Kommentar: Die Sozialversicherung macht Tempo

Ingrid Reischl, Foto: Ludwig Schedl
Ingrid Reischl, Foto: Ludwig Schedl

Was sich über viele Jahrzehnte bewährt hat, muss sich dennoch weiterentwickeln.

Der Antrieb dafür sollte allerdings nicht aus der Hektik des tagespolitischen Treibens kommen. Die Politik denkt in (Wahl-)Zyklen von fünf Jahren. Das ist zu kurz für eine Reform der Sozialversicherung. Geben wir daher der Effizienzstudie, die im Spätsommer präsentiert wurde und 1.400 Seiten umfasst, eine Chance. Die renommierte London School of Economics zeigt in dieser Analyse nüchtern auf, was gut funktioniert in unserem Gesundheitssystem und was nicht.

Ich lese aus der Studie aktuell drei große Herausforderungen heraus: An erster Stelle steht die Angleichung der Leistungen. Jeder Versicherte vom Neusiedler- bis zum Bodensee soll die gleiche Versorgung erhalten. Die Sozialversicherung macht hier Tempo: Sie hat 23 Bereiche definiert, die harmonisiert werden sollen und bereits zwei Pakete umgesetzt. Das zweite große Projekt ist der Ausbau sogenannter Primärversorgungszentren. Sie sollen helfen, die Spitalsambulanzen zu entlasten. Die WGKK hat diesen Weg, gemeinsam mit der Stadt Wien, schon vor Jahren eingeschlagen. Primärversorgungszentren bieten umfassende ärztliche Versorgung bei Öffnungszeiten von 50 Stunden pro Woche. Der dritte Schwerpunkt ist die Digitalisierung, dazu zählt etwa der Ausbau unserer elektronischen Services.

Die Sozialversicherung hat sich keineswegs der Stagnation verschrieben. Wir werden Prozesse modernisieren und Versorgungsstrukturen zeitgemäß weiterentwickeln, indem wir auf ein gut funktionierendes Gesundheitssystem aufbauen, anstatt es fahrlässig zu zerschlagen.

Ingrid Reischl ist Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse und leitet den Geschäftsbereich Grundlagen in der GPA-djp.

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