen für jede Form der sozialen Arbeit nachweisen. Sei es die Betreuung von Haftentlassenen, psychisch Kranken oder verhaltensauffälligen Jugendlichen. Streicht oder kürzt man bei den Leistungen oder der Betreuung für diese Menschen, so führt das automatisch zu Folgekosten für die öffentliche Hand, die sich dann wiederum negativ auf die Budgets niederschlagen.
Das gilt natürlich auch für die Pflege älterer Menschen oder für die Kinderbetreuung, wenn keine Betreuungsplätze verfügbar sind und Frauen aus dem Familienkreis dafür dann ihren Beruf aufgeben müssen.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich möchte hier nicht dafür plädieren, soziale Dienstleistungen nur nach ihren Auswirkungen auf Budgets zu beurteilen. Damit würde man ihrem gesellschaftlichen Wert ohne Zweifel nicht gerecht. Ich möchte aber denjenigen, die meinen, mit Kürzungen im Sozialbereich kann man die Staats- oder Länderkassen wieder füllen, vor Augen führen, dass ihre Rechnung so nicht aufgehen wird. Dass sie mit ihrer Rasenmäherstrategie der öffentlichen Hand langfristig kein Geld ersparen, sondern noch viel mehr Geld kosten werden.
Auch die von uns geforderte Sozialmilliarde ist so gesehen nicht nur ein effizienter Jobmotor, der Arbeitsplätze schafft, sondern auch eine Möglichkeit, die gesellschaftlichen Folgekosten psychischer Erkrankungen, Kriminalität oder Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden.