Arbeit ohne Papiere aber nicht ohne Rechte

Foto: UNDOK

Seit zehn Jahren setzt sich die UNDOK-Anlaufstelle für die Rechte von Arbeitnehmer:innen ohne legalen Aufenthalt oder Arbeitsmarktzugang ein.

Bezahlung weit unterhalb des Kollektivvertrags, monatelange Arbeitsleistung ohne jegliche Entlohnung, übermäßig lange Arbeitstage von bis zu 18 Stunden sowie heruntergekommene, verschmutzte Unterkünfte. Schockierende Berichte von Arbeitsunfällen, nach denen die Betroffenen ohne Versicherungsschutz einfach vor Krankenhäusern abgesetzt werden. Diese Formen von extremer Arbeitsausbeutung sind auch in Österreich Realität. Besonders betroffen sind Menschen, die keinen regulären Zugang zum Arbeitsmarkt haben oder deren Aufenthaltsstatus nicht geklärt ist – sogenannte undokumentiert Beschäftigte. Diese Gruppe ist besonders erpressbar, vor allem durch die ständige Angst vor einer möglichen Abschiebung.
Der Terminus „un(ter)dokumentierte Arbeit“ hat sich inzwischen sowohl in der sozialwissenschaftlichen Forschung als auch im politischen Diskurs etabliert. Dieser Begriff wird dem Ausdruck der ‚Schwarzarbeit‘ oder ‚illegalen Arbeit‘ vorgezogen, weil er die Betroffenen entkriminalisiert. Gleichzeitig rückt er die migrations- und arbeitsmarktpolitischen Rahmenbedingungen in den Fokus, die zahlreichen Arbeitnehmer:innen den legalen Zugang zum Arbeitsmarkt versperren und sie dadurch in die Schattenwirtschaft drängen.

Arbeit ohne Papiere

Was viele nicht wissen: Auch Arbeitnehmer:innen ohne legalen Aufenthalt oder Arbeitsmarktzugang haben Rechte. Sozialversicherungsgesetze, Arbeitsrecht und kollektivvertragliche Mindeststandards gelten auch für sie. Dennoch sind sie oft von extremer Ausbeutung betroffen. Denn Arbeitgeber:innen nutzen ihre prekäre Situation häufig aus. Es kommt zu Lohnbetrug, exzessiven Arbeitszeiten und sexuellen/körperlichen Übergriffen. Viele Betroffene kennen ihre Rechte nicht oder sie haben Angst, sie durchzusetzen, weil sie Repressionen oder Abschiebung befürchten. In der Beratung von Arbeiterkammern und Gewerkschaften tauchen sie nur selten auf.

Vor zehn Jahren haben daher mehrere Gewerkschaften, NGOs aus dem fremden- und asylrechtlichen Bereich und die AK Wien die „Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung UNDOKumentiert Arbeitender“ gegründet. Ziel war ein niederschwelliges Beratungs- und Unterstützungsangebot, das die Rechte der Betroffenen stärkt und die Arbeitsbedingungen verbessert. UNDOK bietet u. a. kostenlose, mehrsprachige und anonyme Beratung an der Schnittstelle von Arbeits-, Sozialversicherungs- und Aufenthaltsrecht und sorgt etwa für die Durchsetzung von ausständigen Lohnzahlungen. Daneben betreibt UNDOK Öffentlichkeitsarbeit und Lobbying in Richtung Interessenvertretungen und Gesetzgebung.

Warum soll man sich für Menschen, die rein rechtlich gesehen in Österreich nicht arbeiten dürften, überhaupt einsetzen? Das gewerkschaftliche Zugang ist leicht erklärt: Jeder Mensch verdient für seine Arbeitsleistung einen angemessenen Lohn und Versicherungsschutz. Sanktionen müssen die Ausbeuter:innen treffen und nicht die Opfer von Arbeitsausbeutung. Eine der wichtigsten politischen Forderungen von UNDOK ist daher, dass undokumentiert Beschäftigte zumindest während der Dauer von arbeitsrechtlichen Verfahren vor Abschiebung geschützt sind.

UNDOK – Anlaufstelle zur gewerkschaftlichen Unterstützung undokumentiert Arbeitender
Beratung: Montag 9.00–12.00 Uhr, Mittwoch 15.00–18.00 Uhr oder nach Vereinbarung
office@undok.at oder +43 (0)1 534 44-39040
ÖGB / Catamaran, Lounge / Erdgeschoß, Beratungs-Koje, Johann-Böhm-Platz 1, 1020 Wien
www.undok.at

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