AUVA: Arbeit wird gesund

Für viele, die zumeist am Schreibtisch sitzen müssen, sind Kreuzschmerzen eines der Hauptübel. Vom Betriebsarzt verordnete Wirbelsäulengymnastik hilft den Beschäftigten.

Vorsorge. Berufskrankheiten von Rückenschmerzen bis Burn-out sind nach wie vor im ansteigen begriffen. Wir zeigen drei Referenzmodelle für eine optimale berufliche Gesundheitsvorsorge.

Auch kleine Maßnahmen, wie der tägliche Apfel, können ein erster Schritt in Richtung bessere Gesundheit sein. Betriebliche Gesundheitsförderung bedeutet aber viel mehr. Es geht darum, Arbeitsbedingungen umfassend zu verbessern und ein gesundheitsförderndes Verhalten der Beschäftigten zu stärken. „Ziel ist es, dass Menschen länger gesund im Job bleiben können. Somit profitieren Beschäftigte wie auch Unternehmen von solchen Programmen“, erklärt Isabel Koberwein, Expertin bei der GPA-djp für die Gesundheitsförderung.

Investitionen lohnen sich
Wolfgang Gratzer ist Zentralbetriebsrat der AUVA. Vor einem Jahr wurde das Programm „Ge!Mit“ zur betrieblichen Gesundheitsförderung initiiert. „Wir versuchen, auf individuelle Bedürfnisse der verschiedenen Berufsgruppen einzugehen.“ In der Verwaltung sind die Ansprüche natürlich anders als im Pflegebereich. Aber eines hatten alle Gruppen gemeinsam: Sie haben viel zu wenig getrunken. „Deshalb haben wir den Leuten jetzt Grander- und Mineralwasser bereitgestellt“, erzählt Gratzer. Wer möchte, findet außerdem täglich frisches Obst am Arbeitsplatz vor.

Eine Mitarbeiterbefragung befasste sich mit berufsspezifischen Problemen. Dabei stellte sich heraus, dass z. B. im Pflegebereich falsches Heben und Tragen häufig zu Beschwerden bis hin zu ernsthaften Erkrankungen führt. „Durch Nachschulungen, aber auch durch technische Hilfsmittel wie elektrische Patientenheber, kann solchen Gesundheitsproblemen entgegengewirkt werden.“ Die Investition in die Gesundheit der MitarbeiterInnen lohnt sich: Angesichts einer immer belastenderen Arbeitswelt ist sie nicht nur eine soziale Notwendigkeit, sondern trägt auch dazu bei, Fehlzeiten zu reduzieren. Wolfgang Gratzer: „Unser Ziel ist es, dieses Programm bis 2012 in ein permanentes Gesundheitsmanagement umzugestalten.“

Sport und Bewegungspausen
Auch in der Pensionsversicherungsanstalt ist die Gesundheit für die Beschäftigten dem Betriebsrat und der Geschäftsführung gleichermaßen ein Anliegen. Verschiedene Sportsektionen – Tischtennis, Ski- fahren, Kegeln, Fußball – werden vom Betriebsrat unterstützt und in der Freizeit auch gerne genützt. Die MitarbeiterInnen haben auch die Möglichkeit, nach Dienstende preiswerte Gymnastikkurse zu besuchen oder sich zu sehr mode- raten Preisen massieren zu lassen. Bettina Zweiler, Betriebsratsvorsitzende in der PVA: „Auch in der Pensionsversicherungsanstalt ist der Stress angewachsen. Immer wenn es Diskussionen in der Sozialpolitik gibt, steigt spürbar die Frequenz der Menschen an, die sich beraten lassen wollen.“

„Als Betriebsrat fordern und unterstützen wir die betriebliche Gesundheitsförderung“,    betont Zweiler. Für viele, die zumeist am Schreibtisch sitzen müssen, sind Kreuzschmerzen eines der Haupt- übel. Zur Vorbeugung gibt es kurze Bewegungspausen. „Auch vom Betriebsarzt verordnete Wirbelsäu- lengymnastik hilft den KollegInnen, Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates vorzubeugen. Auch diese Gymnastik wird dann im Haus gemacht“, erzählt Zweiler. Weitere Programme, die sich etwa auch mit altersgerechter Arbeit beschäftigen, werden derzeit noch mit der Unternehmensleitung verhandelt.

Work-Life-Balance
„Unser Ziel ist die richtige Work- Life-Balance“, erklärt Karin Hörzing, Angestelltenbetriebsrätin bei der voestalpine Stahl GmbH. Eine eigene Betriebs- und Arbeitsmedizin sowie betriebliche Gesundheitsvorsorge – von Ergonomie bis zum Stresstest – werden für die 7.000 MitarbeiterInnen angeboten. Hörzing: „Betriebspsychologen und Seminare können auch teilweise in der Arbeitszeit besucht werden.“ Bei Suchtpräventionen stehen Seminare zur Verfügung, die auch gemeinsam mit dem Partner besucht werden dürfen.

Wichtiges Ziel: Bei der Arbeitsaufteilung soll auf das Alter und auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen stärker eingegangen werden. „Auf die unterschiedlichen Lebensphasen muss mehr Bedacht genommen werden. Aber diese Entwicklungen sind noch im Anfangsstadium.“

Bedrohung Burn-out
Was die Arbeitswelt von heute kennzeichnet, ist die extreme Verdichtung der Arbeit. Computer und neue Medien machen die Arbeit sehr effizient. Hörzing: „Überspitzt formuliert ist es doch so, dass Arbeiten, die vor 30 Jahren von zehn MitarbeiterInnen erledigt wurden, heute von nur mehr einer Person bewältigt werden sollen!“ Immer mehr leiden daher auch an Burn-out. Denn die Technik macht auch die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit fließend. Viele Betroffene sind unsicher, ob sie nur momentan überlastet sind oder schon an einem Burn-out- Syndrom leiden. Deshalb lassen sich viele erst relativ spät helfen. Auch die Furcht, dass ein Ausfall mehr Arbeit für die KollegInnen bedeutet, hemmt Leidende, die nötige Hilfe zu suchen.

Freizeitaktivitäten der Belegschaft werden vom Unternehmen unterstützt. Der SK voest hat noch immer 22 Sektionen: vom Fitnesscenter über Judo, Ringen bis zu Fußball. Nur der Profi-Fußball-Verein SK voest wurde vor rund 15 Jahren aufgelöst.

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