Jung, perfekt ausgebildet, mit Berufserfahrung, flexibel, bereit rund um die Uhr zu arbeiten und bescheiden beim Gehalt – so wünschen sich viele Arbeitgeber heute ihren MitarbeiterInnennachwuchs.
Arbeitgeber stellen hohe Anforderungen an die jungen Menschen auf Jobsuche und bieten nur wenig. Jugendliche auf der Suche nach einer Lehrstelle müssen aufwendige Auswahlverfahren absolvieren. Selbst mit abgeschlossener Berufsausbildung ist oft kein Berufseinstieg mehr möglich, ohne sich jahrelang mit schlecht bezahlten Praktika herumzuschlagen. Junge Menschen sind gezwungen, sich auf jeden Kuhhandel mit dem Arbeitgeber einzulassen und auf legitime Ansprüche zu verzichten.
Während die Wirtschaft regelmäßig über einen angeblichen Fachkräftemangel jammert, geht die Zahl der Lehrlinge stark zurück. Hatten wir 1980 noch etwa 200.000 Lehrlinge, so sind es heute nur noch etwa die Hälfte – plus etwa 10.000 in der überbetrieblichen Ausbildung. Trotz massiver Lehrstellenförderung bilden nur noch 35.000 Betriebe überhaupt Lehrlinge aus. Was es braucht, das sind Unternehmen, die nicht über den Fachkräftemangel jammern, sondern Verantwortung übernehmen und mehr junge Menschen zu Fachkräften ausbilden. Zwar genießt das österreichische Ausbildungsmodell mit seinem starken Fokus auf die betriebliche Praxis nach wie vor eine hohe gesellschaftliche Anerkennung – sowohl in Österreich als auch international. Dennoch besteht auch bei der Ausbildungsqualität großer Handlungsbedarf. Während die Jugendlichen auf Herz und Nieren geprüft werden, bekommen ausbildende Betriebe Förderungen, ohne dass sie je überprüft werden. Förderungen müssen daher an die Qualität der Ausbildung geknüpft werden, Lehrausbildner müssen besser geschult werden, und die Jugendlichen müssen mehr Zeit in den Berufsschulen verbringen. Außerdem muss die Durchlässigkeit zwischen berufsbildenden Schulen und Lehre deutlich verbessert werden.
Was aus Sicht der Unternehmer kurzfristig lukrativ erscheint – mit billigen bis kostenlosen Arbeitskräften Personalengpässe abzudecken – hat für die Gesellschaft fatale Folgen. Junge Menschen auszubeuten und (fast) gratis arbeiten zu lassen, stellt eine Entwertung der Person genauso wie der Ausbildung dar. Zudem ist es für eine Gesellschaft nur schwer zu verkraften, wenn ihrer Jugend die Perspektiven fehlen und hochqualifizierte Menschen so zur Generation Praktikum werden, die jahrelang mit McJobs und Umgehungsverträgen ihr Arbeitsleben fristet.
Der Weg zum Jobeinstieg ist für einen jungen Menschen in Österreich voller Stolpersteine. Besonders Jugendliche aus bildungsfernen Schichten haben schlechte Karten, zu einer guten Ausbildung und damit einem qualifizierten Arbeitsplatz zu kommen. Die mit August 2016 in Kraft getretene Ausbildungspflicht für Jugendliche unter 18 Jahren ist eine wichtige Maßnahme gegen jugendliche Hilfsarbeit und zur Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit. Sie kann jedoch nur dann funktionieren, wenn die Berufsausbildung wieder den Stellenwert in den Unternehmen bekommt, den sie verdient, und der Staat zusätzlich verstärkt in niederschwellige Angebote investiert. Es muss sichergestellt werden, dass es ausreichende und passende Angebote für die Jugendlichen gibt.