Das System der dualen Berufsausbildung hat seinen Beitrag dazu geleistet, dass die österreichische Wirtschaft sich in den letzten Jahrzehnten sehr positiv entwickeln konnte. Doch durch die Corona Krise droht ein eklatanter Mangel an Lehrstellen.
109.000 junge Menschen absolvieren in Österreich derzeit eine Lehre in den über 200 verschiedenen Lehrberufen, 40 Prozent aller 15-Jährigen in Österreich entscheiden sich für eine duale Berufsausbildung in Betrieb und Berufsschule. 2010 lag die Zahl der Lehrstellen noch bei 129.000 und ist seitdem kontinuierlich gesunken, 2019 konnte zum ersten Mal wieder ein Anstieg der Lehrstellen verzeichnet werden. Mit 109.000 Lehrlingen liegt die Zahl der Lehrlinge aber – trotz eines Anstiegs um circa 1000 Lehrstellen von 2018 auf 2019 – noch immer deutlich unter dem Wert von 2010.
Die Erfahrung ist der letzten Wirtschaftkrisen zeigen, dass die letzten Krisen (z.B. Eurokrise 2009) etwa 2000 bis 5000 Lehrstellen unmittelbar gekostet haben und auch in den Jahren nach der Krise die Lehrstellen kontinuierlich gesunken sind. Der Internationale Währungsfonds geht für Österreich in einer optimistischen Schätzung von einem Rückgang um sieben Prozent der Wirtschaftsleistung aus. Das ist die schwerste Wirtschaftskrise seit dem 2. Weltkrieg. Die Gewerkschaftsjugend geht von 10.000 Lehrstellen aus (10 Prozent aller Lehrstellen), die im im Zusammenhang mit Corona wegbrechen werden. Die Zahl der Lehrstellensuchenden ist derweil im März 2020 um 20 Prozent gestiegen, die Zahl der unbesetzten Lehrstellen um 10 Prozent gesunken. Droht eine verlorene Generation?
Was braucht es jetzt?
In der Vergangenheit haben die Regierungen unter Führung der ÖVP die Zusammenarbeit mit der Gewerkschaftsjugend, als größter Vertretung von Lehrlingen in Österreich, zur Lösung bisher bestehender Probleme, konsequent verweigert. Dieser Kurs wird auch im Kontext von Corona weiter durchgezogen: Viele Entscheidungen bzgl. Lehrabschlussprüfung, Berufsschule und Co. werden durch die Regierung in Pressekonferenzen und Interviews bekanntgegeben, ohne mit der Vertretung der Lehrlinge zu sprechen.
Doch was braucht es jetzt? Die öffentliche Hand (Länder, Gemeinden, Ministerien) und Unternehmen im öffentlichen Eigentum müssen die Zahl der Lehrplätze steigern. Hier müssen die Stadt Wien und die Unternehmen der Stadt positiv erwähnt werden, diese haben die Ausbildungsplätze in den letzten Jahren kontinuierlich gesteigert. Besonders Klein und Mittelunternehmen welche 40 Prozent der Lehrlinge in Österreich ausbilden, müssen gezielter unterstützt werden. Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, sollen verstärkt von öffentlichen Aufträgen profitieren und schließlich sollen Unternehmen, die prinzipiell ausbilden könnten, es aber nicht tun, gezielt besteuert werden, um diese Mittel wiederum Unternehmen zur Verfügung zu stellen, die sich zur Lehrlingsausbildung bekennen.