No Jobs on a dead Planet

Foto: GPA-Jugend

Wie geht es mit dem Klimaschutz nach Corona weiter und welche Rolle können dabei GewerkschafterInnen und BetriebsrätInnen spielen? Und wie kann eine sozial-ökologische Transformation gelingen, die gerecht ist und nicht auf dem Rücken der Schwachen ausgetragen wird?

Diese und ähnliche Fragen diskutierten drei ExpertInnen im Zuge der GPA-Webinar-Reihe „Leben und Arbeiten in Zeiten von Corona“ vergangenen Mittwoch. Unter der Moderation von Pia Lichtblau vom Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung kam die Klimaaktivistin Sophia Stanger von Fridays For Future mit dem Physiker Werner Gruber und Michael Soder von der Abteilung Wirtschaftspolitik in der AK Wien ins Gespräch.

Problemaufriss

„Unser Planet hat Fieber“ fasste Stanger den Zustand der Erde zusammen. Es gehe aber „nicht nur um die Umwelt da draußen“, sondern um uns alle. Fridays for Future habe sich gegründet, weil es um eine Zukunft gehe, die schon heute gestaltet werden muss.

Der Science Busters-Begründer und Physiker Werner Gruber versuchte einige physikalische Aspekte der Klimakrise aufzuzeigen: „Wir befinden uns nicht im Klimawandel. Wir befinden uns erst an seinem Anfang.“ Klimatische Veränderungen habe es immer schon gegeben, nicht aber in der Geschwindigkeit und Intensität, die wir heute erleben. In kürzester Zeit beobachten wir Änderungen, die üblicherweise tausende Jahre dauern. Gruber mache insbesondere der anhaltende Methan-Ausstoß Sorge. Das Gas wirkt in der Atmosphäre zwanzig mal so stark wie Kohlendioxid, wird aber nicht natürlich abgebaut. Näher rückende gesundheitliche Probleme, wie die Zunahme von Krankheiten übertragenden Zecken, sind nur eine.

„Klimawandel ist im Kern eine soziale Frage“ betont der Ökonom Michael Soder von der Arbeiterkammer, insbesondere aufgrund der unterschiedlichen Betroffenheiten. Wer wohnt in ungedämmten, unsanierten Häusern? Wer wohnt an stark befahrenen Straßen? „Die Menschen sind unter ungleichen Voraussetzungen ungleich stark betroffen“, so Soder.

Lösungen

Wie aber müssen Klimaschutzmaßnahmen aussehen, dass sie nicht nur ökologisch, sondern auch sozial verträglich sind?

Der Wirtschaftswissenschafter pocht auf die große Verantwortung des öffentlicher Sektors, wenn es um die Abwendung der Klimaerwärmung und letztendlich auch die Anpassung daran geht. „Lasst die Finger vom Sozialstaat!“ Ein sozialer Abbau würde uns die Basis nehmen auf die rapiden, klimatischen Veränderungen reagieren zu können. „Der Markt macht das nicht“, so der AK-Experte. Stattdessen verweist Michael Soder auf „gesamtgesellschaftliche Missionen“, die es braucht.

Etwa die Dekarbonisierung der Industrie: Zur Erreichung des Ziels, bräuchte es nicht nur Maßnahmen, sondern einen ganzen Maßnahmenmix. Insbesondere brauchen wir aber „aktive Strukturwandelpolitik, die die unterschiedlichen Politikfelder, wie Forschung/Technologie, Industriepolitik, Arbeitsmarkt, Sozialpolitik zusammen denkt und auf diese Missionen ausrichtet.“

Auch in der Autoteilzuliefer-Industrie gelte es Weichen zu stellen, da diese vor einem Umbruch von großer regionalpolitischer Bedeutung stehe. Soder nennt Notwenidgkeiten im Bereich der arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen zu Qualifizierung und Weiterbildung, aber auch eine Einkommensstabilisierung und ein erhöhtes Arbeitslosengeld um die Folgen für die Arbeitenden abzufedern. Der grüne Strukturwandel kann in den nächsten zehn Jahren viele Jobs bringen, „wenn man das richtig steuert“, so der AK-Experte.

Auch auf ganz einfache Lösungen dürfte nicht vergessen werden, erinnert Werner Gruber: „30 km/h im Ortsgebiet, 50 auf Landstrassen und 80 auf der Autobahn.“ Oder: Weg mit den Autos mit den vielen PS. Michael Soder ist sich sicher: „Ge- und Verbote sind ein großer Hebel in der Frage. Da wird halt nicht gerne drüber diskutiert. Das wird aber noch eine Rolle spielen.“

Bestimmte Wirtschaftsbereiche sollten auch in Zukunft wachsen: Die Forschung, der Gesundheits- und der Bildungsbereich, andere sollen schrumpfen. Studien besagen, so Soder, „mit dem Wirtschaftswachstum wächst nicht unbedingt das Wohlbefinden der Bevölkerung. Es braucht eine Wohlstandsorientierung.“

Gewerkschaften

Wo liegt bei alldem aber die Macht der BetriebsrätInnen und Gewerkschaften? Sophia Stanger macht die verschiedenen Perspektiven stark um Lösungen zu erarbeiten. Kooperationen mit den Parents for Future und den Scientists for Future ergänzen da nur erste Kooperation mit Gewerkschaften. Will man keine Entscheidungen „über seinen Kopf hinweg“, müsse man in Kauf nehmen, dass ein „Zurücklehnen und Abwarten“ nicht ausreiche. „Wir müssen alle Verantwortung übernehmen.“

Dass mit der Klimakrise große Veränderungen nahen ist sicher. Die Fridays for Future-Aktivistin Stanger plädiert: „Es braucht den Mut der Gewerkschaften eine starke Rolle einzunehmen, anstatt nur den Arbeitgebern die Entscheidungen zu überlassen.“

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